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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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es war, eine russische, dänische, französische,
englische etc. -- "Bei Gott, sagt' er, sie ist ganz
"Göttin sowohl in Betref der zartesten Ausbil¬
"dung und Tugend, als des feinsten Teints,
"Gesichts und Anzugs: -- aber warum hab'
"ich armer Teufel noch keine Ambassadrice zu
"Gesicht bekommen?"

Endlich stand er vor dem Zablockischen Pal¬
last. -- Die Auffahrt und das Ketten-Gehenke
an Pfeilern waren neue Siebenmeilenstiefel für
seine Phantasie; er freute sich auf die Nacht,
wo er diese gespannte bange Stunde auf dem
Kopfkissen frei und ruhig beschauen und behan¬
deln werde. Er trat in den Pallast, er sah
rechts und links breite Treppen mit Eisenge¬
ländern, -- große Flügelthüren -- sogar einen
rennenden Mohr mit weissem Turban -- gepuz¬
te Menschen giengen herab, heraus, hinein --
Thüren wurden oben auf und zugemacht --
Treppen berennt. Schwer wars für einen No¬
tar, sich einen Menschen auf der Hausflur aus¬
zusuchen, dem die Bitte vorzutragen war, daß
er zum General wolle.

es war, eine ruſſiſche, daͤniſche, franzoͤſiſche,
engliſche ꝛc. — „Bei Gott, ſagt' er, ſie iſt ganz
„Goͤttin ſowohl in Betref der zarteſten Ausbil¬
„dung und Tugend, als des feinſten Teints,
„Geſichts und Anzugs: — aber warum hab'
„ich armer Teufel noch keine Ambaſſadrice zu
„Geſicht bekommen?“

Endlich ſtand er vor dem Zablockiſchen Pal¬
laſt. — Die Auffahrt und das Ketten-Gehenke
an Pfeilern waren neue Siebenmeilenſtiefel fuͤr
ſeine Phantaſie; er freute ſich auf die Nacht,
wo er dieſe geſpannte bange Stunde auf dem
Kopfkiſſen frei und ruhig beſchauen und behan¬
deln werde. Er trat in den Pallaſt, er ſah
rechts und links breite Treppen mit Eiſenge¬
laͤndern, — große Fluͤgelthuͤren — ſogar einen
rennenden Mohr mit weiſſem Turban — gepuz¬
te Menſchen giengen herab, heraus, hinein —
Thuͤren wurden oben auf und zugemacht —
Treppen berennt. Schwer wars fuͤr einen No¬
tar, ſich einen Menſchen auf der Hausflur aus¬
zuſuchen, dem die Bitte vorzutragen war, daß
er zum General wolle.

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[148/0156] es war, eine ruſſiſche, daͤniſche, franzoͤſiſche, engliſche ꝛc. — „Bei Gott, ſagt' er, ſie iſt ganz „Goͤttin ſowohl in Betref der zarteſten Ausbil¬ „dung und Tugend, als des feinſten Teints, „Geſichts und Anzugs: — aber warum hab' „ich armer Teufel noch keine Ambaſſadrice zu „Geſicht bekommen?“ Endlich ſtand er vor dem Zablockiſchen Pal¬ laſt. — Die Auffahrt und das Ketten-Gehenke an Pfeilern waren neue Siebenmeilenſtiefel fuͤr ſeine Phantaſie; er freute ſich auf die Nacht, wo er dieſe geſpannte bange Stunde auf dem Kopfkiſſen frei und ruhig beſchauen und behan¬ deln werde. Er trat in den Pallaſt, er ſah rechts und links breite Treppen mit Eiſenge¬ laͤndern, — große Fluͤgelthuͤren — ſogar einen rennenden Mohr mit weiſſem Turban — gepuz¬ te Menſchen giengen herab, heraus, hinein — Thuͤren wurden oben auf und zugemacht — Treppen berennt. Schwer wars fuͤr einen No¬ tar, ſich einen Menſchen auf der Hausflur aus¬ zuſuchen, dem die Bitte vorzutragen war, daß er zum General wolle.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/156>, abgerufen am 21.11.2024.