Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.glänzte vom Himmel herunter in die weite Ebne Da er unbeschreiblich delikat sein wollte und glaͤnzte vom Himmel herunter in die weite Ebne Da er unbeſchreiblich delikat ſein wollte und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0221" n="213"/> glaͤnzte vom Himmel herunter in die weite Ebne<lb/> und den Fluß voll Licht. Der Notar ſah auf<lb/> dem Geſicht des Juͤnglings ein ernſtes, tiefes<lb/> und ſchmachtendes Leben wehmuͤthig im Mond¬<lb/> ſchein bluͤhen. Die Toͤne wurden ihm ein Toͤnen,<lb/> die Floͤte ſezt' er ſchon als ein Poſthorn auf den<lb/> Bock, das ihm den neuen Freund und die ſuͤſſe¬<lb/> ſte Zukunft davon blaſe in weite Fernen hinein;<lb/> „und wo kann der Gute wieder finden, dachte<lb/> Walt, was er verlaſſen und beweinen muß, ei¬<lb/> ne Geliebte wie Wina?“ — Laͤnger konnt' er<lb/> ſich nicht halten, er muſte die zarte Hand des<lb/> Grafen haben.</p><lb/> <p>Da er unbeſchreiblich delikat ſein wollte und<lb/> zwar in einem Grade, der, hoft' er, uͤber die<lb/> aͤlteſten franzoͤſiſchen Romane der franzoͤſiſchen<lb/> Weiber hinauslief: ſo erlaubt' er ſich nicht von<lb/> weitem zu bemerken, daß die Achſe an Klothars<lb/> Braut-Wagen zerbrochen ſei. „Wir haͤtten uns<lb/> fruͤher, ſezte der Graf und druͤckte die Hand,<lb/> ſehen ſollen, eh' die Sphinx, wie ein ſehr wacke¬<lb/> rer Dichter die Liebe beſchreibt, mir die Tazen<lb/> zeigte.“ — Walt war der wackere Dichter ſelber<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0221]
glaͤnzte vom Himmel herunter in die weite Ebne
und den Fluß voll Licht. Der Notar ſah auf
dem Geſicht des Juͤnglings ein ernſtes, tiefes
und ſchmachtendes Leben wehmuͤthig im Mond¬
ſchein bluͤhen. Die Toͤne wurden ihm ein Toͤnen,
die Floͤte ſezt' er ſchon als ein Poſthorn auf den
Bock, das ihm den neuen Freund und die ſuͤſſe¬
ſte Zukunft davon blaſe in weite Fernen hinein;
„und wo kann der Gute wieder finden, dachte
Walt, was er verlaſſen und beweinen muß, ei¬
ne Geliebte wie Wina?“ — Laͤnger konnt' er
ſich nicht halten, er muſte die zarte Hand des
Grafen haben.
Da er unbeſchreiblich delikat ſein wollte und
zwar in einem Grade, der, hoft' er, uͤber die
aͤlteſten franzoͤſiſchen Romane der franzoͤſiſchen
Weiber hinauslief: ſo erlaubt' er ſich nicht von
weitem zu bemerken, daß die Achſe an Klothars
Braut-Wagen zerbrochen ſei. „Wir haͤtten uns
fruͤher, ſezte der Graf und druͤckte die Hand,
ſehen ſollen, eh' die Sphinx, wie ein ſehr wacke¬
rer Dichter die Liebe beſchreibt, mir die Tazen
zeigte.“ — Walt war der wackere Dichter ſelber
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