Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.gen versuchte, theils ins Einhämmern der Stif¬ Da aber jede Saite zersprang -- und bei¬ *) Alters-Erlas.
gen verſuchte, theils ins Einhaͤmmern der Stif¬ Da aber jede Saite zerſprang — und bei¬ *) Alters-Erlas.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="52"/> gen verſuchte, theils ins Einhaͤmmern der Stif¬<lb/> te, ſo unangenehm ihm auch die ſaͤmmtlichen<lb/> Maͤdgen erſchienen, die ſogleich in den juͤngſten<lb/> Jahren die <hi rendition="#aq">venia aetatis</hi> <note place="foot" n="*)">Alters-Erlas.<lb/></note>, die einem Frei¬<lb/> herrn uͤber 300 fl. in Wien koſtet, auf dem Ge¬<lb/> ſicht als Brautſchaz mit gebracht.</p><lb/> <p>Da aber jede Saite zerſprang — und bei¬<lb/> nahe ſein eignes Trommelfell, das er und an¬<lb/> dere ſpannten und aufſchraubten —: ſo erſuchte<lb/> er um erforderliche Stille. Man ſchwieg all¬<lb/> gemein — er ſtimmte fort und laͤrmte allein —<lb/> die Tanzſchule ſamt dem Tanz- und Muſikmei¬<lb/> ſterlein ſah jede Minute dem Anfange der Kla¬<lb/> vierſtunde entgegen — Walt durchſchwizte die<lb/> Wind- und Meerſtille — die Saiten ſprangen<lb/> jezt ſtatt der Taͤnzer — das Stimmen verſtimm¬<lb/> te ſein Herz und Spinet — er hatte die annahende<lb/> Nacht und die reſtirenden Stimmhaͤuſer voll<lb/> ſchoͤnſter Toͤchter und Zimmer im Kopfe — ver¬<lb/> dumpft hatt' er ſich ſchon laͤngſt, weil keine An¬<lb/> ſpannung ſo hart ins Gehirn druͤckt als die des<lb/> Ohrs — an ſieben und zwanzig Saiten-Spruͤnge<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0060]
gen verſuchte, theils ins Einhaͤmmern der Stif¬
te, ſo unangenehm ihm auch die ſaͤmmtlichen
Maͤdgen erſchienen, die ſogleich in den juͤngſten
Jahren die venia aetatis *), die einem Frei¬
herrn uͤber 300 fl. in Wien koſtet, auf dem Ge¬
ſicht als Brautſchaz mit gebracht.
Da aber jede Saite zerſprang — und bei¬
nahe ſein eignes Trommelfell, das er und an¬
dere ſpannten und aufſchraubten —: ſo erſuchte
er um erforderliche Stille. Man ſchwieg all¬
gemein — er ſtimmte fort und laͤrmte allein —
die Tanzſchule ſamt dem Tanz- und Muſikmei¬
ſterlein ſah jede Minute dem Anfange der Kla¬
vierſtunde entgegen — Walt durchſchwizte die
Wind- und Meerſtille — die Saiten ſprangen
jezt ſtatt der Taͤnzer — das Stimmen verſtimm¬
te ſein Herz und Spinet — er hatte die annahende
Nacht und die reſtirenden Stimmhaͤuſer voll
ſchoͤnſter Toͤchter und Zimmer im Kopfe — ver¬
dumpft hatt' er ſich ſchon laͤngſt, weil keine An¬
ſpannung ſo hart ins Gehirn druͤckt als die des
Ohrs — an ſieben und zwanzig Saiten-Spruͤnge
*) Alters-Erlas.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/60 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/60>, abgerufen am 17.07.2024. |