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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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seits, und die Steis- und Schwanzflossen, die
Brust- und Rückenflossen, die Danaidengefässe,
Wasserstücke, Wasserwagen, Regenmesser und
Trockenseile andererseits unter dem Namen Haus¬
geräthe aufgeladen waren, welche der Mensch
durchaus hienieden haben muß, um nur einiger¬
massen halb durch das Leben zu schwimmen,
halb darüber zu fliegen. Der Eigenthümer aber
schritt voll Empfehlungen der größten Vorsichts¬
regeln für seine aufgepakten Flügel und Flossen
neben dem Wagen her, und versprach sich und
andern Schritt vor Schritt ganz andere blauere
Tage in der Zukunft als er in seinem vorigen un¬
bekannten Neste gehabt.

Darauf kam Walt auf ein Filial-Dörfgen
von fünf oder sechs waschenden, fegenden Häusern
und rauchenden Backöfen. Die Jünglinge hoben
mit Stangen und halber Lebensgefahr einen Ma¬
rienbaum mit rothen Bänder-Fahnen in die Hö¬
he, der für ein Dorf wohl nicht weniger ist, als
was eine Vogelstange für eine Mittelstadt. Die
Mädgen, welche die Bänder hinauf geschenkt,
sahen hochroth dem Aufbäumen zu, und hatten

ſeits, und die Steis- und Schwanzfloſſen, die
Bruſt- und Ruͤckenfloſſen, die Danaidengefaͤſſe,
Waſſerſtuͤcke, Waſſerwagen, Regenmeſſer und
Trockenſeile andererſeits unter dem Namen Haus¬
geraͤthe aufgeladen waren, welche der Menſch
durchaus hienieden haben muß, um nur einiger¬
maſſen halb durch das Leben zu ſchwimmen,
halb daruͤber zu fliegen. Der Eigenthuͤmer aber
ſchritt voll Empfehlungen der groͤßten Vorſichts¬
regeln fuͤr ſeine aufgepakten Fluͤgel und Floſſen
neben dem Wagen her, und verſprach ſich und
andern Schritt vor Schritt ganz andere blauere
Tage in der Zukunft als er in ſeinem vorigen un¬
bekannten Neſte gehabt.

Darauf kam Walt auf ein Filial-Doͤrfgen
von fuͤnf oder ſechs waſchenden, fegenden Haͤuſern
und rauchenden Backoͤfen. Die Juͤnglinge hoben
mit Stangen und halber Lebensgefahr einen Ma¬
rienbaum mit rothen Baͤnder-Fahnen in die Hoͤ¬
he, der fuͤr ein Dorf wohl nicht weniger iſt, als
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[109/0117] ſeits, und die Steis- und Schwanzfloſſen, die Bruſt- und Ruͤckenfloſſen, die Danaidengefaͤſſe, Waſſerſtuͤcke, Waſſerwagen, Regenmeſſer und Trockenſeile andererſeits unter dem Namen Haus¬ geraͤthe aufgeladen waren, welche der Menſch durchaus hienieden haben muß, um nur einiger¬ maſſen halb durch das Leben zu ſchwimmen, halb daruͤber zu fliegen. Der Eigenthuͤmer aber ſchritt voll Empfehlungen der groͤßten Vorſichts¬ regeln fuͤr ſeine aufgepakten Fluͤgel und Floſſen neben dem Wagen her, und verſprach ſich und andern Schritt vor Schritt ganz andere blauere Tage in der Zukunft als er in ſeinem vorigen un¬ bekannten Neſte gehabt. Darauf kam Walt auf ein Filial-Doͤrfgen von fuͤnf oder ſechs waſchenden, fegenden Haͤuſern und rauchenden Backoͤfen. Die Juͤnglinge hoben mit Stangen und halber Lebensgefahr einen Ma¬ rienbaum mit rothen Baͤnder-Fahnen in die Hoͤ¬ he, der fuͤr ein Dorf wohl nicht weniger iſt, als was eine Vogelſtange fuͤr eine Mittelſtadt. Die Maͤdgen, welche die Baͤnder hinauf geſchenkt, ſahen hochroth dem Aufbaͤumen zu, und hatten

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/117>, abgerufen am 23.11.2024.