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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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wagen, nämlich ein freier, wo der Roman¬
schreiber die unähnlichsten Personen zusammen brin¬
gen kann: so behandelte er sich als sein Selbst-
Romanschreiber und schafte sich unter die Schnit¬
waaren hinein, aus welchen er nichts kaufte
als ein Zopfband, um doch einigermaßen ein
Band zwischen sich und dem Blau-Auge anzu¬
knüpfen.

Das schöne Mädgen stand im Handel über
ein Paar gemslederne Mannshandschuh, stieg
im Bieten an einer Kreuzerleiter hinauf und hielt
auf jeder Sprosse eine lange Schmährede gegen
die gemsledernen Handschuhe. Der bestürzte
Notar blieb mit dem Zopfband zwischen den
Fingern so lange vor dem Ladentisch, bis alle
Reden geendigt, die Leiter erstiegen und die
Handschuhe Kaufs-unlustig dem Kaufmann zu¬
rückgeworfen waren. Walt, der sich sogar scheu¬
te, sehr und bedeutend in einen Laden zu blicken,
bloß um keine vergeblichen Hoffnungen eines
grossen Absatzes im Vorbeigehen in der feilste¬
henden Brust auszusäen, schritt erbittert über die
Härte der Sanftäugigen aus dem Gewölbe her¬

wagen, naͤmlich ein freier, wo der Roman¬
ſchreiber die unaͤhnlichſten Perſonen zuſammen brin¬
gen kann: ſo behandelte er ſich als ſein Selbſt-
Romanſchreiber und ſchafte ſich unter die Schnit¬
waaren hinein, aus welchen er nichts kaufte
als ein Zopfband, um doch einigermaßen ein
Band zwiſchen ſich und dem Blau-Auge anzu¬
knuͤpfen.

Das ſchoͤne Maͤdgen ſtand im Handel uͤber
ein Paar gemslederne Mannshandſchuh, ſtieg
im Bieten an einer Kreuzerleiter hinauf und hielt
auf jeder Sproſſe eine lange Schmaͤhrede gegen
die gemsledernen Handſchuhe. Der beſtuͤrzte
Notar blieb mit dem Zopfband zwiſchen den
Fingern ſo lange vor dem Ladentiſch, bis alle
Reden geendigt, die Leiter erſtiegen und die
Handſchuhe Kaufs-unluſtig dem Kaufmann zu¬
ruͤckgeworfen waren. Walt, der ſich ſogar ſcheu¬
te, ſehr und bedeutend in einen Laden zu blicken,
bloß um keine vergeblichen Hoffnungen eines
groſſen Abſatzes im Vorbeigehen in der feilſte¬
henden Bruſt auszuſaͤen, ſchritt erbittert uͤber die
Haͤrte der Sanftaͤugigen aus dem Gewoͤlbe her¬

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[124/0132] wagen, naͤmlich ein freier, wo der Roman¬ ſchreiber die unaͤhnlichſten Perſonen zuſammen brin¬ gen kann: ſo behandelte er ſich als ſein Selbſt- Romanſchreiber und ſchafte ſich unter die Schnit¬ waaren hinein, aus welchen er nichts kaufte als ein Zopfband, um doch einigermaßen ein Band zwiſchen ſich und dem Blau-Auge anzu¬ knuͤpfen. Das ſchoͤne Maͤdgen ſtand im Handel uͤber ein Paar gemslederne Mannshandſchuh, ſtieg im Bieten an einer Kreuzerleiter hinauf und hielt auf jeder Sproſſe eine lange Schmaͤhrede gegen die gemsledernen Handſchuhe. Der beſtuͤrzte Notar blieb mit dem Zopfband zwiſchen den Fingern ſo lange vor dem Ladentiſch, bis alle Reden geendigt, die Leiter erſtiegen und die Handſchuhe Kaufs-unluſtig dem Kaufmann zu¬ ruͤckgeworfen waren. Walt, der ſich ſogar ſcheu¬ te, ſehr und bedeutend in einen Laden zu blicken, bloß um keine vergeblichen Hoffnungen eines groſſen Abſatzes im Vorbeigehen in der feilſte¬ henden Bruſt auszuſaͤen, ſchritt erbittert uͤber die Haͤrte der Sanftaͤugigen aus dem Gewoͤlbe her¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/132>, abgerufen am 27.11.2024.