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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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blauen Augen schalkhaft zu Walten auf, bis er
sich neben sie sezte, scharf auf die Naht blikte und
auf nichts dachte, als auf eine schikliche Vorrede
und Anfurth. Er konnte leicht einen Gesprächs-
Faden lang und fein verspinnen, aber das erste
Flökgen an die Spindel legen konnt' er schwer.
Während er neben ihr so vor seiner eignen Seele
und Gehirnkammer antichambrirte, schnellte sie
leicht die kleinen Schuhe von ihren Füßgen ab,
und rief einen Herrn her, um sie an den Trocken¬
ofen zu lehnen. Mit Vergnügen wär' er selber
aufgesprungen; aber er wurde zu roth; ein weib¬
licher Schuh (denn er gab fast dessen Fuß darum)
war ihm so heilig, so niedlich, so bezeichnend, wie
der weibliche Hut, so wie es am Manne (sein
Schuh ist nichts) nur der Ueberrock ist, und an
den Kindern jedes Kleidungsstük.

"Ich dächte, Sie sagten endlich etwas", sagte
Jacobine zu Walten, an dem sie statt der Zunge den
Rest mobil machte, indem sie ihr Knäul fallen ließ,
und es am Faden halten wollte. Er lief der Glücks¬
kugel nach, strikte und drehte sich aber in den Faden
dermassen ein, daß Jakobine aufstehen und diesen von

blauen Augen ſchalkhaft zu Walten auf, bis er
ſich neben ſie ſezte, ſcharf auf die Naht blikte und
auf nichts dachte, als auf eine ſchikliche Vorrede
und Anfurth. Er konnte leicht einen Geſpraͤchs-
Faden lang und fein verſpinnen, aber das erſte
Floͤkgen an die Spindel legen konnt' er ſchwer.
Waͤhrend er neben ihr ſo vor ſeiner eignen Seele
und Gehirnkammer antichambrirte, ſchnellte ſie
leicht die kleinen Schuhe von ihren Fuͤßgen ab,
und rief einen Herrn her, um ſie an den Trocken¬
ofen zu lehnen. Mit Vergnuͤgen waͤr' er ſelber
aufgeſprungen; aber er wurde zu roth; ein weib¬
licher Schuh (denn er gab faſt deſſen Fuß darum)
war ihm ſo heilig, ſo niedlich, ſo bezeichnend, wie
der weibliche Hut, ſo wie es am Manne (ſein
Schuh iſt nichts) nur der Ueberrock iſt, und an
den Kindern jedes Kleidungsſtuͤk.

„Ich daͤchte, Sie ſagten endlich etwas“, ſagte
Jacobine zu Walten, an dem ſie ſtatt der Zunge den
Reſt mobil machte, indem ſie ihr Knaͤul fallen ließ,
und es am Faden halten wollte. Er lief der Gluͤcks¬
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[146/0154] blauen Augen ſchalkhaft zu Walten auf, bis er ſich neben ſie ſezte, ſcharf auf die Naht blikte und auf nichts dachte, als auf eine ſchikliche Vorrede und Anfurth. Er konnte leicht einen Geſpraͤchs- Faden lang und fein verſpinnen, aber das erſte Floͤkgen an die Spindel legen konnt' er ſchwer. Waͤhrend er neben ihr ſo vor ſeiner eignen Seele und Gehirnkammer antichambrirte, ſchnellte ſie leicht die kleinen Schuhe von ihren Fuͤßgen ab, und rief einen Herrn her, um ſie an den Trocken¬ ofen zu lehnen. Mit Vergnuͤgen waͤr' er ſelber aufgeſprungen; aber er wurde zu roth; ein weib¬ licher Schuh (denn er gab faſt deſſen Fuß darum) war ihm ſo heilig, ſo niedlich, ſo bezeichnend, wie der weibliche Hut, ſo wie es am Manne (ſein Schuh iſt nichts) nur der Ueberrock iſt, und an den Kindern jedes Kleidungsſtuͤk. „Ich daͤchte, Sie ſagten endlich etwas“, ſagte Jacobine zu Walten, an dem ſie ſtatt der Zunge den Reſt mobil machte, indem ſie ihr Knaͤul fallen ließ, und es am Faden halten wollte. Er lief der Gluͤcks¬ kugel nach, ſtrikte und drehte ſich aber in den Faden dermaſſen ein, daß Jakobine aufſtehen und dieſen von

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/154>, abgerufen am 23.11.2024.