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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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Fenster zu und eine Verbeugung in den Garten
durchs Glas hinaus, weil ihn Raphaela, welche
drunten neben Wina der Vespersonne entgegen¬
gieng, mit zurückgewandtem Kopfe leicht gegrüs¬
set hatte. -- Da flog Flitte herbei. Raphaela
drehte sich, blickte schnell noch einmal um und
erkannte nun diesen. Wina gieng langsam und
wie schwere Schmerzen tragend darneben, den
Kopf nach der Abendsonne gehoben, und das
Schnupftuch mehrmals in die Augen drückend.
Raphaela schien heftig zu sprechen und einzu¬
dringen und ordentlich an jeder nebligen Lebens-
Stelle verborgnen tiefen Thränen-Quellen nach¬
zugraben.

Walt vergas sich so, daß er laut seufzete.
"Ich glaube nur, setzt' er gemässigter hinzu, daß
die gute Generals Tochter weint." -- "Drun¬
ten? fragte Flitte kalt. So ists in Verzweiflung
über den eingebüßten Grafen; denn sie kann sei¬
nen Verlust nicht überleben. Ein andermal! --
a revoir, ami!" So flog er in den Garten
hinab.

Walt setzte sich nieder, stützte den Kopf auf

Fenſter zu und eine Verbeugung in den Garten
durchs Glas hinaus, weil ihn Raphaela, welche
drunten neben Wina der Veſperſonne entgegen¬
gieng, mit zuruͤckgewandtem Kopfe leicht gegruͤſ¬
ſet hatte. — Da flog Flitte herbei. Raphaela
drehte ſich, blickte ſchnell noch einmal um und
erkannte nun dieſen. Wina gieng langſam und
wie ſchwere Schmerzen tragend darneben, den
Kopf nach der Abendſonne gehoben, und das
Schnupftuch mehrmals in die Augen druͤckend.
Raphaela ſchien heftig zu ſprechen und einzu¬
dringen und ordentlich an jeder nebligen Lebens-
Stelle verborgnen tiefen Thraͤnen-Quellen nach¬
zugraben.

Walt vergas ſich ſo, daß er laut ſeufzete.
„Ich glaube nur, ſetzt' er gemaͤſſigter hinzu, daß
die gute Generals Tochter weint.“ — „Drun¬
ten? fragte Flitte kalt. So iſts in Verzweiflung
uͤber den eingebuͤßten Grafen; denn ſie kann ſei¬
nen Verluſt nicht uͤberleben. Ein andermal! —
a revoir, ami!“ So flog er in den Garten
hinab.

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[9/0017] Fenſter zu und eine Verbeugung in den Garten durchs Glas hinaus, weil ihn Raphaela, welche drunten neben Wina der Veſperſonne entgegen¬ gieng, mit zuruͤckgewandtem Kopfe leicht gegruͤſ¬ ſet hatte. — Da flog Flitte herbei. Raphaela drehte ſich, blickte ſchnell noch einmal um und erkannte nun dieſen. Wina gieng langſam und wie ſchwere Schmerzen tragend darneben, den Kopf nach der Abendſonne gehoben, und das Schnupftuch mehrmals in die Augen druͤckend. Raphaela ſchien heftig zu ſprechen und einzu¬ dringen und ordentlich an jeder nebligen Lebens- Stelle verborgnen tiefen Thraͤnen-Quellen nach¬ zugraben. Walt vergas ſich ſo, daß er laut ſeufzete. „Ich glaube nur, ſetzt' er gemaͤſſigter hinzu, daß die gute Generals Tochter weint.“ — „Drun¬ ten? fragte Flitte kalt. So iſts in Verzweiflung uͤber den eingebuͤßten Grafen; denn ſie kann ſei¬ nen Verluſt nicht uͤberleben. Ein andermal! — a revoir, ami!“ So flog er in den Garten hinab. Walt ſetzte ſich nieder, ſtuͤtzte den Kopf auf

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/17>, abgerufen am 21.11.2024.