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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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zurück rufen -- und so kam er innen fechtend
auf die Treppe, und trug das stille Handgemen¬
ge bis zur Hausthüre hinaus.

Da gieng er ohne weiteres mit und sezte den
Hut von seinem Stock auf den Kopf; aber er
zitterte, nicht so wohl vor Furcht oder vor Freu¬
de, sondern vor einer Erwartung, die beide ver¬
einigt. O es ist eine lächerliche und reine Zeit
im frühen Jünglingsalter, wo im Jüngling die
alte französische Ritterschaft mit ihrer heiligen
Scheu erneuert, und wo der Kühnste gerade der
Blödeste ist, weil er seine Jungfrau, für ihn ei¬
ne von dem Himmel geflogne, eine nach dem
Himmel fliegende Gestalt, so ehret wie einen
grossen Mann, dessen Nachbarschaft ihm der
heilige Kreis einer höhern Welt ist, und dessen
berührte Hand ihm eine Gabe wird. Unseelig,
schuldvoll ist der Jüngling, der niemals vor der
Schönheit blöde war.

Die drei Menschen giengen durch eine wal¬
dige Gasse dem Garten zu. Der Mond zeich¬
nete die wankende Gipfel-Kette auf den lichten
Fußsteig hin, mit jedem zitternden Zweig. Luzie

zuruͤck rufen — und ſo kam er innen fechtend
auf die Treppe, und trug das ſtille Handgemen¬
ge bis zur Hausthuͤre hinaus.

Da gieng er ohne weiteres mit und ſezte den
Hut von ſeinem Stock auf den Kopf; aber er
zitterte, nicht ſo wohl vor Furcht oder vor Freu¬
de, ſondern vor einer Erwartung, die beide ver¬
einigt. O es iſt eine laͤcherliche und reine Zeit
im fruͤhen Juͤnglingsalter, wo im Juͤngling die
alte franzoͤſiſche Ritterſchaft mit ihrer heiligen
Scheu erneuert, und wo der Kuͤhnſte gerade der
Bloͤdeſte iſt, weil er ſeine Jungfrau, fuͤr ihn ei¬
ne von dem Himmel geflogne, eine nach dem
Himmel fliegende Geſtalt, ſo ehret wie einen
groſſen Mann, deſſen Nachbarſchaft ihm der
heilige Kreis einer hoͤhern Welt iſt, und deſſen
beruͤhrte Hand ihm eine Gabe wird. Unſeelig,
ſchuldvoll iſt der Juͤngling, der niemals vor der
Schoͤnheit bloͤde war.

Die drei Menſchen giengen durch eine wal¬
dige Gaſſe dem Garten zu. Der Mond zeich¬
nete die wankende Gipfel-Kette auf den lichten
Fußſteig hin, mit jedem zitternden Zweig. Luzie

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[186/0194] zuruͤck rufen — und ſo kam er innen fechtend auf die Treppe, und trug das ſtille Handgemen¬ ge bis zur Hausthuͤre hinaus. Da gieng er ohne weiteres mit und ſezte den Hut von ſeinem Stock auf den Kopf; aber er zitterte, nicht ſo wohl vor Furcht oder vor Freu¬ de, ſondern vor einer Erwartung, die beide ver¬ einigt. O es iſt eine laͤcherliche und reine Zeit im fruͤhen Juͤnglingsalter, wo im Juͤngling die alte franzoͤſiſche Ritterſchaft mit ihrer heiligen Scheu erneuert, und wo der Kuͤhnſte gerade der Bloͤdeſte iſt, weil er ſeine Jungfrau, fuͤr ihn ei¬ ne von dem Himmel geflogne, eine nach dem Himmel fliegende Geſtalt, ſo ehret wie einen groſſen Mann, deſſen Nachbarſchaft ihm der heilige Kreis einer hoͤhern Welt iſt, und deſſen beruͤhrte Hand ihm eine Gabe wird. Unſeelig, ſchuldvoll iſt der Juͤngling, der niemals vor der Schoͤnheit bloͤde war. Die drei Menſchen giengen durch eine wal¬ dige Gaſſe dem Garten zu. Der Mond zeich¬ nete die wankende Gipfel-Kette auf den lichten Fußſteig hin, mit jedem zitternden Zweig. Luzie

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/194>, abgerufen am 23.11.2024.