Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.auseinander liegenden Farbenthau der Dich¬ Er wurde -- so wie Wina immer einsyl¬ auseinander liegenden Farbenthau der Dich¬ Er wurde — ſo wie Wina immer einſyl¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="189"/> auseinander liegenden <hi rendition="#g">Farbenthau</hi> der Dich¬<lb/> tung an Winas Hand ſich als einen <hi rendition="#g">Regen¬<lb/> bogen</hi> aufrichten, und im Himmel ſtehen als<lb/> der erſte glaͤnzende Halbzirkel des Lebens-<lb/> Kreiſes.</p><lb/> <p>Er wurde — ſo wie Wina immer einſyl¬<lb/> biger — immer vielſylbiger und betrank ſich im<lb/> Taufwaſſer ſeiner Worte, das er uͤber jeden Berg<lb/> und Stern goß, der ihnen vorkam. Es gab<lb/> wenige Schoͤnheiten, die er nicht, wenn er vor¬<lb/> beigieng, abſchilderte. Es war ihm ſo wohl und<lb/> ſo wohlig, als ſei die ganze ſchimmernde Halb¬<lb/> kugel um ihn nur unter ſeiner Hirnſchaale von<lb/> einem Traume aufgebauet, und er koͤnne alles<lb/> ruͤcken und rauben, und die Sterne nehmen und<lb/> wie weiſſe Bluͤthen herunterſchlagen auf Winas<lb/> Hut und Hand. Je weniger ſie ihn unterbrach<lb/> und abkuͤhlte: um ſo groͤſſer machte er ſeine<lb/> Ideen, und that zulezt die groͤſte, jene unge¬<lb/> heure auf, worin die Welt zerſchmilzt und<lb/> bluͤht, ſo daß Luzie, die bisher weltliche Lieder<lb/> murmelnd geſungen, damit aufhoͤrte, aus Scheu<lb/> vor Gottes Wort.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0197]
auseinander liegenden Farbenthau der Dich¬
tung an Winas Hand ſich als einen Regen¬
bogen aufrichten, und im Himmel ſtehen als
der erſte glaͤnzende Halbzirkel des Lebens-
Kreiſes.
Er wurde — ſo wie Wina immer einſyl¬
biger — immer vielſylbiger und betrank ſich im
Taufwaſſer ſeiner Worte, das er uͤber jeden Berg
und Stern goß, der ihnen vorkam. Es gab
wenige Schoͤnheiten, die er nicht, wenn er vor¬
beigieng, abſchilderte. Es war ihm ſo wohl und
ſo wohlig, als ſei die ganze ſchimmernde Halb¬
kugel um ihn nur unter ſeiner Hirnſchaale von
einem Traume aufgebauet, und er koͤnne alles
ruͤcken und rauben, und die Sterne nehmen und
wie weiſſe Bluͤthen herunterſchlagen auf Winas
Hut und Hand. Je weniger ſie ihn unterbrach
und abkuͤhlte: um ſo groͤſſer machte er ſeine
Ideen, und that zulezt die groͤſte, jene unge¬
heure auf, worin die Welt zerſchmilzt und
bluͤht, ſo daß Luzie, die bisher weltliche Lieder
murmelnd geſungen, damit aufhoͤrte, aus Scheu
vor Gottes Wort.
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