Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.allemal mit beichten. Ich weiß nicht, ob du viel allemal mit beichten. Ich weiß nicht, ob du viel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="13"/> allemal mit beichten. Ich weiß nicht, ob du viel<lb/> mit ausſchweifenden Groſſen umgegangen, zu<lb/> welchen Moͤnche am leichteſten ſagen wie zu Hun¬<lb/> den: <hi rendition="#aq">faites la belle</hi>, fuͤr welche der Ohren¬<lb/> beicht-Stuhl das Abſonderungsgefaͤs ihres geiſti¬<lb/> gen Uebertrunks und Ueberfraſſes iſt, und welche,<lb/> wie der Norden, ihre Bekehrung den Weibern ver¬<lb/> danken, willſt du anders Ludwigs 14. lezten<lb/> Stunden glauben. Kurz der General mag ſo et¬<lb/> was ſeyn. An ſeinem Geburts- und Beicht-Tage<lb/> liebt' er von jeher ſeine Tochter ganz beſonders,<lb/> weil er eine Art Taufwaſſer — um zwei entlegne<lb/> Sakramente durch Fluͤſſigkeiten zu vereinen — den<lb/> ganzen Tag unter der Gehirnſchaale dem Kopfe<lb/> aufgieſſet. Er hat uͤberhaupt das Gute, daß er<lb/> aufrichtig gut gegen ſie iſt; er ſieht ihr ſogar<lb/> nach, daß ſie der ihm verhaßten proteſtantiſchen<lb/> Mutter in Leipzig anhaͤngt. Da er nun ſo den<lb/> ganzen Tag mit ſeiner Beicht- und Vater-Tochter<lb/> beiſammen bleibt: ſo trinkt und weint er ſehr. Er<lb/> foderte jezt Rechenſchaft von ihr, warum ſie noch<lb/> ſo trauerte, daß ſie faſt den Grafen mehr zu lie¬<lb/> ben ſchiene als ihren Gott und die h. Kirche und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0021]
allemal mit beichten. Ich weiß nicht, ob du viel
mit ausſchweifenden Groſſen umgegangen, zu
welchen Moͤnche am leichteſten ſagen wie zu Hun¬
den: faites la belle, fuͤr welche der Ohren¬
beicht-Stuhl das Abſonderungsgefaͤs ihres geiſti¬
gen Uebertrunks und Ueberfraſſes iſt, und welche,
wie der Norden, ihre Bekehrung den Weibern ver¬
danken, willſt du anders Ludwigs 14. lezten
Stunden glauben. Kurz der General mag ſo et¬
was ſeyn. An ſeinem Geburts- und Beicht-Tage
liebt' er von jeher ſeine Tochter ganz beſonders,
weil er eine Art Taufwaſſer — um zwei entlegne
Sakramente durch Fluͤſſigkeiten zu vereinen — den
ganzen Tag unter der Gehirnſchaale dem Kopfe
aufgieſſet. Er hat uͤberhaupt das Gute, daß er
aufrichtig gut gegen ſie iſt; er ſieht ihr ſogar
nach, daß ſie der ihm verhaßten proteſtantiſchen
Mutter in Leipzig anhaͤngt. Da er nun ſo den
ganzen Tag mit ſeiner Beicht- und Vater-Tochter
beiſammen bleibt: ſo trinkt und weint er ſehr. Er
foderte jezt Rechenſchaft von ihr, warum ſie noch
ſo trauerte, daß ſie faſt den Grafen mehr zu lie¬
ben ſchiene als ihren Gott und die h. Kirche und
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