den Schleier gehoben, hätt' er nicht auf dem gan¬ zen Wege, mit Wina an einer Hand und mit Vulten an der andern, das Wichtigste vorläufig bedacht und sich die stärksten Gründe eingeprägt gehabt, daß er durchaus Wina in den General einkleiden müsse und Empfindungen, obwohl nicht Thatsachen, unterschlagen; so gern er auch in das einzige, ihm vom Leben aufgeschloßne Herz die beiden Arme seines in Liebe und in Freundschaft getheilten Stroms ergossen hätte.
"Aus deinen Abentheuern in Bezug auf mei¬ nen Brief, sagte Vult, mach' ich eben nicht das Meiste -- ich lege dir nachher eine sehr gute Hy¬ pothese darüber vor -- hingegen in Jacobinens "Stell -- dich -- ein" säh' ich mit Freuden klärer." Walt erzählte dann den Nachtbesuch ganz wahr, hell und leicht und vergaß keine einzige Empfin¬ dung dabei.
"Nichts will ich leichter erklären, fing end¬ "lich Vult an. Kann denn nicht ein Kerl, der "alle Verhältnisse weiß, dir durch Wälder und "Felder immer drei Schritte nach- oder vorge¬ "schlichen sein -- mit der Flöte geblasen haben --
den Schleier gehoben, haͤtt' er nicht auf dem gan¬ zen Wege, mit Wina an einer Hand und mit Vulten an der andern, das Wichtigſte vorlaͤufig bedacht und ſich die ſtaͤrkſten Gruͤnde eingepraͤgt gehabt, daß er durchaus Wina in den General einkleiden muͤſſe und Empfindungen, obwohl nicht Thatſachen, unterſchlagen; ſo gern er auch in das einzige, ihm vom Leben aufgeſchloßne Herz die beiden Arme ſeines in Liebe und in Freundſchaft getheilten Stroms ergoſſen haͤtte.
„Aus deinen Abentheuern in Bezug auf mei¬ nen Brief, ſagte Vult, mach' ich eben nicht das Meiſte — ich lege dir nachher eine ſehr gute Hy¬ potheſe daruͤber vor — hingegen in Jacobinens „Stell — dich — ein“ ſaͤh' ich mit Freuden klaͤrer.“ Walt erzaͤhlte dann den Nachtbeſuch ganz wahr, hell und leicht und vergaß keine einzige Empfin¬ dung dabei.
„Nichts will ich leichter erklaͤren, fing end¬ „lich Vult an. Kann denn nicht ein Kerl, der „alle Verhaͤltniſſe weiß, dir durch Waͤlder und „Felder immer drei Schritte nach- oder vorge¬ „ſchlichen ſein — mit der Floͤte geblaſen haben —
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den Schleier gehoben, haͤtt' er nicht auf dem gan¬
zen Wege, mit Wina an einer Hand und mit
Vulten an der andern, das Wichtigſte vorlaͤufig
bedacht und ſich die ſtaͤrkſten Gruͤnde eingepraͤgt
gehabt, daß er durchaus Wina in den General
einkleiden muͤſſe und Empfindungen, obwohl nicht
Thatſachen, unterſchlagen; ſo gern er auch in das
einzige, ihm vom Leben aufgeſchloßne Herz die
beiden Arme ſeines in Liebe und in Freundſchaft
getheilten Stroms ergoſſen haͤtte.
„Aus deinen Abentheuern in Bezug auf mei¬
nen Brief, ſagte Vult, mach' ich eben nicht das
Meiſte — ich lege dir nachher eine ſehr gute Hy¬
potheſe daruͤber vor — hingegen in Jacobinens
„Stell — dich — ein“ ſaͤh' ich mit Freuden klaͤrer.“
Walt erzaͤhlte dann den Nachtbeſuch ganz wahr,
hell und leicht und vergaß keine einzige Empfin¬
dung dabei.
„Nichts will ich leichter erklaͤren, fing end¬
„lich Vult an. Kann denn nicht ein Kerl, der
„alle Verhaͤltniſſe weiß, dir durch Waͤlder und
„Felder immer drei Schritte nach- oder vorge¬
„ſchlichen ſein — mit der Floͤte geblaſen haben —
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/12>, abgerufen am 30.01.2025.
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