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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Drucker-Sachen anflocht, z. B. Gänsefüße, um
Vults jetzige Worte von meinen künftigen zu schei¬
den. Man griffe ohne weiteres meinen Karakter
an, wenn Sie mich deßhalb etwan einen Schelm,
einen Naturalien-Räuber schölten und einen Ar¬
beits-Knauser. Säh' es ein verehrlicher Haßlauer
Stadtrath etwan lieber, -- was so unmöglich zu
glauben --, wenn ich den herrlichen Vult, einen
zwar außen ungemalten, aber innen schön gla¬
sirten Sauertopf, mit meinen Töpferfarben um¬
zöge? Oder kann irgend ein Testament ansinnen,
daß ich einem fremden Karakter etwas aus meinem
eignen vorstrecke? Mich dünkt, ich und sämmtli¬
che poetische Weberschaft haben oft genug bewie¬
sen, wie gern und reich wir jedem Karakter -- und
wär' er ein Satan oder Gott -- von unserem lei¬
hen und zustecken. Wir gleichen am wenigsten --
dieß dürfen wir sagen -- jenem englischen Geitz¬
halse, Daniel Dancer, welcher auf einen frem¬
den
Acker nichts von dem, was die Natur bei
ihm übrig hatte, wollte fallen lassen, sondern wie
toll vorher auf seinen eignen rannte mit der
Sache. Sondern recht freudig leihet der Roman¬

Drucker-Sachen anflocht, z. B. Gaͤnſefuͤße, um
Vults jetzige Worte von meinen kuͤnftigen zu ſchei¬
den. Man griffe ohne weiteres meinen Karakter
an, wenn Sie mich deßhalb etwan einen Schelm,
einen Naturalien-Raͤuber ſchoͤlten und einen Ar¬
beits-Knauſer. Saͤh' es ein verehrlicher Haßlauer
Stadtrath etwan lieber, — was ſo unmoͤglich zu
glauben —, wenn ich den herrlichen Vult, einen
zwar außen ungemalten, aber innen ſchoͤn gla¬
ſirten Sauertopf, mit meinen Toͤpferfarben um¬
zoͤge? Oder kann irgend ein Teſtament anſinnen,
daß ich einem fremden Karakter etwas aus meinem
eignen vorſtrecke? Mich duͤnkt, ich und ſaͤmmtli¬
che poetiſche Weberſchaft haben oft genug bewie¬
ſen, wie gern und reich wir jedem Karakter — und
waͤr' er ein Satan oder Gott — von unſerem lei¬
hen und zuſtecken. Wir gleichen am wenigſten —
dieß duͤrfen wir ſagen — jenem engliſchen Geitz¬
halſe, Daniel Dancer, welcher auf einen frem¬
den
Acker nichts von dem, was die Natur bei
ihm uͤbrig hatte, wollte fallen laſſen, ſondern wie
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Sache. Sondern recht freudig leihet der Roman¬

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[124/0130] Drucker-Sachen anflocht, z. B. Gaͤnſefuͤße, um Vults jetzige Worte von meinen kuͤnftigen zu ſchei¬ den. Man griffe ohne weiteres meinen Karakter an, wenn Sie mich deßhalb etwan einen Schelm, einen Naturalien-Raͤuber ſchoͤlten und einen Ar¬ beits-Knauſer. Saͤh' es ein verehrlicher Haßlauer Stadtrath etwan lieber, — was ſo unmoͤglich zu glauben —, wenn ich den herrlichen Vult, einen zwar außen ungemalten, aber innen ſchoͤn gla¬ ſirten Sauertopf, mit meinen Toͤpferfarben um¬ zoͤge? Oder kann irgend ein Teſtament anſinnen, daß ich einem fremden Karakter etwas aus meinem eignen vorſtrecke? Mich duͤnkt, ich und ſaͤmmtli¬ che poetiſche Weberſchaft haben oft genug bewie¬ ſen, wie gern und reich wir jedem Karakter — und waͤr' er ein Satan oder Gott — von unſerem lei¬ hen und zuſtecken. Wir gleichen am wenigſten — dieß duͤrfen wir ſagen — jenem engliſchen Geitz¬ halſe, Daniel Dancer, welcher auf einen frem¬ den Acker nichts von dem, was die Natur bei ihm uͤbrig hatte, wollte fallen laſſen, ſondern wie toll vorher auf ſeinen eignen rannte mit der Sache. Sondern recht freudig leihet der Roman¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/130>, abgerufen am 23.11.2024.