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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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theils vom Nordpol, theils von alter Norden-Zeit,
z. B. die frühesten Kriege der Skandinavier u. s.
w. und je grimmig-kälter ich alles in den geogra¬
phischen Büchern fand oder je wilder in den histo¬
rischen: desto häuslicher und bequemer wurde mir.
Noch kommt mir die altnordische Geschichte wie
meine Kindheit vor, aber die griechische, indische,
römische, mehr wie eine Zukunft.

In der Dämmerung verflatterte das Schnee¬
gestöber, und aus dem reinen Himmel blitzte der
Mond durch das Blumengebüsch der gefrierenden
Fenster -- Hell klang draußen in der strengen
Luft das Abendläuten unter den aufgebäumten
Rauchsäulen -- Unsere Leute kamen Hände-reibend
aus dem Garten, wo sie die Bäume und Bienen¬
stöcke in Stroh eingebauet hatten -- Die Hühner
wurden in die Stube getrieben, weil sie im Rau¬
che mehr Eier legen -- Das Licht wurde gespart,
weil man ängstlich auf den Vater harrete -- Ich
und du standen auf den Hand- oder Fußhaben
der Wiege unserer seel. Schwester, und unter dem
heftigsten Schaukeln hörten wir dem Wiegenlied

von

theils vom Nordpol, theils von alter Norden-Zeit,
z. B. die fruͤheſten Kriege der Skandinavier u. ſ.
w. und je grimmig-kaͤlter ich alles in den geogra¬
phiſchen Buͤchern fand oder je wilder in den hiſto¬
riſchen: deſto haͤuslicher und bequemer wurde mir.
Noch kommt mir die altnordiſche Geſchichte wie
meine Kindheit vor, aber die griechiſche, indiſche,
roͤmiſche, mehr wie eine Zukunft.

In der Daͤmmerung verflatterte das Schnee¬
geſtoͤber, und aus dem reinen Himmel blitzte der
Mond durch das Blumengebuͤſch der gefrierenden
Fenſter — Hell klang draußen in der ſtrengen
Luft das Abendlaͤuten unter den aufgebaͤumten
Rauchſaͤulen — Unſere Leute kamen Haͤnde-reibend
aus dem Garten, wo ſie die Baͤume und Bienen¬
ſtoͤcke in Stroh eingebauet hatten — Die Huͤhner
wurden in die Stube getrieben, weil ſie im Rau¬
che mehr Eier legen — Das Licht wurde geſpart,
weil man aͤngſtlich auf den Vater harrete — Ich
und du ſtanden auf den Hand- oder Fußhaben
der Wiege unſerer ſeel. Schweſter, und unter dem
heftigſten Schaukeln hoͤrten wir dem Wiegenlied

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[176/0182] theils vom Nordpol, theils von alter Norden-Zeit, z. B. die fruͤheſten Kriege der Skandinavier u. ſ. w. und je grimmig-kaͤlter ich alles in den geogra¬ phiſchen Buͤchern fand oder je wilder in den hiſto¬ riſchen: deſto haͤuslicher und bequemer wurde mir. Noch kommt mir die altnordiſche Geſchichte wie meine Kindheit vor, aber die griechiſche, indiſche, roͤmiſche, mehr wie eine Zukunft. In der Daͤmmerung verflatterte das Schnee¬ geſtoͤber, und aus dem reinen Himmel blitzte der Mond durch das Blumengebuͤſch der gefrierenden Fenſter — Hell klang draußen in der ſtrengen Luft das Abendlaͤuten unter den aufgebaͤumten Rauchſaͤulen — Unſere Leute kamen Haͤnde-reibend aus dem Garten, wo ſie die Baͤume und Bienen¬ ſtoͤcke in Stroh eingebauet hatten — Die Huͤhner wurden in die Stube getrieben, weil ſie im Rau¬ che mehr Eier legen — Das Licht wurde geſpart, weil man aͤngſtlich auf den Vater harrete — Ich und du ſtanden auf den Hand- oder Fußhaben der Wiege unſerer ſeel. Schweſter, und unter dem heftigſten Schaukeln hoͤrten wir dem Wiegenlied von

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/182>, abgerufen am 26.11.2024.