freund den Tag vorher (es kostete ihm blos seine feinen Beinkleider-Schnallen) Champagner-Wein ohne Kork aufs Eis setzen lassen, um, wie er sag¬ te, die Ruinen ihres Hunds-Lebens ein wenig auszutapeziren.
Walt nahm sich eine halbe Stunde Zeit, um zu begreifen, daß dem offenen Weine kein Wein¬ geist verrauchet sei. Dann trank -- allen Nach¬ richten zufolge, die man hat -- jeder; doch so, daß beide einander als positive und negative Wol¬ ken entladend entgegen blitzten, Walt mehr mit scherzhaften Einfällen, Vult mit ernsten. In einer Blumenlese aus ihrem Gespräche, würden die Farben so bunt neben einander kommen, als hier zur Probe folgt:
"Der Mensch hat zum Guten im Leben so wenig Zeit, als ein Perlenschiffer zum Perlen- Aufgreifen, etwa zwei Minuten. -- Manche Staatseinrichtungen zünden ein Schadenfeuer an, um die eingefrornen Wasserspritzen aufzuthauen, damit sie es löschen. -- Man steigt den grünen Berg des Lebens hinauf, um oben auf dem Eis¬ berge zu sterben. -- Jeder bleibt wenigstens in
freund den Tag vorher (es koſtete ihm blos ſeine feinen Beinkleider-Schnallen) Champagner-Wein ohne Kork aufs Eis ſetzen laſſen, um, wie er ſag¬ te, die Ruinen ihres Hunds-Lebens ein wenig auszutapeziren.
Walt nahm ſich eine halbe Stunde Zeit, um zu begreifen, daß dem offenen Weine kein Wein¬ geiſt verrauchet ſei. Dann trank — allen Nach¬ richten zufolge, die man hat — jeder; doch ſo, daß beide einander als poſitive und negative Wol¬ ken entladend entgegen blitzten, Walt mehr mit ſcherzhaften Einfaͤllen, Vult mit ernſten. In einer Blumenleſe aus ihrem Geſpraͤche, wuͤrden die Farben ſo bunt neben einander kommen, als hier zur Probe folgt:
„Der Menſch hat zum Guten im Leben ſo wenig Zeit, als ein Perlenſchiffer zum Perlen- Aufgreifen, etwa zwei Minuten. — Manche Staatseinrichtungen zuͤnden ein Schadenfeuer an, um die eingefrornen Waſſerſpritzen aufzuthauen, damit ſie es loͤſchen. — Man ſteigt den gruͤnen Berg des Lebens hinauf, um oben auf dem Eis¬ berge zu ſterben. — Jeder bleibt wenigſtens in
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freund den Tag vorher (es koſtete ihm blos ſeine
feinen Beinkleider-Schnallen) Champagner-Wein
ohne Kork aufs Eis ſetzen laſſen, um, wie er ſag¬
te, die Ruinen ihres Hunds-Lebens ein wenig
auszutapeziren.
Walt nahm ſich eine halbe Stunde Zeit, um
zu begreifen, daß dem offenen Weine kein Wein¬
geiſt verrauchet ſei. Dann trank — allen Nach¬
richten zufolge, die man hat — jeder; doch ſo,
daß beide einander als poſitive und negative Wol¬
ken entladend entgegen blitzten, Walt mehr mit
ſcherzhaften Einfaͤllen, Vult mit ernſten. In
einer Blumenleſe aus ihrem Geſpraͤche, wuͤrden
die Farben ſo bunt neben einander kommen, als
hier zur Probe folgt:
„Der Menſch hat zum Guten im Leben ſo
wenig Zeit, als ein Perlenſchiffer zum Perlen-
Aufgreifen, etwa zwei Minuten. — Manche
Staatseinrichtungen zuͤnden ein Schadenfeuer an,
um die eingefrornen Waſſerſpritzen aufzuthauen,
damit ſie es loͤſchen. — Man ſteigt den gruͤnen
Berg des Lebens hinauf, um oben auf dem Eis¬
berge zu ſterben. — Jeder bleibt wenigſtens in
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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