um verdekt zu seyn, und ein kleines Jahr, um deinen Umlauf vollführet zu haben! -- Mögest du der Tugend und Wahrheit, wie dein Eben¬ bild der Sonne, näher stehen als die Erde allen dreien ist, in die du schimmerst und mögest du wie jenes nur dadurch dich den Menschen ent¬ ziehen, daß du dich in die Sonne hüllest! Möge dein Einfluß schöner, wärmer und gewisser seyn als der des astronomischen Hesperus ist, den der Aberglaube auf den Dunst-Thron dieses Jah¬ res setzt! -- Du würdest mich zum zweitenmal glüklich machen, wenn du für irgend einen ab¬ geblühten Menschen ein Abendstern, für irgend einen aufblühenden ein Morgenstern würdest! Gehe unter mit jenem und auf mit diesem; flimmere im Abendhimmel des erstern zwischen seinen Wolken und überziehe seinen zu¬ rükgelegten bergaufgehenden Lebensweg mit ei¬ nem sanften Schimmer, damit er die entfernten Blumen der Jugend wieder erkenne und seine veralteten Erinnerungen zu Hofnungen verjünge. -- Kühle den frischen Jüngling in der Lebens¬ frühe als ein stillender Morgenstern ab, eh' ihn die Sonne entzündet und der Strudel des Ta¬ ges einzieht! -- für mich aber Hesperus bist du
um verdekt zu ſeyn, und ein kleines Jahr, um deinen Umlauf vollfuͤhret zu haben! — Moͤgeſt du der Tugend und Wahrheit, wie dein Eben¬ bild der Sonne, naͤher ſtehen als die Erde allen dreien iſt, in die du ſchimmerſt und moͤgeſt du wie jenes nur dadurch dich den Menſchen ent¬ ziehen, daß du dich in die Sonne huͤlleſt! Moͤge dein Einfluß ſchoͤner, waͤrmer und gewiſſer ſeyn als der des aſtronomiſchen Heſperus iſt, den der Aberglaube auf den Dunſt-Thron dieſes Jah¬ res ſetzt! — Du wuͤrdeſt mich zum zweitenmal gluͤklich machen, wenn du fuͤr irgend einen ab¬ gebluͤhten Menſchen ein Abendſtern, fuͤr irgend einen aufbluͤhenden ein Morgenſtern wuͤrdeſt! Gehe unter mit jenem und auf mit dieſem; flimmere im Abendhimmel des erſtern zwiſchen ſeinen Wolken und uͤberziehe ſeinen zu¬ ruͤkgelegten bergaufgehenden Lebensweg mit ei¬ nem ſanften Schimmer, damit er die entfernten Blumen der Jugend wieder erkenne und ſeine veralteten Erinnerungen zu Hofnungen verjuͤnge. — Kuͤhle den friſchen Juͤngling in der Lebens¬ fruͤhe als ein ſtillender Morgenſtern ab, eh’ ihn die Sonne entzuͤndet und der Strudel des Ta¬ ges einzieht! — fuͤr mich aber Heſperus biſt du
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um verdekt zu ſeyn, und ein kleines Jahr, um
deinen Umlauf vollfuͤhret zu haben! — Moͤgeſt
du der Tugend und Wahrheit, wie dein Eben¬
bild der Sonne, naͤher ſtehen als die Erde allen
dreien iſt, in die du ſchimmerſt und moͤgeſt du
wie jenes nur dadurch dich den Menſchen ent¬
ziehen, daß du dich in die Sonne huͤlleſt! Moͤge
dein Einfluß ſchoͤner, waͤrmer und gewiſſer ſeyn
als der des aſtronomiſchen Heſperus iſt, den der
Aberglaube auf den Dunſt-Thron dieſes Jah¬
res ſetzt! — Du wuͤrdeſt mich zum zweitenmal
gluͤklich machen, wenn du fuͤr irgend einen ab¬
gebluͤhten Menſchen ein Abendſtern, fuͤr
irgend einen aufbluͤhenden ein Morgenſtern
wuͤrdeſt! Gehe unter mit jenem und auf mit
dieſem; flimmere im Abendhimmel des erſtern
zwiſchen ſeinen Wolken und uͤberziehe ſeinen zu¬
ruͤkgelegten bergaufgehenden Lebensweg mit ei¬
nem ſanften Schimmer, damit er die entfernten
Blumen der Jugend wieder erkenne und ſeine
veralteten Erinnerungen zu Hofnungen verjuͤnge.
— Kuͤhle den friſchen Juͤngling in der Lebens¬
fruͤhe als ein ſtillender Morgenſtern ab, eh’ ihn
die Sonne entzuͤndet und der Strudel des Ta¬
ges einzieht! — fuͤr mich aber Heſperus biſt du
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/19>, abgerufen am 21.11.2024.
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