mit dem er kam, aber 53 Jahre älter als der Wa¬ gen, nämlich 54 Jahr alt, um im Ganzen ein mensch¬ liches Diminutiv und Essigäälgen an Leib und See¬ le, überall spitz geschaffen an Kinn, Nase, Witz Kopf, Lippen und Achsel. Dieser Essigaal -- der Aal verfocht, er kenne eine gewisse Feinheit, die nie die Sache eines Rotourier wäre und er läugne nicht, daß sich seine Urahnen nicht Zeusels sondern von Swoboda's geschrieben -- reisete mit dem Hoffourier, der in Kusseviz das Quartiermeister¬ thum für die fürstliche Braut versah, dahin ab, um so lange da zu seyn als er da unnöthig sey. Zeusel wollte durchaus aus den Flachsensingischen Hof mit etwas anderem Einfluß haben als mit seiner Kly¬ stier-Wasserkunst und durch anders auf den Hofstaat wirken als durch Senesblätter; daher kaufte er alle geheime Nachrichten, (er besserte sie sogleich in öf¬ fentliche um) über neue Lufterscheinungen der Hof¬ luft theuer auf, und dann, wenn einige Leute von den Thronstaffeln herabpurzelten, lächelte er fein ge¬ nug und bemerkte, er hoffe, diese hätten ihn für ih¬ ren Freund genommen und sein Bein nicht gesehen, das er ihnen aus seiner Apotheke heraus heimlich untergeschlagen. Er war trotz einiger Herzensgüte ein Lügner von Haus aus, nicht weil er boshaft sondern weil er fein seyn wollte; und überwand sei¬ nen gesunden Verstand, um witzig zu moussiren. --
mit dem er kam, aber 53 Jahre aͤlter als der Wa¬ gen, naͤmlich 54 Jahr alt, um im Ganzen ein menſch¬ liches Diminutiv und Eſſigaͤaͤlgen an Leib und See¬ le, uͤberall ſpitz geſchaffen an Kinn, Naſe, Witz Kopf, Lippen und Achſel. Dieſer Eſſigaal — der Aal verfocht, er kenne eine gewiſſe Feinheit, die nie die Sache eines Rotourier waͤre und er laͤugne nicht, daß ſich ſeine Urahnen nicht Zeuſels ſondern von Swoboda's geſchrieben — reiſete mit dem Hoffourier, der in Kuſſeviz das Quartiermeiſter¬ thum fuͤr die fuͤrſtliche Braut verſah, dahin ab, um ſo lange da zu ſeyn als er da unnoͤthig ſey. Zeuſel wollte durchaus aus den Flachſenſingiſchen Hof mit etwas anderem Einfluß haben als mit ſeiner Kly¬ ſtier-Waſſerkunſt und durch anders auf den Hofſtaat wirken als durch Senesblaͤtter; daher kaufte er alle geheime Nachrichten, (er beſſerte ſie ſogleich in oͤf¬ fentliche um) uͤber neue Lufterſcheinungen der Hof¬ luft theuer auf, und dann, wenn einige Leute von den Thronſtaffeln herabpurzelten, laͤchelte er fein ge¬ nug und bemerkte, er hoffe, dieſe haͤtten ihn fuͤr ih¬ ren Freund genommen und ſein Bein nicht geſehen, das er ihnen aus ſeiner Apotheke heraus heimlich untergeſchlagen. Er war trotz einiger Herzensguͤte ein Luͤgner von Haus aus, nicht weil er boshaft ſondern weil er fein ſeyn wollte; und uͤberwand ſei¬ nen geſunden Verſtand, um witzig zu mouſſiren. —
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mit dem er kam, aber 53 Jahre aͤlter als der Wa¬
gen, naͤmlich 54 Jahr alt, um im Ganzen ein menſch¬
liches Diminutiv und Eſſigaͤaͤlgen an Leib und See¬
le, uͤberall ſpitz geſchaffen an Kinn, Naſe, Witz
Kopf, Lippen und Achſel. Dieſer Eſſigaal — der
Aal verfocht, er kenne eine gewiſſe Feinheit, die
nie die Sache eines Rotourier waͤre und er
laͤugne nicht, daß ſich ſeine Urahnen nicht Zeuſels
ſondern von Swoboda's geſchrieben — reiſete mit
dem Hoffourier, der in Kuſſeviz das Quartiermeiſter¬
thum fuͤr die fuͤrſtliche Braut verſah, dahin ab, um
ſo lange da zu ſeyn als er da unnoͤthig ſey. Zeuſel
wollte durchaus aus den Flachſenſingiſchen Hof mit
etwas anderem Einfluß haben als mit ſeiner Kly¬
ſtier-Waſſerkunſt und durch anders auf den Hofſtaat
wirken als durch Senesblaͤtter; daher kaufte er alle
geheime Nachrichten, (er beſſerte ſie ſogleich in oͤf¬
fentliche um) uͤber neue Lufterſcheinungen der Hof¬
luft theuer auf, und dann, wenn einige Leute von
den Thronſtaffeln herabpurzelten, laͤchelte er fein ge¬
nug und bemerkte, er hoffe, dieſe haͤtten ihn fuͤr ih¬
ren Freund genommen und ſein Bein nicht geſehen,
das er ihnen aus ſeiner Apotheke heraus heimlich
untergeſchlagen. Er war trotz einiger Herzensguͤte
ein Luͤgner von Haus aus, nicht weil er boshaft
ſondern weil er fein ſeyn wollte; und uͤberwand ſei¬
nen geſunden Verſtand, um witzig zu mouſſiren. —
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/198>, abgerufen am 24.11.2024.
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