Uebergabe der Prinzessin -- Kuß-Kaperei -- montre a regula¬ teur -- Simultan-Liebe. --
Voltaire, der kein gutes Lustspiel schreiben konnte, wäre nicht im Stande, den eilften Hundsposttag zu machen. --
Bey dem eilften Hundstag bemerk' ich freylich, daß die Natur Gewächse mit allen Anzahlen von Staubfäden geschaffen, nur keine mit eilf; und auch Menschen mit eilf Fingern selten.
Inzwischen ist das Leben gleich den Krebsen, am schmackhaftesten in den Monaten ohne R.
Darwider sagen einige, die Feder eines Autors gehe wie eine Uhr, desto schneller, je länger sie geht; ich aber wend es um und sage, aus Polygraphen werden vielmehr Tachygraphen.
Und doch will man Menschen, die das fünfte Rad am Wagen sind, nicht leiden; aber jedem Rüst¬ wagen ist ein fünftes hinten aufgeschnallet und im Unglück ist ein solches Rad ein wahres Glücksrad. Reinhold las Kants Kritik fünf mal durch eh' er ihn verstand -- ich erbiethe mich, ihm verständlicher
11. Hundspoſttag.
Uebergabe der Prinzeſſin — Kuß-Kaperei — montre à regula¬ teur — Simultan-Liebe. —
Voltaire, der kein gutes Luſtſpiel ſchreiben konnte, waͤre nicht im Stande, den eilften Hundspoſttag zu machen. —
Bey dem eilften Hundstag bemerk' ich freylich, daß die Natur Gewaͤchſe mit allen Anzahlen von Staubfaͤden geſchaffen, nur keine mit eilf; und auch Menſchen mit eilf Fingern ſelten.
Inzwiſchen iſt das Leben gleich den Krebſen, am ſchmackhafteſten in den Monaten ohne R.
Darwider ſagen einige, die Feder eines Autors gehe wie eine Uhr, deſto ſchneller, je laͤnger ſie geht; ich aber wend es um und ſage, aus Polygraphen werden vielmehr Tachygraphen.
Und doch will man Menſchen, die das fuͤnfte Rad am Wagen ſind, nicht leiden; aber jedem Ruͤſt¬ wagen iſt ein fuͤnftes hinten aufgeſchnallet und im Ungluͤck iſt ein ſolches Rad ein wahres Gluͤcksrad. Reinhold las Kants Kritik fuͤnf mal durch eh' er ihn verſtand — ich erbiethe mich, ihm verſtaͤndlicher
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11. Hundspoſttag.
Uebergabe der Prinzeſſin — Kuß-Kaperei — montre à regula¬
teur — Simultan-Liebe. —
Voltaire, der kein gutes Luſtſpiel ſchreiben konnte,
waͤre nicht im Stande, den eilften Hundspoſttag zu
machen. —
Bey dem eilften Hundstag bemerk' ich freylich,
daß die Natur Gewaͤchſe mit allen Anzahlen von
Staubfaͤden geſchaffen, nur keine mit eilf; und auch
Menſchen mit eilf Fingern ſelten.
Inzwiſchen iſt das Leben gleich den Krebſen, am
ſchmackhafteſten in den Monaten ohne R.
Darwider ſagen einige, die Feder eines Autors
gehe wie eine Uhr, deſto ſchneller, je laͤnger ſie geht;
ich aber wend es um und ſage, aus Polygraphen
werden vielmehr Tachygraphen.
Und doch will man Menſchen, die das fuͤnfte
Rad am Wagen ſind, nicht leiden; aber jedem Ruͤſt¬
wagen iſt ein fuͤnftes hinten aufgeſchnallet und im
Ungluͤck iſt ein ſolches Rad ein wahres Gluͤcksrad.
Reinhold las Kants Kritik fuͤnf mal durch eh' er
ihn verſtand — ich erbiethe mich, ihm verſtaͤndlicher
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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