Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.Landes, die Minister und Gesandten sind Hörbrü¬ Da warlich jetzt dieser erhabne Akt aus wäre, Erbetteltes Extrablättgen über die grö¬ ßere Freiheit in Despotien. Nicht nur in Gymnasien und Republiken, son¬ *) So wie es Hörschwestern (les Tourieres oder Soeurs
ecoutes) giebt, die mit den Nonnen ins Sprachzimmer gehen, um auf ihr Reden Acht zu geben. Landes, die Miniſter und Geſandten ſind Hoͤrbruͤ¬ Da warlich jetzt dieſer erhabne Akt aus waͤre, Erbetteltes Extrablaͤttgen uͤber die groͤ¬ ßere Freiheit in Deſpotien. Nicht nur in Gymnaſien und Republiken, ſon¬ *) So wie es Hörſchweſtern (les Touriéres oder Soeurs
ècoutes) giebt, die mit den Nonnen ins Sprachzimmer gehen, um auf ihr Reden Acht zu geben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0265" n="254"/> Landes, die Miniſter und Geſandten ſind <hi rendition="#g">Hoͤrbruͤ¬<lb/> der</hi> <note place="foot" n="*)"><lb/> So wie es <hi rendition="#g">Hörſchweſtern</hi> (<hi rendition="#aq">les Touriéres</hi> oder <hi rendition="#aq">Soeurs<lb/> ècoutes</hi>) giebt, die mit den Nonnen ins Sprachzimmer<lb/> gehen, um auf ihr Reden Acht zu geben.</note>. Der Flachſenfingiſche Sekretair las ent¬<lb/> fernt ein Inſtrument oder den Kaufbrief ihrer Ver¬<lb/> maͤhlung vor. Darauf wurden Reden geliſpelt —<lb/> vom italieniſchen Miniſter zwei — vom Flachſenfin¬<lb/> giſchen (<hi rendition="#g">Schleunes</hi>) auch zwei — von der Braut<lb/> keine, welches eine kuͤrzere Art, Nichts zu ſagen,<lb/> war als der Miniſter ihre. — —</p><lb/> <p>Da warlich jetzt dieſer erhabne Akt aus waͤre,<lb/> wenn ich nichts ſagte: ſo wird mir doch nach vie¬<lb/> len Wochen einmal erlaubt ſeyn, ihm ein <hi rendition="#g">Extra-<lb/> Blaͤttgen</hi> zu erbetteln und anzuhenken und darin<lb/> etwas zu ſagen.</p><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Erbetteltes Extrablaͤttgen uͤber die groͤ¬<lb/> ßere Freiheit in Deſpotien.</hi><lb/> </head> <p>Nicht nur in Gymnaſien und Republiken, ſon¬<lb/> dern auch (wie man auf der vorigen Seite ſieht)<lb/> in Monarchien werden Reden genug gehalten —<lb/> ans Volk nicht, aber doch an deſſen <hi rendition="#aq">curatores absen¬<lb/> tis</hi>. Eben ſo iſt in Monarchien Freiheit genug,<lb/> obgleich in Deſpotien deren noch mehr ſeyn mag<lb/> als in jenen und in Republiken. Ein wahrer deſpo¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0265]
Landes, die Miniſter und Geſandten ſind Hoͤrbruͤ¬
der *). Der Flachſenfingiſche Sekretair las ent¬
fernt ein Inſtrument oder den Kaufbrief ihrer Ver¬
maͤhlung vor. Darauf wurden Reden geliſpelt —
vom italieniſchen Miniſter zwei — vom Flachſenfin¬
giſchen (Schleunes) auch zwei — von der Braut
keine, welches eine kuͤrzere Art, Nichts zu ſagen,
war als der Miniſter ihre. — —
Da warlich jetzt dieſer erhabne Akt aus waͤre,
wenn ich nichts ſagte: ſo wird mir doch nach vie¬
len Wochen einmal erlaubt ſeyn, ihm ein Extra-
Blaͤttgen zu erbetteln und anzuhenken und darin
etwas zu ſagen.
Erbetteltes Extrablaͤttgen uͤber die groͤ¬
ßere Freiheit in Deſpotien.
Nicht nur in Gymnaſien und Republiken, ſon¬
dern auch (wie man auf der vorigen Seite ſieht)
in Monarchien werden Reden genug gehalten —
ans Volk nicht, aber doch an deſſen curatores absen¬
tis. Eben ſo iſt in Monarchien Freiheit genug,
obgleich in Deſpotien deren noch mehr ſeyn mag
als in jenen und in Republiken. Ein wahrer deſpo¬
*)
So wie es Hörſchweſtern (les Touriéres oder Soeurs
ècoutes) giebt, die mit den Nonnen ins Sprachzimmer
gehen, um auf ihr Reden Acht zu geben.
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