Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.Mutter -- ein Mensch stand auf dem Gebirge und Sein Geist war jetzt gemacht, einen großen Men¬ Er wankte ohne Steig ins Dorf hinab, umzogen Endlich hört' er Emanuels Linde. -- Er hätte Mutter — ein Menſch ſtand auf dem Gebirge und Sein Geiſt war jetzt gemacht, einen großen Men¬ Er wankte ohne Steig ins Dorf hinab, umzogen Endlich hoͤrt' er Emanuels Linde. — Er haͤtte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0324" n="313"/> Mutter — ein Menſch ſtand auf dem Gebirge und<lb/> ein Gold-Kaͤfergen auf dem Staubfaden ... und<lb/> der Ewige liebte ſeine ganze Welt. — —</p><lb/> <p>Sein Geiſt war jetzt gemacht, einen großen Men¬<lb/> ſchen zu faſſen und er ſehnte ſich nach der Stimme<lb/> eines Bruders. —</p><lb/> <p>Er wankte ohne Steig ins Dorf hinab, umzogen<lb/> von den großen Kreiſen des Kibizvogels und von<lb/> den kleinen des Maikaͤfers. Am Fuße des Berges<lb/> war der Zwittertag dunkler — am Sternenhimmel<lb/> hob ſich der Vorhang auf — der Dampf des Abends<lb/> der heiß aufgezogen war, fiel kalt wie Menſchen, in<lb/> die Erde zuruͤck: noch eine laute Lerche drehte ſich<lb/> als das letzte Echo des Tages uͤber dem Berge.</p><lb/> <p>Endlich hoͤrt' er Emanuels Linde. — Er haͤtte<lb/> ihn lieber unter dem großen Himmel als unter der<lb/> engen Stubendecke umarmt. Hinter dem Fenſter<lb/> ſah er einen außerordentlich ſchoͤnen Juͤngling ſtehen,<lb/> der auf der Floͤte blies. Dieſer zog aus ihren Him¬<lb/> melspforten ein fliehendes ſchwebendes Elyſium; Vik¬<lb/> tor hoͤrte ihn lange an, um ſein ſchlagendes Herz zu<lb/> ſtillen; endlich ging er mit thraͤnenvollen Augen um<lb/> das Haus und wollte ſprachlos und blind an den<lb/> Juͤngling und an Emanuel fallen. Als er vor dem<lb/> Fenſter vorbeiging, erwiederte der Juͤngling den<lb/> Gruß nicht — als er die Hausthuͤre eroͤfnete, fing<lb/> ein ſanftes Glockenſpiel zu toͤnen an. Sogleich kam<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [313/0324]
Mutter — ein Menſch ſtand auf dem Gebirge und
ein Gold-Kaͤfergen auf dem Staubfaden ... und
der Ewige liebte ſeine ganze Welt. — —
Sein Geiſt war jetzt gemacht, einen großen Men¬
ſchen zu faſſen und er ſehnte ſich nach der Stimme
eines Bruders. —
Er wankte ohne Steig ins Dorf hinab, umzogen
von den großen Kreiſen des Kibizvogels und von
den kleinen des Maikaͤfers. Am Fuße des Berges
war der Zwittertag dunkler — am Sternenhimmel
hob ſich der Vorhang auf — der Dampf des Abends
der heiß aufgezogen war, fiel kalt wie Menſchen, in
die Erde zuruͤck: noch eine laute Lerche drehte ſich
als das letzte Echo des Tages uͤber dem Berge.
Endlich hoͤrt' er Emanuels Linde. — Er haͤtte
ihn lieber unter dem großen Himmel als unter der
engen Stubendecke umarmt. Hinter dem Fenſter
ſah er einen außerordentlich ſchoͤnen Juͤngling ſtehen,
der auf der Floͤte blies. Dieſer zog aus ihren Him¬
melspforten ein fliehendes ſchwebendes Elyſium; Vik¬
tor hoͤrte ihn lange an, um ſein ſchlagendes Herz zu
ſtillen; endlich ging er mit thraͤnenvollen Augen um
das Haus und wollte ſprachlos und blind an den
Juͤngling und an Emanuel fallen. Als er vor dem
Fenſter vorbeiging, erwiederte der Juͤngling den
Gruß nicht — als er die Hausthuͤre eroͤfnete, fing
ein ſanftes Glockenſpiel zu toͤnen an. Sogleich kam
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