O Ewiger, wenn wir deinen Sternenhimmel nicht sähen, wie viel wüßte denn unser in den Erdenkoth untergesunknes Herz von dir und von der Unsterb¬ lichkeit? -- --
Plötzlich wurde in Osten die Nacht lichter, weil der zerflossene Schimmer des Mondes an den Alpen¬ gebirgen, die ihn bedeckten, heraufschlug -- und auf einmal wurden die unbekannten Töne lauter und die Blätter und der Nachtwind: da erwachte Viktor wie aus einem Traume und Leben und drückte die harmonischen zerrinnenden Lüfte an die schmachtende Brust und rief unter den vorquellenden Thränen, die das ganze Gefilde wie eine Regenwolke einhüllten, außer sich laut aus: "Ach Emanuel, komme! -- ach "ich dürste nach dir -- töne nicht mehr, du Seliger, "nimm dein abgelegtes Menschenangesicht und er¬ "scheine mir und tödte mich durch einen Schauder "und behalte mich in deinen Armen!" . . .
Siehe! als die dunkle Thränentropfen noch auf dem Auge lag und der Mond noch hinter den Alpen verzog: da stieg den Berg herauf eine weiße Gestalt mit zugeschlossenen Augen -- lächelnd -- verklärt -- selig -- gegen den Sirius ge¬ wandt -- --
"Emanuel, erscheinst du mir?" rief bebend Ho¬ rion und riß seine Thränen herab. Die Gestalt schlug ihre Augen auf. Sie breitete ihre Arme aus.
O Ewiger, wenn wir deinen Sternenhimmel nicht ſaͤhen, wie viel wuͤßte denn unſer in den Erdenkoth untergeſunknes Herz von dir und von der Unſterb¬ lichkeit? — —
Ploͤtzlich wurde in Oſten die Nacht lichter, weil der zerfloſſene Schimmer des Mondes an den Alpen¬ gebirgen, die ihn bedeckten, heraufſchlug — und auf einmal wurden die unbekannten Toͤne lauter und die Blaͤtter und der Nachtwind: da erwachte Viktor wie aus einem Traume und Leben und druͤckte die harmoniſchen zerrinnenden Luͤfte an die ſchmachtende Bruſt und rief unter den vorquellenden Thraͤnen, die das ganze Gefilde wie eine Regenwolke einhuͤllten, außer ſich laut aus: »Ach Emanuel, komme! — ach »ich duͤrſte nach dir — toͤne nicht mehr, du Seliger, »nimm dein abgelegtes Menſchenangeſicht und er¬ »ſcheine mir und toͤdte mich durch einen Schauder »und behalte mich in deinen Armen!« . . .
Siehe! als die dunkle Thraͤnentropfen noch auf dem Auge lag und der Mond noch hinter den Alpen verzog: da ſtieg den Berg herauf eine weiße Geſtalt mit zugeſchloſſenen Augen — laͤchelnd — verklaͤrt — ſelig — gegen den Sirius ge¬ wandt — —
»Emanuel, erſcheinſt du mir?« rief bebend Ho¬ rion und riß ſeine Thraͤnen herab. Die Geſtalt ſchlug ihre Augen auf. Sie breitete ihre Arme aus.
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O Ewiger, wenn wir deinen Sternenhimmel nicht
ſaͤhen, wie viel wuͤßte denn unſer in den Erdenkoth
untergeſunknes Herz von dir und von der Unſterb¬
lichkeit? — —
Ploͤtzlich wurde in Oſten die Nacht lichter, weil
der zerfloſſene Schimmer des Mondes an den Alpen¬
gebirgen, die ihn bedeckten, heraufſchlug — und auf
einmal wurden die unbekannten Toͤne lauter und die
Blaͤtter und der Nachtwind: da erwachte Viktor
wie aus einem Traume und Leben und druͤckte die
harmoniſchen zerrinnenden Luͤfte an die ſchmachtende
Bruſt und rief unter den vorquellenden Thraͤnen, die
das ganze Gefilde wie eine Regenwolke einhuͤllten,
außer ſich laut aus: »Ach Emanuel, komme! — ach
»ich duͤrſte nach dir — toͤne nicht mehr, du Seliger,
»nimm dein abgelegtes Menſchenangeſicht und er¬
»ſcheine mir und toͤdte mich durch einen Schauder
»und behalte mich in deinen Armen!« . . .
Siehe! als die dunkle Thraͤnentropfen noch
auf dem Auge lag und der Mond noch hinter
den Alpen verzog: da ſtieg den Berg herauf eine
weiße Geſtalt mit zugeſchloſſenen Augen — laͤchelnd
— verklaͤrt — ſelig — gegen den Sirius ge¬
wandt — —
»Emanuel, erſcheinſt du mir?« rief bebend Ho¬
rion und riß ſeine Thraͤnen herab. Die Geſtalt
ſchlug ihre Augen auf. Sie breitete ihre Arme aus.
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/329>, abgerufen am 24.11.2024.
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