ich meines Orts ans Umhalsen komme." Aber Horion eilte aus des Sohnes Armen zärtlich in des Vaters seine, verweilte lange darin, und machte al¬ les wieder gut.
Mit befriedigter Liebe, mit tanzendem Herzen, mit schwelgenden Augen, unter dem aufgeblühten Himmel und über den Schmuk der Erde -- denn der Frühling hatte seine Schmukkästgen aufgeschlossen und blühende Juwelen in alle Thäler und auf alle Hügel und bis weit an die Berge geworfen -- wandelten beide selig dahin und die brittische Hand preste die deutsche. Sebastian konnte nichts sagen zu Flamin, aber er sprach mit dem Vater und jeder gleichgültige Laut machte den mit Blut und Liebe überhäuften Busen freier.
Die drei Regimenter hatte jeder aus dem Kopfe verloren; aber sie waren selber dem Generalfeldmar¬ schal gehorsam nachmarschiert. Sebastian, zu men¬ schenfreundlich, um jemand zu vergessen, drehte sich gegen das Quarree von kleinen Sanskülottes herum, die nicht aus Paris sondern aus Flachsenfingen wa¬ ren und als bettelnde Soldatenkinder ihn begleitet hatten: "Meine Kinder, (sagt' er und sahe nichts an "als sein stehendes Heer) heute ist für euren Gene¬ "rallissimus und euch der merkwürdige Tag, wo er "drei Dinge thut -- Ich dank' euch erstlich ab, aber "meine Reduktion soll euch so wenig wie eine fürst¬
ich meines Orts ans Umhalſen komme.« Aber Horion eilte aus des Sohnes Armen zaͤrtlich in des Vaters ſeine, verweilte lange darin, und machte al¬ les wieder gut.
Mit befriedigter Liebe, mit tanzendem Herzen, mit ſchwelgenden Augen, unter dem aufgebluͤhten Himmel und uͤber den Schmuk der Erde — denn der Fruͤhling hatte ſeine Schmukkaͤſtgen aufgeſchloſſen und bluͤhende Juwelen in alle Thaͤler und auf alle Huͤgel und bis weit an die Berge geworfen — wandelten beide ſelig dahin und die brittiſche Hand preſte die deutſche. Sebaſtian konnte nichts ſagen zu Flamin, aber er ſprach mit dem Vater und jeder gleichguͤltige Laut machte den mit Blut und Liebe uͤberhaͤuften Buſen freier.
Die drei Regimenter hatte jeder aus dem Kopfe verloren; aber ſie waren ſelber dem Generalfeldmar¬ ſchal gehorſam nachmarſchiert. Sebaſtian, zu men¬ ſchenfreundlich, um jemand zu vergeſſen, drehte ſich gegen das Quarree von kleinen Sanskuͤlottes herum, die nicht aus Paris ſondern aus Flachſenfingen wa¬ ren und als bettelnde Soldatenkinder ihn begleitet hatten: »Meine Kinder, (ſagt' er und ſahe nichts an »als ſein ſtehendes Heer) heute iſt fuͤr euren Gene¬ »ralliſſimus und euch der merkwuͤrdige Tag, wo er »drei Dinge thut — Ich dank' euch erſtlich ab, aber »meine Reduktion ſoll euch ſo wenig wie eine fuͤrſt¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0039"n="28"/>
ich meines Orts ans Umhalſen komme.« Aber<lb/>
Horion eilte aus des Sohnes Armen zaͤrtlich in des<lb/>
Vaters ſeine, verweilte lange darin, und machte al¬<lb/>
les wieder gut.</p><lb/><p>Mit befriedigter Liebe, mit tanzendem Herzen,<lb/>
mit ſchwelgenden Augen, unter dem aufgebluͤhten<lb/>
Himmel und uͤber den Schmuk der Erde — denn<lb/>
der Fruͤhling hatte ſeine Schmukkaͤſtgen aufgeſchloſſen<lb/>
und bluͤhende Juwelen in alle Thaͤler und auf alle<lb/>
Huͤgel <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> bis weit an die Berge geworfen —<lb/>
wandelten beide ſelig dahin und die brittiſche Hand<lb/>
preſte die deutſche. Sebaſtian konnte nichts ſagen<lb/>
zu Flamin, aber er ſprach mit dem Vater und jeder<lb/>
gleichguͤltige Laut machte den mit Blut und Liebe<lb/>
uͤberhaͤuften Buſen freier.</p><lb/><p>Die drei Regimenter hatte jeder aus dem Kopfe<lb/>
verloren; aber ſie waren ſelber dem Generalfeldmar¬<lb/>ſchal gehorſam nachmarſchiert. Sebaſtian, zu men¬<lb/>ſchenfreundlich, um jemand zu vergeſſen, drehte ſich<lb/>
gegen das Quarree von kleinen Sanskuͤlottes herum,<lb/>
die nicht aus Paris ſondern aus Flachſenfingen wa¬<lb/>
ren und als bettelnde Soldatenkinder ihn begleitet<lb/>
hatten: »Meine Kinder, (ſagt' er und ſahe nichts an<lb/>
»als ſein ſtehendes Heer) heute iſt fuͤr euren Gene¬<lb/>
»ralliſſimus und euch der merkwuͤrdige Tag, wo er<lb/>
»drei Dinge thut — Ich dank' euch erſtlich ab, aber<lb/>
»meine Reduktion ſoll euch ſo wenig wie eine fuͤrſt¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[28/0039]
ich meines Orts ans Umhalſen komme.« Aber
Horion eilte aus des Sohnes Armen zaͤrtlich in des
Vaters ſeine, verweilte lange darin, und machte al¬
les wieder gut.
Mit befriedigter Liebe, mit tanzendem Herzen,
mit ſchwelgenden Augen, unter dem aufgebluͤhten
Himmel und uͤber den Schmuk der Erde — denn
der Fruͤhling hatte ſeine Schmukkaͤſtgen aufgeſchloſſen
und bluͤhende Juwelen in alle Thaͤler und auf alle
Huͤgel und bis weit an die Berge geworfen —
wandelten beide ſelig dahin und die brittiſche Hand
preſte die deutſche. Sebaſtian konnte nichts ſagen
zu Flamin, aber er ſprach mit dem Vater und jeder
gleichguͤltige Laut machte den mit Blut und Liebe
uͤberhaͤuften Buſen freier.
Die drei Regimenter hatte jeder aus dem Kopfe
verloren; aber ſie waren ſelber dem Generalfeldmar¬
ſchal gehorſam nachmarſchiert. Sebaſtian, zu men¬
ſchenfreundlich, um jemand zu vergeſſen, drehte ſich
gegen das Quarree von kleinen Sanskuͤlottes herum,
die nicht aus Paris ſondern aus Flachſenfingen wa¬
ren und als bettelnde Soldatenkinder ihn begleitet
hatten: »Meine Kinder, (ſagt' er und ſahe nichts an
»als ſein ſtehendes Heer) heute iſt fuͤr euren Gene¬
»ralliſſimus und euch der merkwuͤrdige Tag, wo er
»drei Dinge thut — Ich dank' euch erſtlich ab, aber
»meine Reduktion ſoll euch ſo wenig wie eine fuͤrſt¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/39>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.