wird, da im ganzen Himmel kein Vierziger zu haben ist, ein Kind so alt seyn wie Nestor nämlich 32 Jahre und drei Monate. Wer das weis: schätzet die schöne Bescheidenheit der Weiber hoch, die sich nach dem 30ten Jahre wie Reliquien für älter aus¬ geben als sie sind: es wäre genug, wenn sich eine Vierzigerin, Achtundvierzigerin so alt machte wie guter Rheinwein oder höchstens wie Methusalem; aber sie glaubt bescheidener zu seyn, wenn sie sich, so sehr ihr Gesicht auch widerspricht, schon das hohe Alter zuschreibt, das sie erst, wenn ihr Gesicht einige tausend Jahre in der Erde gelegen ist, haben kann, nämlich -- 32 Jahre und drei Monate. Ein Dum¬ mer sieht ein, daß sie nur das Auferstehungs- und kein Erdenalter meine, weil sie von diesem Immobi¬ liar Jahr nicht wegrückt, welches in der Ewigkeit, wo kein Mensch eine Stunde älter werden kann, et¬ was Alltägliches ist. Diese Einheit der Zeit brin¬ gen sie in das Intriguenstück ihres Lebens dar¬ um schon im 30ten Jahr hinein, weil nach diesem in Paris keine Frau mehr öffentlich tanzen und (nach Helvetius) kein Genie mehr meisterhaft schreiben kann. Auf das letzte rechnet man vielleicht in Je¬ rusalem, wo jeder erst nach dem 30ten Jahr ein Lehramt bekam.
B.
Basedowische Schulen. Basedow schlägt in
wird, da im ganzen Himmel kein Vierziger zu haben iſt, ein Kind ſo alt ſeyn wie Neſtor naͤmlich 32 Jahre und drei Monate. Wer das weis: ſchaͤtzet die ſchoͤne Beſcheidenheit der Weiber hoch, die ſich nach dem 30ten Jahre wie Reliquien fuͤr aͤlter aus¬ geben als ſie ſind: es waͤre genug, wenn ſich eine Vierzigerin, Achtundvierzigerin ſo alt machte wie guter Rheinwein oder hoͤchſtens wie Methuſalem; aber ſie glaubt beſcheidener zu ſeyn, wenn ſie ſich, ſo ſehr ihr Geſicht auch widerſpricht, ſchon das hohe Alter zuſchreibt, das ſie erſt, wenn ihr Geſicht einige tauſend Jahre in der Erde gelegen iſt, haben kann, naͤmlich — 32 Jahre und drei Monate. Ein Dum¬ mer ſieht ein, daß ſie nur das Auferſtehungs- und kein Erdenalter meine, weil ſie von dieſem Immobi¬ liar Jahr nicht wegruͤckt, welches in der Ewigkeit, wo kein Menſch eine Stunde aͤlter werden kann, et¬ was Alltaͤgliches iſt. Dieſe Einheit der Zeit brin¬ gen ſie in das Intriguenſtuͤck ihres Lebens dar¬ um ſchon im 30ten Jahr hinein, weil nach dieſem in Paris keine Frau mehr oͤffentlich tanzen und (nach Helvetius) kein Genie mehr meiſterhaft ſchreiben kann. Auf das letzte rechnet man vielleicht in Je¬ ruſalem, wo jeder erſt nach dem 30ten Jahr ein Lehramt bekam.
B.
Baſedowiſche Schulen. Baſedow ſchlaͤgt in
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wird, da im ganzen Himmel kein Vierziger zu haben
iſt, ein Kind ſo alt ſeyn wie Neſtor naͤmlich
32 Jahre und drei Monate. Wer das weis: ſchaͤtzet
die ſchoͤne Beſcheidenheit der Weiber hoch, die ſich
nach dem 30ten Jahre wie Reliquien fuͤr aͤlter aus¬
geben als ſie ſind: es waͤre genug, wenn ſich eine
Vierzigerin, Achtundvierzigerin ſo alt machte wie
guter Rheinwein oder hoͤchſtens wie Methuſalem;
aber ſie glaubt beſcheidener zu ſeyn, wenn ſie ſich,
ſo ſehr ihr Geſicht auch widerſpricht, ſchon das hohe
Alter zuſchreibt, das ſie erſt, wenn ihr Geſicht einige
tauſend Jahre in der Erde gelegen iſt, haben kann,
naͤmlich — 32 Jahre und drei Monate. Ein Dum¬
mer ſieht ein, daß ſie nur das Auferſtehungs- und
kein Erdenalter meine, weil ſie von dieſem Immobi¬
liar Jahr nicht wegruͤckt, welches in der Ewigkeit,
wo kein Menſch eine Stunde aͤlter werden kann, et¬
was Alltaͤgliches iſt. Dieſe Einheit der Zeit brin¬
gen ſie in das Intriguenſtuͤck ihres Lebens dar¬
um ſchon im 30ten Jahr hinein, weil nach dieſem in
Paris keine Frau mehr oͤffentlich tanzen und (nach
Helvetius) kein Genie mehr meiſterhaft ſchreiben
kann. Auf das letzte rechnet man vielleicht in Je¬
ruſalem, wo jeder erſt nach dem 30ten Jahr ein
Lehramt bekam.
B.
Baſedowiſche Schulen. Baſedow ſchlaͤgt in
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/399>, abgerufen am 22.11.2024.
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