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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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in Einer Sitzung hätte durchseyn sollen -- wie sol¬
che klassische Leser oft kurz vor einer Visite, oder
unter dem Couvertiren mit Papillotten oder unter
dem Auskämmen der Haare, (die gar das erhabenste
Kapitel einpudern,) letzteres lesen oder ein rührendes
unter dem Keifen mit der ganzen Stube -- wenn
man bedenkt daß unter solche Leser die meisten
Scheerauer und Flachsenfinger gehören und bloß die
Leserinnen nicht, die sich in alle Bücher und Män¬
ner einzuschließen wissen und denen einerlei ist, was
sie lesen oder heirathen -- und wenn man gar die
traurige Betrachtung macht, daß, wenn über diese
Leser nicht einmal der Lesegroschen, den sie fürs
Buch bezahlen müssen, so viel Gewalt besitzt, um
sie zum Genusse rührender und erhabner Blätter zu
vermögen, daß es dieser lange Periode noch weniger
erzwingen werde: so preiset man das deutsche Pu¬
blikum glücklich, das doch solche Werke nähren,
an denen wie an Truthühnern das Weisse das
Beste ist.

Da ein solcher Truthahn auch die Wiener Zeit¬
schrift
ist und ich vorige Woche dachte, mein
Hund schreibe daran: so wirds hieher passen, daß
ich meinen Irrsal widerrufe. Es schoß mir nän.lich
in den Kopf, die Korrespondenzbestie -- da sie Hof¬
mann
heisset -- sey etwan gar der in eine Hunds¬
haut verputzte und kouvertirte Professor selber. Ich

in Einer Sitzung haͤtte durchſeyn ſollen — wie ſol¬
che klaſſiſche Leſer oft kurz vor einer Viſite, oder
unter dem Couvertiren mit Papillotten oder unter
dem Auskaͤmmen der Haare, (die gar das erhabenſte
Kapitel einpudern,) letzteres leſen oder ein ruͤhrendes
unter dem Keifen mit der ganzen Stube — wenn
man bedenkt daß unter ſolche Leſer die meiſten
Scheerauer und Flachſenfinger gehoͤren und bloß die
Leſerinnen nicht, die ſich in alle Buͤcher und Maͤn¬
ner einzuſchließen wiſſen und denen einerlei iſt, was
ſie leſen oder heirathen — und wenn man gar die
traurige Betrachtung macht, daß, wenn uͤber dieſe
Leſer nicht einmal der Leſegroſchen, den ſie fuͤrs
Buch bezahlen muͤſſen, ſo viel Gewalt beſitzt, um
ſie zum Genuſſe ruͤhrender und erhabner Blaͤtter zu
vermoͤgen, daß es dieſer lange Periode noch weniger
erzwingen werde: ſo preiſet man das deutſche Pu¬
blikum gluͤcklich, das doch ſolche Werke naͤhren,
an denen wie an Truthuͤhnern das Weiſſe das
Beſte iſt.

Da ein ſolcher Truthahn auch die Wiener Zeit¬
ſchrift
iſt und ich vorige Woche dachte, mein
Hund ſchreibe daran: ſo wirds hieher paſſen, daß
ich meinen Irrſal widerrufe. Es ſchoß mir naͤn.lich
in den Kopf, die Korreſpondenzbeſtie — da ſie Hof¬
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[278/0288] in Einer Sitzung haͤtte durchſeyn ſollen — wie ſol¬ che klaſſiſche Leſer oft kurz vor einer Viſite, oder unter dem Couvertiren mit Papillotten oder unter dem Auskaͤmmen der Haare, (die gar das erhabenſte Kapitel einpudern,) letzteres leſen oder ein ruͤhrendes unter dem Keifen mit der ganzen Stube — wenn man bedenkt daß unter ſolche Leſer die meiſten Scheerauer und Flachſenfinger gehoͤren und bloß die Leſerinnen nicht, die ſich in alle Buͤcher und Maͤn¬ ner einzuſchließen wiſſen und denen einerlei iſt, was ſie leſen oder heirathen — und wenn man gar die traurige Betrachtung macht, daß, wenn uͤber dieſe Leſer nicht einmal der Leſegroſchen, den ſie fuͤrs Buch bezahlen muͤſſen, ſo viel Gewalt beſitzt, um ſie zum Genuſſe ruͤhrender und erhabner Blaͤtter zu vermoͤgen, daß es dieſer lange Periode noch weniger erzwingen werde: ſo preiſet man das deutſche Pu¬ blikum gluͤcklich, das doch ſolche Werke naͤhren, an denen wie an Truthuͤhnern das Weiſſe das Beſte iſt. Da ein ſolcher Truthahn auch die Wiener Zeit¬ ſchrift iſt und ich vorige Woche dachte, mein Hund ſchreibe daran: ſo wirds hieher paſſen, daß ich meinen Irrſal widerrufe. Es ſchoß mir naͤn.lich in den Kopf, die Korreſpondenzbeſtie — da ſie Hof¬ mann heiſſet — ſey etwan gar der in eine Hunds¬ haut verputzte und kouvertirte Profeſſor ſelber. Ich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/288>, abgerufen am 24.11.2024.