chen, weil ers verschenken wolle. -- "Wenn sie fort "ist (sagte er zu sich) -- -- nein, aber wenn sie "tod ist: dann mein' ich unverhüllt und sage allen "Menschen frey heraus, daß ich sie geliebet habe" -- Du Lieber, über dem Souper -- ein Pfarrer kann eines geben -- wird man den Glanz deiner Augen mehr dem sich selber entladenden Witze zu¬ schreiben als dem zurückgepresten Thränenwasser und ich könnte dich, wenn ich mitäffe, vor Rührung nicht ansehen, wenn du unter dem Aufhämmern und "Härten" der rothen Eier dein überquellendes Auge starr und halbzugedeckt auf einen geschminkten Eier¬ pol niederzuheften suchtest und schweigend deinen Eier-Giebel dem Pflaster Fallbock des Pfarrers unter¬ stelltest, um Zeit zum Siege über die Stimme und Augenhöhle zu gewinnen! -- Und doch kann ich nicht sehen, was du aus dieser Maske für erhebli¬ chen Vortheil dann zu ziehen gedenkst, wenn dir die alte Appel durch die kleine Iris und Expressin Ju¬ lia -- sie selber kann sichs nie unterfangen -- ein geflecktes tättowiertes Ei, ein wahres gekochtes alle¬ gorisches Gemälde zuschickt und wenn du die mit Scheidewasser darauf eingebaizten Blumenstücke und deinen Namen, mit Vergißmeinnicht begraset auf dem kolorirten Globus durchliesest, ich sagte was konnte dir deine vorige Verstellung helfen, wenn du jetzt, um den Gedanken "Vergißmeinnicht" nicht
Y 2
chen, weil ers verſchenken wolle. — »Wenn ſie fort »iſt (ſagte er zu ſich) — — nein, aber wenn ſie »tod iſt: dann mein' ich unverhuͤllt und ſage allen »Menſchen frey heraus, daß ich ſie geliebet habe» — Du Lieber, uͤber dem Souper — ein Pfarrer kann eines geben — wird man den Glanz deiner Augen mehr dem ſich ſelber entladenden Witze zu¬ ſchreiben als dem zuruͤckgepreſten Thraͤnenwaſſer und ich koͤnnte dich, wenn ich mitaͤffe, vor Ruͤhrung nicht anſehen, wenn du unter dem Aufhaͤmmern und »Haͤrten» der rothen Eier dein uͤberquellendes Auge ſtarr und halbzugedeckt auf einen geſchminkten Eier¬ pol niederzuheften ſuchteſt und ſchweigend deinen Eier-Giebel dem Pflaſter Fallbock des Pfarrers unter¬ ſtellteſt, um Zeit zum Siege uͤber die Stimme und Augenhoͤhle zu gewinnen! — Und doch kann ich nicht ſehen, was du aus dieſer Maske fuͤr erhebli¬ chen Vortheil dann zu ziehen gedenkſt, wenn dir die alte Appel durch die kleine Iris und Expreſſin Ju¬ lia — ſie ſelber kann ſichs nie unterfangen — ein geflecktes taͤttowiertes Ei, ein wahres gekochtes alle¬ goriſches Gemaͤlde zuſchickt und wenn du die mit Scheidewaſſer darauf eingebaizten Blumenſtuͤcke und deinen Namen, mit Vergißmeinnicht begraſet auf dem kolorirten Globus durchlieſeſt, ich ſagte was konnte dir deine vorige Verſtellung helfen, wenn du jetzt, um den Gedanken »Vergißmeinnicht» nicht
Y 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0349"n="338 [339]"/>
chen, weil ers verſchenken wolle. — »Wenn ſie fort<lb/>
»iſt (ſagte er zu ſich) —— nein, aber wenn ſie<lb/>
»tod iſt: dann mein' ich unverhuͤllt und ſage allen<lb/>
»Menſchen frey heraus, daß ich ſie geliebet habe»<lb/>— Du Lieber, uͤber dem <hirendition="#aq">Souper</hi>— ein Pfarrer<lb/>
kann eines geben — wird man den Glanz deiner<lb/>
Augen mehr dem ſich ſelber entladenden Witze zu¬<lb/>ſchreiben als dem zuruͤckgepreſten Thraͤnenwaſſer und<lb/>
ich koͤnnte dich, wenn ich mitaͤffe, vor Ruͤhrung<lb/>
nicht anſehen, wenn du unter dem Aufhaͤmmern und<lb/>
»Haͤrten» der rothen Eier dein uͤberquellendes Auge<lb/>ſtarr und halbzugedeckt auf einen geſchminkten Eier¬<lb/>
pol niederzuheften ſuchteſt und ſchweigend deinen<lb/>
Eier-Giebel dem Pflaſter Fallbock des Pfarrers unter¬<lb/>ſtellteſt, um Zeit zum Siege uͤber die Stimme und<lb/>
Augenhoͤhle zu gewinnen! — Und doch kann ich<lb/>
nicht ſehen, was du aus dieſer Maske fuͤr erhebli¬<lb/>
chen Vortheil dann zu ziehen gedenkſt, wenn dir die<lb/>
alte Appel durch die kleine Iris und Expreſſin Ju¬<lb/>
lia —ſie ſelber kann ſichs nie unterfangen — ein<lb/>
geflecktes taͤttowiertes Ei, ein wahres gekochtes alle¬<lb/>
goriſches Gemaͤlde zuſchickt und wenn du die mit<lb/>
Scheidewaſſer darauf eingebaizten Blumenſtuͤcke und<lb/>
deinen Namen, mit Vergißmeinnicht begraſet auf<lb/>
dem kolorirten Globus durchlieſeſt, ich ſagte was<lb/>
konnte dir deine vorige Verſtellung helfen, wenn du<lb/>
jetzt, um den Gedanken »Vergißmeinnicht» nicht<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 2<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[338 [339]/0349]
chen, weil ers verſchenken wolle. — »Wenn ſie fort
»iſt (ſagte er zu ſich) — — nein, aber wenn ſie
»tod iſt: dann mein' ich unverhuͤllt und ſage allen
»Menſchen frey heraus, daß ich ſie geliebet habe»
— Du Lieber, uͤber dem Souper — ein Pfarrer
kann eines geben — wird man den Glanz deiner
Augen mehr dem ſich ſelber entladenden Witze zu¬
ſchreiben als dem zuruͤckgepreſten Thraͤnenwaſſer und
ich koͤnnte dich, wenn ich mitaͤffe, vor Ruͤhrung
nicht anſehen, wenn du unter dem Aufhaͤmmern und
»Haͤrten» der rothen Eier dein uͤberquellendes Auge
ſtarr und halbzugedeckt auf einen geſchminkten Eier¬
pol niederzuheften ſuchteſt und ſchweigend deinen
Eier-Giebel dem Pflaſter Fallbock des Pfarrers unter¬
ſtellteſt, um Zeit zum Siege uͤber die Stimme und
Augenhoͤhle zu gewinnen! — Und doch kann ich
nicht ſehen, was du aus dieſer Maske fuͤr erhebli¬
chen Vortheil dann zu ziehen gedenkſt, wenn dir die
alte Appel durch die kleine Iris und Expreſſin Ju¬
lia — ſie ſelber kann ſichs nie unterfangen — ein
geflecktes taͤttowiertes Ei, ein wahres gekochtes alle¬
goriſches Gemaͤlde zuſchickt und wenn du die mit
Scheidewaſſer darauf eingebaizten Blumenſtuͤcke und
deinen Namen, mit Vergißmeinnicht begraſet auf
dem kolorirten Globus durchlieſeſt, ich ſagte was
konnte dir deine vorige Verſtellung helfen, wenn du
jetzt, um den Gedanken »Vergißmeinnicht» nicht
Y 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 338 [339]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/349>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.