war auf heute gleichsam zu einem Valet-Abendmahl geladen -- die Drillinge ohnehin.
Endlich kam sie abends am Arme des verkannten Matthieu. -- Wenn Ruska behauptet, daß die Zahl von 4,443,5556 Teufeln, die nach der Behauptung des Guliermus Parisiensis um eine sterbende Aeb¬ tessin flankiren, viel zu schwach angegeben sey *): so kann man leicht denken, wie viel Teufel um eine lebende, um eine blühende schwadroniren mö¬ gen: ich meines Ortes nehme um eine Schöne soviel Teufel an als es Mannspersonen giebt.
Als Klotilde erschien mit dem ins Abblühen hin¬ einlächelnden Angesicht, mit der erschöpften Lauten¬ stimme, die der Schmerz als eine eigne Fortepiano's Veränderung durch den Drucker aus uns bringt -- aber ists nicht mit den Menschen wie mit den Or¬ geln, deren Menschenstimme am schönsten mit dem Tremulanten geht? -- als sie so erschien: so hatte ihr schönster Freund die Wahl, entweder vor ihr niederzusinken mit den Worten: "laß mich frü¬ "her sterben" oder recht scherzhaft heute zu seyn. Das letztere wählt' er (ausgenommen gegen sie), um seine Träume zu übertäuben. Daher warf er mit Historien und gesunden Anmerkungen um sich --
*)Poetii select. disputat. theol. P. 1. p. 918.
war auf heute gleichſam zu einem Valet-Abendmahl geladen — die Drillinge ohnehin.
Endlich kam ſie abends am Arme des verkannten Matthieu. — Wenn Ruska behauptet, daß die Zahl von 4,443,5556 Teufeln, die nach der Behauptung des Guliermus Parisiensis um eine ſterbende Aeb¬ teſſin flankiren, viel zu ſchwach angegeben ſey *): ſo kann man leicht denken, wie viel Teufel um eine lebende, um eine bluͤhende ſchwadroniren moͤ¬ gen: ich meines Ortes nehme um eine Schoͤne ſoviel Teufel an als es Mannsperſonen giebt.
Als Klotilde erſchien mit dem ins Abbluͤhen hin¬ einlaͤchelnden Angeſicht, mit der erſchoͤpften Lauten¬ ſtimme, die der Schmerz als eine eigne Fortepiano's Veraͤnderung durch den Drucker aus uns bringt — aber iſts nicht mit den Menſchen wie mit den Or¬ geln, deren Menſchenſtimme am ſchoͤnſten mit dem Tremulanten geht? — als ſie ſo erſchien: ſo hatte ihr ſchoͤnſter Freund die Wahl, entweder vor ihr niederzuſinken mit den Worten: »laß mich fruͤ¬ »her ſterben» oder recht ſcherzhaft heute zu ſeyn. Das letztere waͤhlt' er (ausgenommen gegen ſie), um ſeine Traͤume zu uͤbertaͤuben. Daher warf er mit Hiſtorien und geſunden Anmerkungen um ſich —
*)Poetii select. disputat. theol. P. 1. p. 918.
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war auf heute gleichſam zu einem Valet-Abendmahl
geladen — die Drillinge ohnehin.
Endlich kam ſie abends am Arme des verkannten
Matthieu. — Wenn Ruska behauptet, daß die Zahl
von 4,443,5556 Teufeln, die nach der Behauptung
des Guliermus Parisiensis um eine ſterbende Aeb¬
teſſin flankiren, viel zu ſchwach angegeben ſey *):
ſo kann man leicht denken, wie viel Teufel um eine
lebende, um eine bluͤhende ſchwadroniren moͤ¬
gen: ich meines Ortes nehme um eine Schoͤne ſoviel
Teufel an als es Mannsperſonen giebt.
Als Klotilde erſchien mit dem ins Abbluͤhen hin¬
einlaͤchelnden Angeſicht, mit der erſchoͤpften Lauten¬
ſtimme, die der Schmerz als eine eigne Fortepiano's
Veraͤnderung durch den Drucker aus uns bringt —
aber iſts nicht mit den Menſchen wie mit den Or¬
geln, deren Menſchenſtimme am ſchoͤnſten mit
dem Tremulanten geht? — als ſie ſo erſchien: ſo
hatte ihr ſchoͤnſter Freund die Wahl, entweder vor
ihr niederzuſinken mit den Worten: »laß mich fruͤ¬
»her ſterben» oder recht ſcherzhaft heute zu ſeyn.
Das letztere waͤhlt' er (ausgenommen gegen ſie),
um ſeine Traͤume zu uͤbertaͤuben. Daher warf er
mit Hiſtorien und geſunden Anmerkungen um ſich —
*) Poetii select. disputat. theol. P. 1. p. 918.
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/352>, abgerufen am 27.11.2024.
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