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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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Sie ließ ihm ihre Hand und ihre Pulse schlugen
bebend mit seinen zusammen. --

Endlich warf nur noch der letzte Ton des Liedes
seine melodischen Kreise im Aether und floß aus ein¬
ander über eine ganze Vergangenheit -- dann hüll¬
te ihn ein fernes Echo in ein flatterndes Lüftgen
und wehte ihn durch tiefere Echos hindurch und end¬
lich an das letzte hinüber, das rings um den Him¬
mel liegt -- dann verschied der Ton und flog als
eine Seele in einen Seufzer Klotildens. --

Da entfiel ihr die erste Thräne wie ein heisses
Herz, auf Viktors Hand.

Ihr Freund war überwältigt -- sie war dahin
gerissen -- er preßte konvulsivisch die sanfte Hand
-- sie zog sie aus seiner -- und ging langsam aus
dem Zimmer, um dem zu weichen Herzen, über des¬
sen holde Zeichen die Nacht ihren Schleier hing,
wieder zu Hülfe zu kommen. . . . .

Das kommende Licht nahm diese Traumßenen
weg. -- Matthieu und die Kammerherrin erschienen
auch. Wir wollen aber in dieser weichen Stimmung
wo man gerade gegen Schlimme in der härtesten ist,
nichts sagen und nichts denken über das neue Paar,
das für den Kontrast mit unserer Erweichung nichts
kann. Viktor sagte sich das auch, aber mehr als ein¬
mal; weil sich die vom Apotheker erlogne Vermäh¬
lung Klotildens mit Matthieu ihm mit den grellsten

Sie ließ ihm ihre Hand und ihre Pulſe ſchlugen
bebend mit ſeinen zuſammen. —

Endlich warf nur noch der letzte Ton des Liedes
ſeine melodiſchen Kreiſe im Aether und floß aus ein¬
ander uͤber eine ganze Vergangenheit — dann huͤll¬
te ihn ein fernes Echo in ein flatterndes Luͤftgen
und wehte ihn durch tiefere Echos hindurch und end¬
lich an das letzte hinuͤber, das rings um den Him¬
mel liegt — dann verſchied der Ton und flog als
eine Seele in einen Seufzer Klotildens. —

Da entfiel ihr die erſte Thraͤne wie ein heiſſes
Herz, auf Viktors Hand.

Ihr Freund war uͤberwaͤltigt — ſie war dahin
geriſſen — er preßte konvulſiviſch die ſanfte Hand
— ſie zog ſie aus ſeiner — und ging langſam aus
dem Zimmer, um dem zu weichen Herzen, uͤber deſ¬
ſen holde Zeichen die Nacht ihren Schleier hing,
wieder zu Huͤlfe zu kommen. . . . .

Das kommende Licht nahm dieſe Traumſzenen
weg. — Matthieu und die Kammerherrin erſchienen
auch. Wir wollen aber in dieſer weichen Stimmung
wo man gerade gegen Schlimme in der haͤrteſten iſt,
nichts ſagen und nichts denken uͤber das neue Paar,
das fuͤr den Kontraſt mit unſerer Erweichung nichts
kann. Viktor ſagte ſich das auch, aber mehr als ein¬
mal; weil ſich die vom Apotheker erlogne Vermaͤh¬
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[373/0383] Sie ließ ihm ihre Hand und ihre Pulſe ſchlugen bebend mit ſeinen zuſammen. — Endlich warf nur noch der letzte Ton des Liedes ſeine melodiſchen Kreiſe im Aether und floß aus ein¬ ander uͤber eine ganze Vergangenheit — dann huͤll¬ te ihn ein fernes Echo in ein flatterndes Luͤftgen und wehte ihn durch tiefere Echos hindurch und end¬ lich an das letzte hinuͤber, das rings um den Him¬ mel liegt — dann verſchied der Ton und flog als eine Seele in einen Seufzer Klotildens. — Da entfiel ihr die erſte Thraͤne wie ein heiſſes Herz, auf Viktors Hand. Ihr Freund war uͤberwaͤltigt — ſie war dahin geriſſen — er preßte konvulſiviſch die ſanfte Hand — ſie zog ſie aus ſeiner — und ging langſam aus dem Zimmer, um dem zu weichen Herzen, uͤber deſ¬ ſen holde Zeichen die Nacht ihren Schleier hing, wieder zu Huͤlfe zu kommen. . . . . Das kommende Licht nahm dieſe Traumſzenen weg. — Matthieu und die Kammerherrin erſchienen auch. Wir wollen aber in dieſer weichen Stimmung wo man gerade gegen Schlimme in der haͤrteſten iſt, nichts ſagen und nichts denken uͤber das neue Paar, das fuͤr den Kontraſt mit unſerer Erweichung nichts kann. Viktor ſagte ſich das auch, aber mehr als ein¬ mal; weil ſich die vom Apotheker erlogne Vermaͤh¬ lung Klotildens mit Matthieu ihm mit den grellſten

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/383>, abgerufen am 10.11.2024.