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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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sekretair liquidirt hatte und entschuldigte sich damit,
daß es weder ihm noch dem Sekretair in diesem
Falle zukäme, gewissenhaft zu seyn. In seiner kur¬
zen Amtsführung sackte er ohne Schaam ein alle
rückständige Ehepfänder vom geringsten Werth -- wir
im Kollegio, sagte er, sind auf einen halben Batzen
erpicht -- Gelder, wenn die Ehen geschieden waren
-- Gelder, wenn sie von den Räthen geschlossen wa¬
ren, es sey durch Indulgenzen für Trauerzeit, für
Blutsverwandschaft oder für elterlichen Konsens --
Gelder, wenn die Gelder erst einmal (oder zweimal)
bezahlt waren, aber noch nicht zum zweiten (oder
dritten) male, wiewohl das Konsistorium diesen Nach¬
klang und Refrain nur in dem Fall verlangte, wenn
die Leute die Quitung verloren hatten. -- Gelder,
die die Pfarrherren blos für Dekrete zu erlegen hat¬
ten, worin sie losgesprochen wurden. -- --

Darauf schüttete er den Sack vor dem Fürsten
aus und plättete die Geldwage auseinander und
fieng an:

Ihro Durchlaucht!

"Das Konsistorium ist des Teufels: es könnte
"über alle Gebote eine lutherische Poenitentiaria
"seyn und ists nur über das sechste. Was eine ehr¬
"liche Konsistorial-Regie -- ich nämlich -- hat zu¬

ſekretair liquidirt hatte und entſchuldigte ſich damit,
daß es weder ihm noch dem Sekretair in dieſem
Falle zukaͤme, gewiſſenhaft zu ſeyn. In ſeiner kur¬
zen Amtsfuͤhrung ſackte er ohne Schaam ein alle
ruͤckſtaͤndige Ehepfaͤnder vom geringſten Werth — wir
im Kollegio, ſagte er, ſind auf einen halben Batzen
erpicht — Gelder, wenn die Ehen geſchieden waren
— Gelder, wenn ſie von den Raͤthen geſchloſſen wa¬
ren, es ſey durch Indulgenzen fuͤr Trauerzeit, fuͤr
Blutsverwandſchaft oder fuͤr elterlichen Konſens —
Gelder, wenn die Gelder erſt einmal (oder zweimal)
bezahlt waren, aber noch nicht zum zweiten (oder
dritten) male, wiewohl das Konſiſtorium dieſen Nach¬
klang und Refrain nur in dem Fall verlangte, wenn
die Leute die Quitung verloren hatten. — Gelder,
die die Pfarrherren blos fuͤr Dekrete zu erlegen hat¬
ten, worin ſie losgeſprochen wurden. — —

Darauf ſchuͤttete er den Sack vor dem Fuͤrſten
aus und plaͤttete die Geldwage auseinander und
fieng an:

Ihro Durchlaucht!

»Das Konſiſtorium iſt des Teufels: es koͤnnte
»uͤber alle Gebote eine lutheriſche Poenitentiaria
»ſeyn und iſts nur uͤber das ſechſte. Was eine ehr¬
»liche Konſiſtorial-Regie — ich naͤmlich — hat zu¬

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[50/0060] ſekretair liquidirt hatte und entſchuldigte ſich damit, daß es weder ihm noch dem Sekretair in dieſem Falle zukaͤme, gewiſſenhaft zu ſeyn. In ſeiner kur¬ zen Amtsfuͤhrung ſackte er ohne Schaam ein alle ruͤckſtaͤndige Ehepfaͤnder vom geringſten Werth — wir im Kollegio, ſagte er, ſind auf einen halben Batzen erpicht — Gelder, wenn die Ehen geſchieden waren — Gelder, wenn ſie von den Raͤthen geſchloſſen wa¬ ren, es ſey durch Indulgenzen fuͤr Trauerzeit, fuͤr Blutsverwandſchaft oder fuͤr elterlichen Konſens — Gelder, wenn die Gelder erſt einmal (oder zweimal) bezahlt waren, aber noch nicht zum zweiten (oder dritten) male, wiewohl das Konſiſtorium dieſen Nach¬ klang und Refrain nur in dem Fall verlangte, wenn die Leute die Quitung verloren hatten. — Gelder, die die Pfarrherren blos fuͤr Dekrete zu erlegen hat¬ ten, worin ſie losgeſprochen wurden. — — Darauf ſchuͤttete er den Sack vor dem Fuͤrſten aus und plaͤttete die Geldwage auseinander und fieng an: Ihro Durchlaucht! »Das Konſiſtorium iſt des Teufels: es koͤnnte »uͤber alle Gebote eine lutheriſche Poenitentiaria »ſeyn und iſts nur uͤber das ſechſte. Was eine ehr¬ »liche Konſiſtorial-Regie — ich naͤmlich — hat zu¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/60>, abgerufen am 21.11.2024.