"das Karlsbader Wasser zugleich den Stein im Un¬ "terleib zertheilt und Inserate im Brunnen verstei¬ "nert -- für halbes Geld erlassen." . . . . Nach einer langen Pause: "Ihro Durchlaucht, es ist doch "nicht zu machen, weil der Henker die weltlichen "Räthe mitten unter den geistlichen hat: ein halb "profaner Sessionstisch ist zu keinem heiligen "Stuhle umzudrechseln; es ist also nichts zu wün¬ "schen -- ausser der gesegneten Mahlzeit -- als "Verträglichkeit, damit geist- und weltliche Räthe "die Parteyen, auf denen sie sitzen, ordentlich auf¬ "speisen können, ein paar Knochen ausgenommen, "die uns Boten und Schreibern zufallen: so sah ich "oft auf einem todten Pferde zugleich Staaren und "Raben in bunter Reihe einträchtig wohnen und "hacken und zehren." -- --
Mein Korrespondent versichert mich, durch diese Reden richtete der Hofmedikus mehr bei Jenner aus als der Hofprediger durch seine. Viele Par¬ theyen bekamen ihr Geld, und einige Richter ein allerungnädigstes Handbillet.
Eh' ich mit unserem verkleideten Gespann vor St. Lüne ankomme: ist noch eines und das andre zu schreiben. An Jenners Seele waren mehrere Knie¬ drücker als an einem Fortepiano angebracht, die das Favoritenknie, indem es sich zu beugen schien, be¬ wegte wie es wollte. Er war allemal das Resultat
»das Karlsbader Waſſer zugleich den Stein im Un¬ »terleib zertheilt und Inſerate im Brunnen verſtei¬ »nert — fuͤr halbes Geld erlaſſen.» . . . . Nach einer langen Pauſe: »Ihro Durchlaucht, es iſt doch »nicht zu machen, weil der Henker die weltlichen »Raͤthe mitten unter den geiſtlichen hat: ein halb »profaner Seſſionstiſch iſt zu keinem heiligen »Stuhle umzudrechſeln; es iſt alſo nichts zu wuͤn¬ »ſchen — auſſer der geſegneten Mahlzeit — als »Vertraͤglichkeit, damit geiſt- und weltliche Raͤthe »die Parteyen, auf denen ſie ſitzen, ordentlich auf¬ »ſpeiſen koͤnnen, ein paar Knochen ausgenommen, »die uns Boten und Schreibern zufallen: ſo ſah ich »oft auf einem todten Pferde zugleich Staaren und »Raben in bunter Reihe eintraͤchtig wohnen und »hacken und zehren.» — —
Mein Korreſpondent verſichert mich, durch dieſe Reden richtete der Hofmedikus mehr bei Jenner aus als der Hofprediger durch ſeine. Viele Par¬ theyen bekamen ihr Geld, und einige Richter ein allerungnaͤdigſtes Handbillet.
Eh' ich mit unſerem verkleideten Geſpann vor St. Luͤne ankomme: iſt noch eines und das andre zu ſchreiben. An Jenners Seele waren mehrere Knie¬ druͤcker als an einem Fortepiano angebracht, die das Favoritenknie, indem es ſich zu beugen ſchien, be¬ wegte wie es wollte. Er war allemal das Reſultat
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»das Karlsbader Waſſer zugleich den Stein im Un¬
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»nert — fuͤr halbes Geld erlaſſen.» . . . . Nach
einer langen Pauſe: »Ihro Durchlaucht, es iſt doch
»nicht zu machen, weil der Henker die weltlichen
»Raͤthe mitten unter den geiſtlichen hat: ein halb
»profaner Seſſionstiſch iſt zu keinem heiligen
»Stuhle umzudrechſeln; es iſt alſo nichts zu wuͤn¬
»ſchen — auſſer der geſegneten Mahlzeit — als
»Vertraͤglichkeit, damit geiſt- und weltliche Raͤthe
»die Parteyen, auf denen ſie ſitzen, ordentlich auf¬
»ſpeiſen koͤnnen, ein paar Knochen ausgenommen,
»die uns Boten und Schreibern zufallen: ſo ſah ich
»oft auf einem todten Pferde zugleich Staaren und
»Raben in bunter Reihe eintraͤchtig wohnen und
»hacken und zehren.» — —
Mein Korreſpondent verſichert mich, durch dieſe
Reden richtete der Hofmedikus mehr bei Jenner
aus als der Hofprediger durch ſeine. Viele Par¬
theyen bekamen ihr Geld, und einige Richter ein
allerungnaͤdigſtes Handbillet.
Eh' ich mit unſerem verkleideten Geſpann vor St.
Luͤne ankomme: iſt noch eines und das andre zu
ſchreiben. An Jenners Seele waren mehrere Knie¬
druͤcker als an einem Fortepiano angebracht, die das
Favoritenknie, indem es ſich zu beugen ſchien, be¬
wegte wie es wollte. Er war allemal das Reſultat
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/62>, abgerufen am 24.11.2024.
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