Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.Er ging lieber mit einer Frau als einem Mann spa¬ Da Viktor unten ums Pfarrhaus ging sah er Berauscht, aber von Freude, kam Viktor auch in das Er ging lieber mit einer Frau als einem Mann ſpa¬ Da Viktor unten ums Pfarrhaus ging ſah er Berauſcht, aber von Freude, kam Viktor auch in das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="74"/> Er ging lieber mit einer Frau als einem Mann ſpa¬<lb/> ziren: Maͤnner ſchaͤmen ſich beinahe neben einander<lb/> anderer als ſtummer Empfindungen; aber weiblichen<lb/> Seelen oͤfnen ſich gern die verſchaͤmten Gefuͤhle;<lb/> denn von ihnen wird mit Mutterwaͤrme das nackte<lb/> Herz bedeckt, damit es nicht unter dem Enthuͤllen<lb/> erkalte. —</p><lb/> <p>Da Viktor unten ums Pfarrhaus ging ſah er<lb/> oben ſelber zum Fenſter auf ſich herunter, in ſeiner<lb/> zweiten Auflage fuͤr einige gute Freunde; aber der<lb/> Wachs-Baſtian mußte ſogleich hinter eine ſpaniſche<lb/> Wand getrieben werden, damit er den fleiſchernen<lb/> nicht erſchreckte. — Der Empfang des letztern nnd<lb/> das Jubelfeſt dabei braucht nicht lebhafter von mir<lb/> beſchrieben zu werden als daß ich ſage: der Mops<lb/> wurde faſt ertreten, der Gimpel ſprang umſonſt auf<lb/> nach ſeinem Dejeneur herum, die Pfarrerin brachte<lb/> in ihrer anblickenden Freude auch dem Gaſte keines<lb/> und die Kirche ging erſt nach einem Doppel-Uſo von<lb/> einer halben Stunde an; daher dieſesmal mehrere<lb/> Eingepfarrte als ſonſt beſoffen hinein kamen.</p><lb/> <p>Berauſcht, aber von Freude, kam Viktor auch in das<lb/> Pfarrhaus hinein. Es iſt nichts angenehmers als eine<lb/> Pfarrfrau zu ſeyn und zum Mann, wenn ſie ihm<lb/> den Ueberſchlag umlegt, zu ſagen: »mach' es heute<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0084]
Er ging lieber mit einer Frau als einem Mann ſpa¬
ziren: Maͤnner ſchaͤmen ſich beinahe neben einander
anderer als ſtummer Empfindungen; aber weiblichen
Seelen oͤfnen ſich gern die verſchaͤmten Gefuͤhle;
denn von ihnen wird mit Mutterwaͤrme das nackte
Herz bedeckt, damit es nicht unter dem Enthuͤllen
erkalte. —
Da Viktor unten ums Pfarrhaus ging ſah er
oben ſelber zum Fenſter auf ſich herunter, in ſeiner
zweiten Auflage fuͤr einige gute Freunde; aber der
Wachs-Baſtian mußte ſogleich hinter eine ſpaniſche
Wand getrieben werden, damit er den fleiſchernen
nicht erſchreckte. — Der Empfang des letztern nnd
das Jubelfeſt dabei braucht nicht lebhafter von mir
beſchrieben zu werden als daß ich ſage: der Mops
wurde faſt ertreten, der Gimpel ſprang umſonſt auf
nach ſeinem Dejeneur herum, die Pfarrerin brachte
in ihrer anblickenden Freude auch dem Gaſte keines
und die Kirche ging erſt nach einem Doppel-Uſo von
einer halben Stunde an; daher dieſesmal mehrere
Eingepfarrte als ſonſt beſoffen hinein kamen.
Berauſcht, aber von Freude, kam Viktor auch in das
Pfarrhaus hinein. Es iſt nichts angenehmers als eine
Pfarrfrau zu ſeyn und zum Mann, wenn ſie ihm
den Ueberſchlag umlegt, zu ſagen: »mach' es heute
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