ne-schweren Schlägen -- die ganze Sichtbarkeit, die Sonne selber war dahingesunken und nur zwei See¬ len schlugen aneinander einsam in der ausgeleerten dämmernden Unermeßlichkeit, geblendet von Thränen¬ schimmer und vom Sonnenglanz, übertäubt vom Himmelsbrausen und vom Echo der Philomele, und erhalten von Gott im Ersterben aus Wonne. . .
Klotilde bog sich ab, um die Augen abzutrock¬ nen; und ihr stummer Liebling sank um und kniete vor ihr und drückte sein Angesicht auf ihre Hand und stammelte: "o du Herz aus meinem Herzen, "o du ewig, ewig Geliebte, -- ach könnt' ich für "dich bluten, für dich untergehen -- "Und plötzlich stand er wie von einer unermeßlichen Begeisterung gehoben auf und sagte leiser, sie anschauend: Freun¬ din, dich, Gott und die Tugend lieb' ich ewig." --
-- Ich will endigen: der Nachklang dieser großen Stunde löset mein Inneres auf. Sie traten aus der Laube -- der Himmel hatte sich wie ihr Herz erschöpft in Freudenthränen und war blos heiter -- die Sonne war zugleich mit der großen Minute un¬ tergangen. -- Viktor ging langsam als wenn er vor einem weiten Elysium vorbeiginge, das empfang¬ ne Eden auf seinem Herzen tragend, heim in Daho¬ re's stille Wohnung. -- Dahore sank sitzend einge¬ schlummert sanft hinüber und herüber, und Viktor, ob er gleich gern sein Herz an einer zweiten ähnli¬
ne-ſchweren Schlaͤgen — die ganze Sichtbarkeit, die Sonne ſelber war dahingeſunken und nur zwei See¬ len ſchlugen aneinander einſam in der ausgeleerten daͤmmernden Unermeßlichkeit, geblendet von Thraͤnen¬ ſchimmer und vom Sonnenglanz, uͤbertaͤubt vom Himmelsbrauſen und vom Echo der Philomele, und erhalten von Gott im Erſterben aus Wonne. . .
Klotilde bog ſich ab, um die Augen abzutrock¬ nen; und ihr ſtummer Liebling ſank um und kniete vor ihr und druͤckte ſein Angeſicht auf ihre Hand und ſtammelte: »o du Herz aus meinem Herzen, »o du ewig, ewig Geliebte, — ach koͤnnt' ich fuͤr »dich bluten, fuͤr dich untergehen — »Und ploͤtzlich ſtand er wie von einer unermeßlichen Begeiſterung gehoben auf und ſagte leiſer, ſie anſchauend: Freun¬ din, dich, Gott und die Tugend lieb' ich ewig.» —
— Ich will endigen: der Nachklang dieſer großen Stunde loͤſet mein Inneres auf. Sie traten aus der Laube — der Himmel hatte ſich wie ihr Herz erſchoͤpft in Freudenthraͤnen und war blos heiter — die Sonne war zugleich mit der großen Minute un¬ tergangen. — Viktor ging langſam als wenn er vor einem weiten Elyſium vorbeiginge, das empfang¬ ne Eden auf ſeinem Herzen tragend, heim in Daho¬ re's ſtille Wohnung. — Dahore ſank ſitzend einge¬ ſchlummert ſanft hinuͤber und heruͤber, und Viktor, ob er gleich gern ſein Herz an einer zweiten aͤhnli¬
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ne-ſchweren Schlaͤgen — die ganze Sichtbarkeit, die
Sonne ſelber war dahingeſunken und nur zwei See¬
len ſchlugen aneinander einſam in der ausgeleerten
daͤmmernden Unermeßlichkeit, geblendet von Thraͤnen¬
ſchimmer und vom Sonnenglanz, uͤbertaͤubt vom
Himmelsbrauſen und vom Echo der Philomele, und
erhalten von Gott im Erſterben aus Wonne. . .
Klotilde bog ſich ab, um die Augen abzutrock¬
nen; und ihr ſtummer Liebling ſank um und kniete
vor ihr und druͤckte ſein Angeſicht auf ihre Hand
und ſtammelte: »o du Herz aus meinem Herzen,
»o du ewig, ewig Geliebte, — ach koͤnnt' ich fuͤr
»dich bluten, fuͤr dich untergehen — »Und ploͤtzlich
ſtand er wie von einer unermeßlichen Begeiſterung
gehoben auf und ſagte leiſer, ſie anſchauend: Freun¬
din, dich, Gott und die Tugend lieb' ich ewig.» —
— Ich will endigen: der Nachklang dieſer großen
Stunde loͤſet mein Inneres auf. Sie traten aus
der Laube — der Himmel hatte ſich wie ihr Herz
erſchoͤpft in Freudenthraͤnen und war blos heiter —
die Sonne war zugleich mit der großen Minute un¬
tergangen. — Viktor ging langſam als wenn er
vor einem weiten Elyſium vorbeiginge, das empfang¬
ne Eden auf ſeinem Herzen tragend, heim in Daho¬
re's ſtille Wohnung. — Dahore ſank ſitzend einge¬
ſchlummert ſanft hinuͤber und heruͤber, und Viktor,
ob er gleich gern ſein Herz an einer zweiten aͤhnli¬
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/179>, abgerufen am 25.11.2024.
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