Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.zig Freiheitsbäume in veränderlichen Gruppen umzin¬ Der Mond gab jetzt durch den Widerschein der zig Freiheitsbaͤume in veraͤnderlichen Gruppen umzin¬ Der Mond gab jetzt durch den Widerſchein der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0192" n="182"/> zig Freiheitsbaͤume in veraͤnderlichen Gruppen umzin¬<lb/> gelten und umkreiſeten und nur auf tiefere Schatten<lb/> warteten, um ſchneller zu tanzen. Der Englaͤnder<lb/> wurde von Klotilde wie ein Freund ihrer zwei<lb/> Freunde empfangen. Das Brautpaar, dem die Wieſe<lb/> als Erbſchaft gehoͤrte, hatte die eigne Muſik gegen<lb/> dieſe vertauſcht und das Bundesfeſt deſſelben ruͤckte<lb/> in ſeinem Budesfeſte unſerem Helden den heitern<lb/> Tag naͤher, wo er er auch ſeine Klotilde Braut<lb/> nennen durfte; aber er hatte jetzt nicht den Muth,<lb/> ſein erroͤthendes Geſicht gegen dieſe zu wenden, weil<lb/> er dachte, ſie denke daſſelbe und ſey auch roth. Nur<lb/> ein Liebender kann mit dem Enthuſiasmus eines<lb/> Brautpaars ſympathiſiren; und nie ſtiegen ſchoͤnere<lb/> Wuͤnſche fuͤr eines auf als fuͤr dieſes in zwei See¬<lb/> len voll Liebe. Eine vierjaͤhrige Schweſter der Braut<lb/> druͤckte ſich an Klotilden an — jene war die kleine<lb/> Luna dieſer Venus bei ihren Spaziergaͤngen — und<lb/> dieſe entlud gern ihre Liebe in die kleine Hand, die<lb/> der ihrigen den Vorzug vor einem Moitiſten ließ.</p><lb/> <p>Der Mond gab jetzt durch den Widerſchein der<lb/> Sonne, womit er dieſes Kinderparadies verſilberte,<lb/> der Freude helleres Kolorit und unter dem vertieften<lb/> Schatten der Maienbaͤume wuchs der kindliche Muth.<lb/> Alles war begluͤckt — alles feſſelnlos — alles fried¬<lb/> lich — kein giftiges Auge warf Blitze — keine ein¬<lb/> zige Haͤrte ſtoͤrte das metriſche Leben — in melodi¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0192]
zig Freiheitsbaͤume in veraͤnderlichen Gruppen umzin¬
gelten und umkreiſeten und nur auf tiefere Schatten
warteten, um ſchneller zu tanzen. Der Englaͤnder
wurde von Klotilde wie ein Freund ihrer zwei
Freunde empfangen. Das Brautpaar, dem die Wieſe
als Erbſchaft gehoͤrte, hatte die eigne Muſik gegen
dieſe vertauſcht und das Bundesfeſt deſſelben ruͤckte
in ſeinem Budesfeſte unſerem Helden den heitern
Tag naͤher, wo er er auch ſeine Klotilde Braut
nennen durfte; aber er hatte jetzt nicht den Muth,
ſein erroͤthendes Geſicht gegen dieſe zu wenden, weil
er dachte, ſie denke daſſelbe und ſey auch roth. Nur
ein Liebender kann mit dem Enthuſiasmus eines
Brautpaars ſympathiſiren; und nie ſtiegen ſchoͤnere
Wuͤnſche fuͤr eines auf als fuͤr dieſes in zwei See¬
len voll Liebe. Eine vierjaͤhrige Schweſter der Braut
druͤckte ſich an Klotilden an — jene war die kleine
Luna dieſer Venus bei ihren Spaziergaͤngen — und
dieſe entlud gern ihre Liebe in die kleine Hand, die
der ihrigen den Vorzug vor einem Moitiſten ließ.
Der Mond gab jetzt durch den Widerſchein der
Sonne, womit er dieſes Kinderparadies verſilberte,
der Freude helleres Kolorit und unter dem vertieften
Schatten der Maienbaͤume wuchs der kindliche Muth.
Alles war begluͤckt — alles feſſelnlos — alles fried¬
lich — kein giftiges Auge warf Blitze — keine ein¬
zige Haͤrte ſtoͤrte das metriſche Leben — in melodi¬
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