Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.es wie das Weinen im Schlafe -- Wir blicken alle Und so sterben wir. . . . -- O Allgütiger, wir sterben froher; aber der es wie das Weinen im Schlafe — Wir blicken alle Und ſo ſterben wir. . . . — O Allguͤtiger, wir ſterben froher; aber der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0284" n="274"/> es wie das Weinen im Schlafe — Wir blicken alle<lb/> zum Himmel auf und bitten um Troſt; aber droben<lb/> im unendlichen Blau iſt keine Stimme fuͤr unſer<lb/> Herz — nichts erſcheint, nichts troͤſtet uns, nichts<lb/> antwortet uns. —</p><lb/> <p>Und ſo ſterben wir. . . .</p><lb/> <p>— O Allguͤtiger, wir ſterben froher; aber der<lb/> arme Emanuel kaͤmpfte in der ſtillen Finſterniß mit<lb/> grimmigen Gedanken, die er ſo lange nicht geſehen<lb/> hatte und die nach ſeinem erbleichenden Angeſicht<lb/> krallten. Aber dieſe Larven rennen davon, wenn<lb/> ein freundliches Bruderangeſicht vor dich tritt und<lb/> dich umarmt. — Horion richtete ſich auf und er¬<lb/> waͤrmte den Gebeugten durch einen ſtummen Abſchied<lb/> wieder. — Ein Sturmwind ſtuͤrzte ſich aus dem<lb/> klaren Weſten in die ſtumme arbeitende Hoͤlle und<lb/> jagte alle Blitze und alle Donner heraus — Siehe<lb/> da flog aus dem zuruͤckgewehten Gewoͤlke der lichte<lb/> Mond wie ein Engel des Friedens in das unbeſu¬<lb/> delte Blaue heraus — Da <hi rendition="#g">unterſchied ſich im<lb/> Lichte Emanuel von ſeinem Schatten</hi> —<lb/> Da beſchien der Mond einen Regenbogen aus blaſſen<lb/> Farbenkoͤrnern, der in <hi rendition="#g">Suͤdoſten</hi> (der Pforte nach<lb/><hi rendition="#g">Oſtindien</hi>) durch die dunkle Fluthſaͤulen drang und<lb/> ſich uͤber die Alpen bog — Da ſah Emanuel die<lb/> vorige Himmelsleiter wieder uͤber die Erdennacht ge¬<lb/> lehnt — Da kam die Entzuͤckung ohne Maas und<lb/> er rief mit ausgebreiteten Armen: »ach dort in<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0284]
es wie das Weinen im Schlafe — Wir blicken alle
zum Himmel auf und bitten um Troſt; aber droben
im unendlichen Blau iſt keine Stimme fuͤr unſer
Herz — nichts erſcheint, nichts troͤſtet uns, nichts
antwortet uns. —
Und ſo ſterben wir. . . .
— O Allguͤtiger, wir ſterben froher; aber der
arme Emanuel kaͤmpfte in der ſtillen Finſterniß mit
grimmigen Gedanken, die er ſo lange nicht geſehen
hatte und die nach ſeinem erbleichenden Angeſicht
krallten. Aber dieſe Larven rennen davon, wenn
ein freundliches Bruderangeſicht vor dich tritt und
dich umarmt. — Horion richtete ſich auf und er¬
waͤrmte den Gebeugten durch einen ſtummen Abſchied
wieder. — Ein Sturmwind ſtuͤrzte ſich aus dem
klaren Weſten in die ſtumme arbeitende Hoͤlle und
jagte alle Blitze und alle Donner heraus — Siehe
da flog aus dem zuruͤckgewehten Gewoͤlke der lichte
Mond wie ein Engel des Friedens in das unbeſu¬
delte Blaue heraus — Da unterſchied ſich im
Lichte Emanuel von ſeinem Schatten —
Da beſchien der Mond einen Regenbogen aus blaſſen
Farbenkoͤrnern, der in Suͤdoſten (der Pforte nach
Oſtindien) durch die dunkle Fluthſaͤulen drang und
ſich uͤber die Alpen bog — Da ſah Emanuel die
vorige Himmelsleiter wieder uͤber die Erdennacht ge¬
lehnt — Da kam die Entzuͤckung ohne Maas und
er rief mit ausgebreiteten Armen: »ach dort in
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