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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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zottiger Wildniß. Noch dazu hatte Viktor den Feh¬
ler, sich und die Aerzte in den Verdacht der Ruhm¬
sucht zu bringen, indem er sie geradezu lobte: z. B.
"sie wären bei ihrem Matrosen- und Todten-Pres¬
"sen eine Art Seelenverkäufer für die andre Welt
"und dienten den guten Engeln, die den Kern ohne
"die Körperschaale begehrten, um ihn weiter zu ste¬
"cken, zu Nußknackern -- wie oft heben wir nicht
"-- (fuhr er fort) die gefährlichsten Krankheitsver¬
"setzungen durch eine leichte Krankenversetzung?
"Ich könnte mich auf die refugies aus dieser Welt
"berufen, ob unser Streu- und Dintenfaß, (das
"Geräthe unserer Rezepte) nicht die Säemaschine
"und Gießkanne der menschlichen Wintersaat waren;
"aber die Restanten sollen reden und antworten, ob
"sie nicht die Pfründen, die Regimenter, die Lehn¬
"güter, die Ordensbänder, die ihnen zugefallen, un¬
"sern Rezepten und Uriasbriefen zu verdanken haben
"und ob sie und sogar Könige im Trocknen säßen
"ohne unsere häufigen Abzugsgräben im Kirch¬
"hof? -- Und doch dünkt mich ist unser Ruhm im
"Heilen und Beleben eben so groß, wo nicht grös¬
"ser: dieser Ruhm -- so wie die Mortalitätslisten,
"worauf er sich stützt -- ist seit vielen Jahrhunder¬
"ten der nämliche geblieben, unsre Theorien,
"Spezifika, Einsichten mochten sich ändern wie sie
"wollten." . . .

zottiger Wildniß. Noch dazu hatte Viktor den Feh¬
ler, ſich und die Aerzte in den Verdacht der Ruhm¬
ſucht zu bringen, indem er ſie geradezu lobte: z. B.
»ſie waͤren bei ihrem Matroſen- und Todten-Preſ¬
»ſen eine Art Seelenverkaͤufer fuͤr die andre Welt
»und dienten den guten Engeln, die den Kern ohne
»die Koͤrperſchaale begehrten, um ihn weiter zu ſte¬
»cken, zu Nußknackern — wie oft heben wir nicht
»— (fuhr er fort) die gefaͤhrlichſten Krankheitsver¬
»ſetzungen durch eine leichte Krankenverſetzung?
»Ich koͤnnte mich auf die refugiés aus dieſer Welt
»berufen, ob unſer Streu- und Dintenfaß, (das
»Geraͤthe unſerer Rezepte) nicht die Saͤemaſchine
»und Gießkanne der menſchlichen Winterſaat waren;
»aber die Reſtanten ſollen reden und antworten, ob
»ſie nicht die Pfruͤnden, die Regimenter, die Lehn¬
»guͤter, die Ordensbaͤnder, die ihnen zugefallen, un¬
»ſern Rezepten und Uriasbriefen zu verdanken haben
»und ob ſie und ſogar Koͤnige im Trocknen ſaͤßen
»ohne unſere haͤufigen Abzugsgraͤben im Kirch¬
»hof? — Und doch duͤnkt mich iſt unſer Ruhm im
»Heilen und Beleben eben ſo groß, wo nicht groͤſ¬
»ſer: dieſer Ruhm — ſo wie die Mortalitaͤtsliſten,
»worauf er ſich ſtuͤtzt — iſt ſeit vielen Jahrhunder¬
»ten der naͤmliche geblieben, unſre Theorien,
»Spezifika, Einſichten mochten ſich aͤndern wie ſie
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[28/0038] zottiger Wildniß. Noch dazu hatte Viktor den Feh¬ ler, ſich und die Aerzte in den Verdacht der Ruhm¬ ſucht zu bringen, indem er ſie geradezu lobte: z. B. »ſie waͤren bei ihrem Matroſen- und Todten-Preſ¬ »ſen eine Art Seelenverkaͤufer fuͤr die andre Welt »und dienten den guten Engeln, die den Kern ohne »die Koͤrperſchaale begehrten, um ihn weiter zu ſte¬ »cken, zu Nußknackern — wie oft heben wir nicht »— (fuhr er fort) die gefaͤhrlichſten Krankheitsver¬ »ſetzungen durch eine leichte Krankenverſetzung? »Ich koͤnnte mich auf die refugiés aus dieſer Welt »berufen, ob unſer Streu- und Dintenfaß, (das »Geraͤthe unſerer Rezepte) nicht die Saͤemaſchine »und Gießkanne der menſchlichen Winterſaat waren; »aber die Reſtanten ſollen reden und antworten, ob »ſie nicht die Pfruͤnden, die Regimenter, die Lehn¬ »guͤter, die Ordensbaͤnder, die ihnen zugefallen, un¬ »ſern Rezepten und Uriasbriefen zu verdanken haben »und ob ſie und ſogar Koͤnige im Trocknen ſaͤßen »ohne unſere haͤufigen Abzugsgraͤben im Kirch¬ »hof? — Und doch duͤnkt mich iſt unſer Ruhm im »Heilen und Beleben eben ſo groß, wo nicht groͤſ¬ »ſer: dieſer Ruhm — ſo wie die Mortalitaͤtsliſten, »worauf er ſich ſtuͤtzt — iſt ſeit vielen Jahrhunder¬ »ten der naͤmliche geblieben, unſre Theorien, »Spezifika, Einſichten mochten ſich aͤndern wie ſie »wollten.» . . .

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/38>, abgerufen am 21.11.2024.