Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

dazu Maz wie eine Klapperschlange so klapperte,
nicht um zu warnen, sondern um, wie auch die
Neuern an der andern fanden, den Raub steif und
scheu zu machen: so war der Lord so über alle
Thronstufen aus Jenners Herzen herabgepurzelt,
daß es ihm nicht einmal etwas helfen konnte, wenn
er sogleich aus der Luft herausträte -- Flamin
war ohne ihn gefunden. -- Den drei Engländern
schickte man die Erlaubniß in das Haus, nach ihrer
Insel (England) abzusegeln, wenn sie wollten. Sie
ließen zurücksagen, sie brauchten nur Einen Tag,
um auf ihrer Insel anzukommen und warteten nur
auf ihren Reisegefährten. Unter der Insel meinten
sie aber die Insel der Vereinigung -- und unter
dem Reisegefährten den gefesselten Flamin, den sie
mit bereden wollten.

Es gefällt mir, daß meinem Viktor der Hof
verboten wurde. Das Hof-Verbot ist sonst eine
Wohlthat -- diesen Namen verdient nun wol eine
Eximirung von den Hofdiensten --, die sonst nicht
immer an den Würdigsten ertheilt wird, sondern
oft einem Teufel wie Louvois, so gut als einem
Apostel wie Tessin. Heisset aber das nicht einer
vorzüglichen Gnade, einem Orden pour le merite
allen Werth benehmen, wenn man sie Filouen zu¬
wirft, da sie doch nur für den rechtschaffensten, frei¬
müthigsten, ältesten Mann am Hofe als die größte

Bb 2

dazu Maz wie eine Klapperſchlange ſo klapperte,
nicht um zu warnen, ſondern um, wie auch die
Neuern an der andern fanden, den Raub ſteif und
ſcheu zu machen: ſo war der Lord ſo uͤber alle
Thronſtufen aus Jenners Herzen herabgepurzelt,
daß es ihm nicht einmal etwas helfen konnte, wenn
er ſogleich aus der Luft heraustraͤte — Flamin
war ohne ihn gefunden. — Den drei Englaͤndern
ſchickte man die Erlaubniß in das Haus, nach ihrer
Inſel (England) abzuſegeln, wenn ſie wollten. Sie
ließen zuruͤckſagen, ſie brauchten nur Einen Tag,
um auf ihrer Inſel anzukommen und warteten nur
auf ihren Reiſegefaͤhrten. Unter der Inſel meinten
ſie aber die Inſel der Vereinigung — und unter
dem Reiſegefaͤhrten den gefeſſelten Flamin, den ſie
mit bereden wollten.

Es gefaͤllt mir, daß meinem Viktor der Hof
verboten wurde. Das Hof-Verbot iſt ſonſt eine
Wohlthat — dieſen Namen verdient nun wol eine
Eximirung von den Hofdienſten —, die ſonſt nicht
immer an den Wuͤrdigſten ertheilt wird, ſondern
oft einem Teufel wie Louvois, ſo gut als einem
Apoſtel wie Teſſin. Heiſſet aber das nicht einer
vorzuͤglichen Gnade, einem Orden pour le mérite
allen Werth benehmen, wenn man ſie Filouen zu¬
wirft, da ſie doch nur fuͤr den rechtſchaffenſten, frei¬
muͤthigſten, aͤlteſten Mann am Hofe als die groͤßte

Bb 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0397" n="387"/>
dazu Maz wie eine Klapper&#x017F;chlange &#x017F;o klapperte,<lb/>
nicht um zu warnen, &#x017F;ondern um, wie auch die<lb/>
Neuern an der andern fanden, den Raub &#x017F;teif und<lb/>
&#x017F;cheu zu machen: &#x017F;o war der Lord &#x017F;o u&#x0364;ber alle<lb/>
Thron&#x017F;tufen aus Jenners Herzen herabgepurzelt,<lb/>
daß es ihm nicht einmal etwas helfen konnte, wenn<lb/>
er &#x017F;ogleich aus der Luft heraustra&#x0364;te &#x2014; Flamin<lb/>
war ohne ihn gefunden. &#x2014; Den drei Engla&#x0364;ndern<lb/>
&#x017F;chickte man die Erlaubniß in das Haus, nach ihrer<lb/>
In&#x017F;el (England) abzu&#x017F;egeln, wenn &#x017F;ie wollten. Sie<lb/>
ließen zuru&#x0364;ck&#x017F;agen, &#x017F;ie brauchten nur Einen Tag,<lb/>
um auf ihrer In&#x017F;el anzukommen und warteten nur<lb/>
auf ihren Rei&#x017F;egefa&#x0364;hrten. Unter der In&#x017F;el meinten<lb/>
&#x017F;ie aber die <hi rendition="#g">In&#x017F;el der</hi> Vereinigung &#x2014; und unter<lb/>
dem Rei&#x017F;egefa&#x0364;hrten den gefe&#x017F;&#x017F;elten Flamin, den &#x017F;ie<lb/>
mit bereden wollten.</p><lb/>
          <p>Es gefa&#x0364;llt mir, daß meinem Viktor der Hof<lb/>
verboten wurde. Das Hof-Verbot i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t eine<lb/>
Wohlthat &#x2014; die&#x017F;en Namen verdient nun wol eine<lb/>
Eximirung von den Hofdien&#x017F;ten &#x2014;, die &#x017F;on&#x017F;t nicht<lb/>
immer an den Wu&#x0364;rdig&#x017F;ten ertheilt wird, &#x017F;ondern<lb/>
oft einem Teufel wie Louvois, &#x017F;o gut als einem<lb/>
Apo&#x017F;tel wie Te&#x017F;&#x017F;in. Hei&#x017F;&#x017F;et aber das nicht einer<lb/>
vorzu&#x0364;glichen Gnade, einem Orden <hi rendition="#aq">pour le mérite</hi><lb/>
allen Werth benehmen, wenn man &#x017F;ie Filouen zu¬<lb/>
wirft, da &#x017F;ie doch nur fu&#x0364;r den recht&#x017F;chaffen&#x017F;ten, frei¬<lb/>
mu&#x0364;thig&#x017F;ten, a&#x0364;lte&#x017F;ten Mann am Hofe als die gro&#x0364;ßte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Bb 2<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0397] dazu Maz wie eine Klapperſchlange ſo klapperte, nicht um zu warnen, ſondern um, wie auch die Neuern an der andern fanden, den Raub ſteif und ſcheu zu machen: ſo war der Lord ſo uͤber alle Thronſtufen aus Jenners Herzen herabgepurzelt, daß es ihm nicht einmal etwas helfen konnte, wenn er ſogleich aus der Luft heraustraͤte — Flamin war ohne ihn gefunden. — Den drei Englaͤndern ſchickte man die Erlaubniß in das Haus, nach ihrer Inſel (England) abzuſegeln, wenn ſie wollten. Sie ließen zuruͤckſagen, ſie brauchten nur Einen Tag, um auf ihrer Inſel anzukommen und warteten nur auf ihren Reiſegefaͤhrten. Unter der Inſel meinten ſie aber die Inſel der Vereinigung — und unter dem Reiſegefaͤhrten den gefeſſelten Flamin, den ſie mit bereden wollten. Es gefaͤllt mir, daß meinem Viktor der Hof verboten wurde. Das Hof-Verbot iſt ſonſt eine Wohlthat — dieſen Namen verdient nun wol eine Eximirung von den Hofdienſten —, die ſonſt nicht immer an den Wuͤrdigſten ertheilt wird, ſondern oft einem Teufel wie Louvois, ſo gut als einem Apoſtel wie Teſſin. Heiſſet aber das nicht einer vorzuͤglichen Gnade, einem Orden pour le mérite allen Werth benehmen, wenn man ſie Filouen zu¬ wirft, da ſie doch nur fuͤr den rechtſchaffenſten, frei¬ muͤthigſten, aͤlteſten Mann am Hofe als die groͤßte Bb 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/397
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/397>, abgerufen am 31.10.2024.