zwei stillen Geliebten im dunkeln Zimmer, wo ein¬ mal der Hauch der Harmonikatöne ihre zwei Seelen wie Gold- und Silberblättgen an einander wehte -- O da sich mein Buch jetzt endigt und meine Ge¬ liebten entweichen: so ziehe dich langsam weg, dunk¬ les Allerheiligstes mit deinen zwei Engeln -- töne lange nach, wenn du auffliehest mit deinen melodi¬ schen Seelen, wie Schwanen zu Nachts mit Flöten¬ tönen über den Himmel ziehen -- -- Aber ach steht nicht schon hoch und weit von mir das Allerheiligste und hängt als Silberwölkgen am Horizont des Traums? -- O diese guten Menschen, dieser gu¬ te Viktor, dieser gute Emanuel, diese gute Klotil¬ de, alle diese Frühlings-Träume sind aufgestiegen und mein Herz blickt schmerzlich auf und rufet ohne Hoffnung nach: Frühlings-Träume, wann kommt "ihr wieder.?" --
O warum würd' ichs thun, wenn nicht die Freunde, die wir so fest an den Händen fassen, auch Träume wären, die aufsteigen? Aber diesen rufet das auf dem Grabstein zuckende zurückgefallne jammernde Herz nicht nach: Frühlingsträume, wann kommt ihr wieder? -- --
zwei ſtillen Geliebten im dunkeln Zimmer, wo ein¬ mal der Hauch der Harmonikatoͤne ihre zwei Seelen wie Gold- und Silberblaͤttgen an einander wehte — O da ſich mein Buch jetzt endigt und meine Ge¬ liebten entweichen: ſo ziehe dich langſam weg, dunk¬ les Allerheiligſtes mit deinen zwei Engeln — toͤne lange nach, wenn du aufflieheſt mit deinen melodi¬ ſchen Seelen, wie Schwanen zu Nachts mit Floͤten¬ toͤnen uͤber den Himmel ziehen — — Aber ach ſteht nicht ſchon hoch und weit von mir das Allerheiligſte und haͤngt als Silberwoͤlkgen am Horizont des Traums? — O dieſe guten Menſchen, dieſer gu¬ te Viktor, dieſer gute Emanuel, dieſe gute Klotil¬ de, alle dieſe Fruͤhlings-Traͤume ſind aufgeſtiegen und mein Herz blickt ſchmerzlich auf und rufet ohne Hoffnung nach: Fruͤhlings-Traͤume, wann kommt »ihr wieder.?« —
O warum wuͤrd' ichs thun, wenn nicht die Freunde, die wir ſo feſt an den Haͤnden faſſen, auch Traͤume waͤren, die aufſteigen? Aber dieſen rufet das auf dem Grabſtein zuckende zuruͤckgefallne jammernde Herz nicht nach: Fruͤhlingstraͤume, wann kommt ihr wieder? — —
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zwei ſtillen Geliebten im dunkeln Zimmer, wo ein¬
mal der Hauch der Harmonikatoͤne ihre zwei Seelen
wie Gold- und Silberblaͤttgen an einander wehte
— O da ſich mein Buch jetzt endigt und meine Ge¬
liebten entweichen: ſo ziehe dich langſam weg, dunk¬
les Allerheiligſtes mit deinen zwei Engeln — toͤne
lange nach, wenn du aufflieheſt mit deinen melodi¬
ſchen Seelen, wie Schwanen zu Nachts mit Floͤten¬
toͤnen uͤber den Himmel ziehen — — Aber ach ſteht
nicht ſchon hoch und weit von mir das Allerheiligſte
und haͤngt als Silberwoͤlkgen am Horizont des
Traums? — O dieſe guten Menſchen, dieſer gu¬
te Viktor, dieſer gute Emanuel, dieſe gute Klotil¬
de, alle dieſe Fruͤhlings-Traͤume ſind aufgeſtiegen
und mein Herz blickt ſchmerzlich auf und rufet ohne
Hoffnung nach: Fruͤhlings-Traͤume, wann kommt
»ihr wieder.?« —
O warum wuͤrd' ichs thun, wenn nicht die
Freunde, die wir ſo feſt an den Haͤnden faſſen,
auch Traͤume waͤren, die aufſteigen? Aber dieſen
rufet das auf dem Grabſtein zuckende zuruͤckgefallne
jammernde Herz nicht nach: Fruͤhlingstraͤume, wann
kommt ihr wieder? — —
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/419>, abgerufen am 23.11.2024.
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