"nun dem 45ten Kapitel nach, und du, schneide und "raupe indeß an den 44 andern Rabatten so viel "ab als du willst.
Und hier, mein Treuer, must du das letzte Kapi¬ tel auch gar haben und ich setze nur noch dazu: "diesen Hesperus, der als Morgenstern über meinem frischen Lebensmorgen steht, kannst du noch anschauen, wenn mein Erdentag vorüber ist; dann ist er ein stiller Abendstern für stille Menschen, bis auch er hinter seinem Hügel untergeht."
Ich bin ein wenig aus der Melodie heraus, ich singe mich aber wieder hinein, wenn ich erzähle, daß mich in der Hauptkirche mein ehemaliger Stuben¬ kamerad, jetziger theologischer Kandidat J. P. Friede¬ rich Richter ungemein erbauete durch zwei gute Theile; im ersten Theile zeigte er seinen Höfern aus der Epistel, daß sie einander in der flüchtigen Luft¬ erscheinung des Lebens nicht raufen, sondern recht lieben sollten, ohne Rücksicht auf die Nummern der Häuser -- und im zweiten Pars that er dar, sie sollten sich im kurzen abnehmenden Lichte des Lebens von Zeit zu Zeit einen und den andern Spas ma¬ chen . . . . .
Als ich kaum einige Stunden -- Tage -- Wo¬ chen gefahren (denn die Wahrheit sag' ich nicht) und gegen Mitternacht in meinem Wagen bergauf in ei¬ nem dicken Forste eingeschlafen war: so stürzten zwei
»nun dem 45ten Kapitel nach, und du, ſchneide und »raupe indeß an den 44 andern Rabatten ſo viel »ab als du willſt.
Und hier, mein Treuer, muſt du das letzte Kapi¬ tel auch gar haben und ich ſetze nur noch dazu: »dieſen Heſperus, der als Morgenſtern uͤber meinem friſchen Lebensmorgen ſteht, kannſt du noch anſchauen, wenn mein Erdentag voruͤber iſt; dann iſt er ein ſtiller Abendſtern fuͤr ſtille Menſchen, bis auch er hinter ſeinem Huͤgel untergeht.«
Ich bin ein wenig aus der Melodie heraus, ich ſinge mich aber wieder hinein, wenn ich erzaͤhle, daß mich in der Hauptkirche mein ehemaliger Stuben¬ kamerad, jetziger theologiſcher Kandidat J. P. Friede¬ rich Richter ungemein erbauete durch zwei gute Theile; im erſten Theile zeigte er ſeinen Hoͤfern aus der Epiſtel, daß ſie einander in der fluͤchtigen Luft¬ erſcheinung des Lebens nicht raufen, ſondern recht lieben ſollten, ohne Ruͤckſicht auf die Nummern der Haͤuſer — und im zweiten Pars that er dar, ſie ſollten ſich im kurzen abnehmenden Lichte des Lebens von Zeit zu Zeit einen und den andern Spas ma¬ chen . . . . .
Als ich kaum einige Stunden — Tage — Wo¬ chen gefahren (denn die Wahrheit ſag' ich nicht) und gegen Mitternacht in meinem Wagen bergauf in ei¬ nem dicken Forſte eingeſchlafen war: ſo ſtuͤrzten zwei
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»nun dem 45ten Kapitel nach, und du, ſchneide und
»raupe indeß an den 44 andern Rabatten ſo viel
»ab als du willſt.
Und hier, mein Treuer, muſt du das letzte Kapi¬
tel auch gar haben und ich ſetze nur noch dazu:
»dieſen Heſperus, der als Morgenſtern uͤber
meinem friſchen Lebensmorgen ſteht, kannſt du noch
anſchauen, wenn mein Erdentag voruͤber iſt; dann
iſt er ein ſtiller Abendſtern fuͤr ſtille Menſchen,
bis auch er hinter ſeinem Huͤgel untergeht.«
Ich bin ein wenig aus der Melodie heraus, ich
ſinge mich aber wieder hinein, wenn ich erzaͤhle, daß
mich in der Hauptkirche mein ehemaliger Stuben¬
kamerad, jetziger theologiſcher Kandidat J. P. Friede¬
rich Richter ungemein erbauete durch zwei gute
Theile; im erſten Theile zeigte er ſeinen Hoͤfern aus
der Epiſtel, daß ſie einander in der fluͤchtigen Luft¬
erſcheinung des Lebens nicht raufen, ſondern recht
lieben ſollten, ohne Ruͤckſicht auf die Nummern der
Haͤuſer — und im zweiten Pars that er dar, ſie
ſollten ſich im kurzen abnehmenden Lichte des Lebens
von Zeit zu Zeit einen und den andern Spas ma¬
chen . . . . .
Als ich kaum einige Stunden — Tage — Wo¬
chen gefahren (denn die Wahrheit ſag' ich nicht) und
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/431>, abgerufen am 23.11.2024.
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