Klotildens Brief -- Nachtbote -- Risse und Schnitte im Bande der Freundschaft.
Ich wollt' es in die Litteraturzeitung rücken lassen, ich hätte Herrnschmidtsosculologia zu meinen (gelehrten) Arbeiten vonnöthen -- Nämlich zu die¬ sem Kapitel: ich wollte daraus sehen, wie man zu Herrenschmidts Zeiten mit den Weibern umging. Zu Jean Paul's Zeiten geht man schlecht mit ihnen um, in Romanen nämlich. Bloß der Engländer kann vortrefliche Weiber portraitiren -- Den mei¬ sten deutschen Roman-Formern schlagen die Weiber zu Männern um, die Koketten zu H., die Statuen zu Klumpen, die Blumenstücke zu Küchenstücken. Daß die Schuld mehr an den Malern als den Ori¬ ginalen liege, wissen nicht nur die Originale selber, sondern auch der Berghauptmann schon daraus, weil die Romanenleserinnen alle noch romantischer sind als die Romanheldinnen, noch feiner und zurückhal¬ tender. Der Berghauptmann thut hier, -- ohne die Absicht zu haben, daß ihn acht vornehme Weiber in Mainz, wie den Weiber- und Meistersänger Hein¬
Hesperus. III Th. D
31. Hundspoſttag.
Klotildens Brief — Nachtbote — Riſſe und Schnitte im Bande der Freundſchaft.
Ich wollt' es in die Litteraturzeitung ruͤcken laſſen, ich haͤtte Herrnſchmidtsosculologia zu meinen (gelehrten) Arbeiten vonnoͤthen — Naͤmlich zu die¬ ſem Kapitel: ich wollte daraus ſehen, wie man zu Herrenſchmidts Zeiten mit den Weibern umging. Zu Jean Paul's Zeiten geht man ſchlecht mit ihnen um, in Romanen naͤmlich. Bloß der Englaͤnder kann vortrefliche Weiber portraitiren — Den mei¬ ſten deutſchen Roman-Formern ſchlagen die Weiber zu Maͤnnern um, die Koketten zu H., die Statuen zu Klumpen, die Blumenſtuͤcke zu Kuͤchenſtuͤcken. Daß die Schuld mehr an den Malern als den Ori¬ ginalen liege, wiſſen nicht nur die Originale ſelber, ſondern auch der Berghauptmann ſchon daraus, weil die Romanenleſerinnen alle noch romantiſcher ſind als die Romanheldinnen, noch feiner und zuruͤckhal¬ tender. Der Berghauptmann thut hier, — ohne die Abſicht zu haben, daß ihn acht vornehme Weiber in Mainz, wie den Weiber- und Meiſterſaͤnger Hein¬
Heſperus. III Th. D
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31. Hundspoſttag.
Klotildens Brief — Nachtbote — Riſſe und Schnitte im Bande
der Freundſchaft.
Ich wollt' es in die Litteraturzeitung ruͤcken laſſen,
ich haͤtte Herrnſchmidts osculologia zu meinen
(gelehrten) Arbeiten vonnoͤthen — Naͤmlich zu die¬
ſem Kapitel: ich wollte daraus ſehen, wie man zu
Herrenſchmidts Zeiten mit den Weibern umging.
Zu Jean Paul's Zeiten geht man ſchlecht mit ihnen
um, in Romanen naͤmlich. Bloß der Englaͤnder
kann vortrefliche Weiber portraitiren — Den mei¬
ſten deutſchen Roman-Formern ſchlagen die Weiber
zu Maͤnnern um, die Koketten zu H., die Statuen
zu Klumpen, die Blumenſtuͤcke zu Kuͤchenſtuͤcken.
Daß die Schuld mehr an den Malern als den Ori¬
ginalen liege, wiſſen nicht nur die Originale ſelber,
ſondern auch der Berghauptmann ſchon daraus, weil
die Romanenleſerinnen alle noch romantiſcher ſind
als die Romanheldinnen, noch feiner und zuruͤckhal¬
tender. Der Berghauptmann thut hier, — ohne die
Abſicht zu haben, daß ihn acht vornehme Weiber in
Mainz, wie den Weiber- und Meiſterſaͤnger Hein¬
Heſperus. III Th. D
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/59>, abgerufen am 25.11.2024.
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