grünenden Leben umstrickt, das von Gipfeln zu Wur¬ zeln, von Bergen zu Furchen reichte, und von einem zweiten Frühling unter seinen Füßen getragen, da er sich hinter der durchbrochenen Erdrinde die Sonne mit einem Glanztage unter Amerika stehend dachte. -- Steige höher, Mond, damit er den quellenden, geschwollenen, dunkel-grünen Frühling leichter sehe, der mit kleinen blaßen Spitzen aus der Erde dringt bis er sich herausgehoben voll glühender Blumen, voll wogender Bäume -- damit er die Ebenen er¬ blicke, die unter fetten Blättern liegen und auf de¬ ren grünem Wege das Auge zu aufgerichteten Blu¬ men rückt, an denen die zerspaltenen Reitze des Lich¬ tes wachsen und sich befestigen und zu den in Blü¬ then zerspringenden Büschen und zu den langsamen Bäumen, deren gleissende Knospen in den Frühlings¬ winden auf und nieder schwanken -- -- Viktor war in Träumen gesunken, als auf einmal das kalte An¬ wehen der Frühlingsluft, die jetzt mehr mit kleinen Wolken als mit Blumen spielen konnte, und das Rauschen der Frühlingsbäche, die neben ihm von allen Bergen und über jedes dunklere Grüne weg¬ schoßen, ihn erweckte und berührte. -- -- Da war der Mond ungesehen gestiegen und alle Quellen glimm¬ ten und die Maiblumen traten weißblühend aus dem Grün und um die regen Wasserpflanzen hüpften Silberpunkte. -- Da hob sich sein wonneschwerer
Blick
gruͤnenden Leben umſtrickt, das von Gipfeln zu Wur¬ zeln, von Bergen zu Furchen reichte, und von einem zweiten Fruͤhling unter ſeinen Fuͤßen getragen, da er ſich hinter der durchbrochenen Erdrinde die Sonne mit einem Glanztage unter Amerika ſtehend dachte. — Steige hoͤher, Mond, damit er den quellenden, geſchwollenen, dunkel-gruͤnen Fruͤhling leichter ſehe, der mit kleinen blaßen Spitzen aus der Erde dringt bis er ſich herausgehoben voll gluͤhender Blumen, voll wogender Baͤume — damit er die Ebenen er¬ blicke, die unter fetten Blaͤttern liegen und auf de¬ ren gruͤnem Wege das Auge zu aufgerichteten Blu¬ men ruͤckt, an denen die zerſpaltenen Reitze des Lich¬ tes wachſen und ſich befeſtigen und zu den in Bluͤ¬ then zerſpringenden Buͤſchen und zu den langſamen Baͤumen, deren gleiſſende Knoſpen in den Fruͤhlings¬ winden auf und nieder ſchwanken — — Viktor war in Traͤumen geſunken, als auf einmal das kalte An¬ wehen der Fruͤhlingsluft, die jetzt mehr mit kleinen Wolken als mit Blumen ſpielen konnte, und das Rauſchen der Fruͤhlingsbaͤche, die neben ihm von allen Bergen und uͤber jedes dunklere Gruͤne weg¬ ſchoßen, ihn erweckte und beruͤhrte. — — Da war der Mond ungeſehen geſtiegen und alle Quellen glimm¬ ten und die Maiblumen traten weißbluͤhend aus dem Gruͤn und um die regen Waſſerpflanzen huͤpften Silberpunkte. — Da hob ſich ſein wonneſchwerer
Blick
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gruͤnenden Leben umſtrickt, das von Gipfeln zu Wur¬
zeln, von Bergen zu Furchen reichte, und von einem
zweiten Fruͤhling unter ſeinen Fuͤßen getragen, da er
ſich hinter der durchbrochenen Erdrinde die Sonne
mit einem Glanztage unter Amerika ſtehend dachte.
— Steige hoͤher, Mond, damit er den quellenden,
geſchwollenen, dunkel-gruͤnen Fruͤhling leichter ſehe,
der mit kleinen blaßen Spitzen aus der Erde dringt
bis er ſich herausgehoben voll gluͤhender Blumen,
voll wogender Baͤume — damit er die Ebenen er¬
blicke, die unter fetten Blaͤttern liegen und auf de¬
ren gruͤnem Wege das Auge zu aufgerichteten Blu¬
men ruͤckt, an denen die zerſpaltenen Reitze des Lich¬
tes wachſen und ſich befeſtigen und zu den in Bluͤ¬
then zerſpringenden Buͤſchen und zu den langſamen
Baͤumen, deren gleiſſende Knoſpen in den Fruͤhlings¬
winden auf und nieder ſchwanken — — Viktor war
in Traͤumen geſunken, als auf einmal das kalte An¬
wehen der Fruͤhlingsluft, die jetzt mehr mit kleinen
Wolken als mit Blumen ſpielen konnte, und das
Rauſchen der Fruͤhlingsbaͤche, die neben ihm von
allen Bergen und uͤber jedes dunklere Gruͤne weg¬
ſchoßen, ihn erweckte und beruͤhrte. — — Da war
der Mond ungeſehen geſtiegen und alle Quellen glimm¬
ten und die Maiblumen traten weißbluͤhend aus dem
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Silberpunkte. — Da hob ſich ſein wonneſchwerer
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/74>, abgerufen am 26.11.2024.
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