deß die meisten andern die Meßruthe selber als eine blühende Aarons Ruthe entlehnen, die ih- nen bey Pristerwahlen rathen helfen soll. Ich kann mir Mathematiker gedenken, die gar nicht gehöret haben, daß ich in der Welt bin, und die also nie diese Zeile zu Gesicht bekommen. "Es sind folglich, schloß der Hauptmann, nur zwey Fälle denkbar, entweder irgend ein litera- rischer Ehrenräuber gibt sich für mich aus, und dann will ich ihm öffentlich die Meßruthe geben -- oder es treibt wirklich noch ein Wasserast und Nebensprößling meines Stammbaums, was mir aber unglaublich -- in jedem Falle sind fünf Mei- len Umweg so viel als keiner für einen solchen Prüfungs-Zweck."
Sein Erstaunen, aber auch sein Zürnen -- denn das Zornfeuer der Ehre hatte bisher ganz allein in ihm neben dem wissenschaftlichen Feuer und Lichte gebrannt -- erstieg einen hohen Grad, da er in Maulbronn von seinem entzückten Wir- the hörte: ein Hr. v. Nieß habe schon heute nach einem Brief, den er von Hr. v. Theudobach er- halten, dessen Ankunft angesagt; und alles werde
deß die meiſten andern die Meßruthe ſelber als eine bluͤhende Aarons Ruthe entlehnen, die ih- nen bey Priſterwahlen rathen helfen ſoll. Ich kann mir Mathematiker gedenken, die gar nicht gehöret haben, daß ich in der Welt bin, und die alſo nie dieſe Zeile zu Geſicht bekommen. „Es ſind folglich, ſchloß der Hauptmann, nur zwey Faͤlle denkbar, entweder irgend ein litera- riſcher Ehrenraͤuber gibt ſich fuͤr mich aus, und dann will ich ihm öffentlich die Meßruthe geben — oder es treibt wirklich noch ein Waſſeraſt und Nebenſprößling meines Stammbaums, was mir aber unglaublich — in jedem Falle ſind fuͤnf Mei- len Umweg ſo viel als keiner fuͤr einen ſolchen Pruͤfungs-Zweck.”
Sein Erſtaunen, aber auch ſein Zuͤrnen — denn das Zornfeuer der Ehre hatte bisher ganz allein in ihm neben dem wiſſenſchaftlichen Feuer und Lichte gebrannt — erſtieg einen hohen Grad, da er in Maulbronn von ſeinem entzuͤckten Wir- the hoͤrte: ein Hr. v. Nieß habe ſchon heute nach einem Brief, den er von Hr. v. Theudobach er- halten, deſſen Ankunft angeſagt; und alles werde
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0177"n="159"/>
deß die meiſten andern die Meßruthe ſelber als<lb/>
eine bluͤhende Aarons Ruthe entlehnen, die ih-<lb/>
nen bey Priſterwahlen rathen helfen ſoll. Ich<lb/>
kann mir Mathematiker gedenken, die gar nicht<lb/>
gehöret haben, daß ich in der Welt bin, und<lb/>
die alſo nie dieſe Zeile zu Geſicht bekommen.<lb/>„Es ſind folglich, ſchloß der Hauptmann, nur<lb/>
zwey Faͤlle denkbar, entweder irgend ein litera-<lb/>
riſcher Ehrenraͤuber gibt ſich fuͤr mich aus, und<lb/>
dann will ich ihm öffentlich die Meßruthe geben —<lb/>
oder es treibt wirklich noch ein Waſſeraſt und<lb/>
Nebenſprößling meines Stammbaums, was mir<lb/>
aber unglaublich — in jedem Falle ſind fuͤnf Mei-<lb/>
len Umweg ſo viel als keiner fuͤr einen ſolchen<lb/>
Pruͤfungs-Zweck.”</p><lb/><p>Sein Erſtaunen, aber auch ſein Zuͤrnen —<lb/>
denn das Zornfeuer der Ehre hatte bisher ganz<lb/>
allein in ihm neben dem wiſſenſchaftlichen Feuer<lb/>
und Lichte gebrannt — erſtieg einen hohen Grad,<lb/>
da er in Maulbronn von ſeinem entzuͤckten Wir-<lb/>
the hoͤrte: ein Hr. v. Nieß habe ſchon heute nach<lb/>
einem Brief, den er von Hr. v. Theudobach er-<lb/>
halten, deſſen Ankunft angeſagt; und alles werde<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[159/0177]
deß die meiſten andern die Meßruthe ſelber als
eine bluͤhende Aarons Ruthe entlehnen, die ih-
nen bey Priſterwahlen rathen helfen ſoll. Ich
kann mir Mathematiker gedenken, die gar nicht
gehöret haben, daß ich in der Welt bin, und
die alſo nie dieſe Zeile zu Geſicht bekommen.
„Es ſind folglich, ſchloß der Hauptmann, nur
zwey Faͤlle denkbar, entweder irgend ein litera-
riſcher Ehrenraͤuber gibt ſich fuͤr mich aus, und
dann will ich ihm öffentlich die Meßruthe geben —
oder es treibt wirklich noch ein Waſſeraſt und
Nebenſprößling meines Stammbaums, was mir
aber unglaublich — in jedem Falle ſind fuͤnf Mei-
len Umweg ſo viel als keiner fuͤr einen ſolchen
Pruͤfungs-Zweck.”
Sein Erſtaunen, aber auch ſein Zuͤrnen —
denn das Zornfeuer der Ehre hatte bisher ganz
allein in ihm neben dem wiſſenſchaftlichen Feuer
und Lichte gebrannt — erſtieg einen hohen Grad,
da er in Maulbronn von ſeinem entzuͤckten Wir-
the hoͤrte: ein Hr. v. Nieß habe ſchon heute nach
einem Brief, den er von Hr. v. Theudobach er-
halten, deſſen Ankunft angeſagt; und alles werde
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/177>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.