Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.Verkleinerungs chen in das süße li; und am zenslaut aller Thiere ist: so malt unsere E-Sprache
uns fast als ein familienliebe- volles, und etwas mar- tervolles Volk zugleich. Verkleinerungs chen in das ſuͤße li; und am zenslaut aller Thiere iſt: ſo malt unſere E-Sprache
uns faſt als ein familienliebe- volles, und etwas mar- tervolles Volk zugleich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0202" n="184"/> Verkleinerungs chen in das ſuͤße li; und am<lb/> meiſten der Reichthum an Diminutiven den mit<lb/> den Schwaben noch Schweizer, Oeſtreicher und<lb/> Letten theilen. In allen Sprachen verkleinert<lb/> die Liebe ihr Geliebtes, gleichſam um es zu ver-<lb/> juͤngen und zum Kinde zu machen, das ja der<lb/> Amor ſelber iſt. Und das Kleine, gleichſam als<lb/> das Liebere, verkleinert man wieder, daher man<lb/> öfter Laͤmmchen, Taͤubchen, Kindlein, Buͤchel<lb/> chen, (letzteres iſt nach Voß dreymal verkleinert)<lb/> ſagt als Elephantchen, Fuͤrſtchen, Tyrannchen,<lb/> Walfiſchchen. Manche Voͤlker reden die ganze<lb/> Natur mit dieſen Liebeswoͤrtern an, und ziehen<lb/> ſie ſich, wie mit Zauberformeln, naͤher an die<lb/> Bruſt; aber in ſolchen Laͤndern wohnet gern der<lb/> Dichter. Daher kommen in den altdeutſchen<lb/> Dichtern die zahlreichen Verkleinerungswoͤrter;<lb/> daher unſere guten Voreltern, welche ſtatt der<lb/> Philanthropie und des Kosmopolitismus Bruder-<lb/> liebe und Chriſtenliebe beſaßen und aus den Ro-<lb/> ſen der Liebe noch nicht den feinen Roſeneſſig<lb/><note xml:id="note-0202" prev="#note-0201" place="foot" n="*)">zenslaut aller Thiere iſt: ſo malt unſere E-Sprache<lb/> uns faſt als ein familienliebe- volles, und etwas mar-<lb/> tervolles Volk zugleich.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0202]
Verkleinerungs chen in das ſuͤße li; und am
meiſten der Reichthum an Diminutiven den mit
den Schwaben noch Schweizer, Oeſtreicher und
Letten theilen. In allen Sprachen verkleinert
die Liebe ihr Geliebtes, gleichſam um es zu ver-
juͤngen und zum Kinde zu machen, das ja der
Amor ſelber iſt. Und das Kleine, gleichſam als
das Liebere, verkleinert man wieder, daher man
öfter Laͤmmchen, Taͤubchen, Kindlein, Buͤchel
chen, (letzteres iſt nach Voß dreymal verkleinert)
ſagt als Elephantchen, Fuͤrſtchen, Tyrannchen,
Walfiſchchen. Manche Voͤlker reden die ganze
Natur mit dieſen Liebeswoͤrtern an, und ziehen
ſie ſich, wie mit Zauberformeln, naͤher an die
Bruſt; aber in ſolchen Laͤndern wohnet gern der
Dichter. Daher kommen in den altdeutſchen
Dichtern die zahlreichen Verkleinerungswoͤrter;
daher unſere guten Voreltern, welche ſtatt der
Philanthropie und des Kosmopolitismus Bruder-
liebe und Chriſtenliebe beſaßen und aus den Ro-
ſen der Liebe noch nicht den feinen Roſeneſſig
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*) zenslaut aller Thiere iſt: ſo malt unſere E-Sprache
uns faſt als ein familienliebe- volles, und etwas mar-
tervolles Volk zugleich.
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