Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Eindruck eines wollautenden Namen,
so wie eines mistönigen, wird oft kaum von
Jahre langer Gegenwirkung überwunden; und
er wird gar verdoppelt, wenn der Mensch so
handelt, wie er heißt; so sehr ist unser Schick-
sal, wie nach Bonnet der Baum, eben so wohl
in die Luft als in die Erde gepflanzt. Wär' ich
z. B. Rapinat gewesen, so hätt' ich mich, in
der Schweitz Fenelon, oder Jean Jaques, oder
Tell getauft, um wie die Mühle schön zu klin-
geln nach dem Zermahlen.

Ich schlage daher noch, da es für Deutsche
Zeit ist, aus Wiarda und Fischart zur Probe
einige urdeutsche köstliche Namen vor; erstlich
weibliche: Amala (von amal, unbefleckt) Amalo-
berga -- Theoda (von theod, vornehm) Theo-
delinda, Theudogotha, Theuberga -- Liuba
(von lieb) -- Witta (die Weise) -- Hilda (Hel-
din) -- Torilda (von toro kühn) -- Festrada
(von fest) -- Egwia (die Treue) -- Diotwina
(Siegerin) -- Liota (von lud berühmt) -- Lieb-

Der Eindruck eines wollautenden Namen,
ſo wie eines mistoͤnigen, wird oft kaum von
Jahre langer Gegenwirkung uͤberwunden; und
er wird gar verdoppelt, wenn der Menſch ſo
handelt, wie er heißt; ſo ſehr iſt unſer Schick-
ſal, wie nach Bonnet der Baum, eben ſo wohl
in die Luft als in die Erde gepflanzt. Waͤr’ ich
z. B. Rapinat geweſen, ſo haͤtt’ ich mich, in
der Schweitz Fenelon, oder Jean Jaques, oder
Tell getauft, um wie die Muͤhle ſchoͤn zu klin-
geln nach dem Zermahlen.

Ich ſchlage daher noch, da es fuͤr Deutſche
Zeit iſt, aus Wiarda und Fiſchart zur Probe
einige urdeutſche köſtliche Namen vor; erſtlich
weibliche: Amala (von amal, unbefleckt) Amalo-
berga — Theoda (von theod, vornehm) Theo-
delinda, Theudogotha, Theuberga — Liuba
(von lieb) — Witta (die Weiſe) — Hilda (Hel-
din) — Torilda (von toro kuͤhn) — Feſtrada
(von feſt) — Egwia (die Treue) — Diotwina
(Siegerin) — Liota (von lud beruͤhmt) — Lieb-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0212" n="194"/>
        <p>Der Eindruck eines wollautenden Namen,<lb/>
&#x017F;o wie eines misto&#x0364;nigen, wird oft kaum von<lb/>
Jahre langer Gegenwirkung u&#x0364;berwunden; und<lb/>
er wird gar verdoppelt, wenn der Men&#x017F;ch &#x017F;o<lb/>
handelt, wie er heißt; &#x017F;o &#x017F;ehr i&#x017F;t un&#x017F;er Schick-<lb/>
&#x017F;al, wie nach Bonnet der Baum, eben &#x017F;o wohl<lb/>
in die Luft als in die Erde gepflanzt. Wa&#x0364;r&#x2019; ich<lb/>
z. B. Rapinat gewe&#x017F;en, &#x017F;o ha&#x0364;tt&#x2019; ich mich, in<lb/>
der Schweitz Fenelon, oder Jean Jaques, oder<lb/>
Tell getauft, um wie die Mu&#x0364;hle &#x017F;cho&#x0364;n zu klin-<lb/>
geln nach dem Zermahlen.</p><lb/>
        <p>Ich &#x017F;chlage daher noch, da es fu&#x0364;r Deut&#x017F;che<lb/>
Zeit i&#x017F;t, aus Wiarda und Fi&#x017F;chart zur Probe<lb/>
einige urdeut&#x017F;che kö&#x017F;tliche Namen vor; er&#x017F;tlich<lb/>
weibliche: Amala (von <hi rendition="#aq">amal</hi>, unbefleckt) Amalo-<lb/>
berga &#x2014; Theoda (von <hi rendition="#aq">theod</hi>, vornehm) Theo-<lb/>
delinda, Theudogotha, Theuberga &#x2014; Liuba<lb/>
(von lieb) &#x2014; Witta (die Wei&#x017F;e) &#x2014; Hilda (Hel-<lb/>
din) &#x2014; Torilda (von <hi rendition="#aq">toro</hi> ku&#x0364;hn) &#x2014; Fe&#x017F;trada<lb/>
(von fe&#x017F;t) &#x2014; Egwia (die Treue) &#x2014; Diotwina<lb/>
(Siegerin) &#x2014; Liota (von <hi rendition="#aq">lud</hi> beru&#x0364;hmt) &#x2014; Lieb-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0212] Der Eindruck eines wollautenden Namen, ſo wie eines mistoͤnigen, wird oft kaum von Jahre langer Gegenwirkung uͤberwunden; und er wird gar verdoppelt, wenn der Menſch ſo handelt, wie er heißt; ſo ſehr iſt unſer Schick- ſal, wie nach Bonnet der Baum, eben ſo wohl in die Luft als in die Erde gepflanzt. Waͤr’ ich z. B. Rapinat geweſen, ſo haͤtt’ ich mich, in der Schweitz Fenelon, oder Jean Jaques, oder Tell getauft, um wie die Muͤhle ſchoͤn zu klin- geln nach dem Zermahlen. Ich ſchlage daher noch, da es fuͤr Deutſche Zeit iſt, aus Wiarda und Fiſchart zur Probe einige urdeutſche köſtliche Namen vor; erſtlich weibliche: Amala (von amal, unbefleckt) Amalo- berga — Theoda (von theod, vornehm) Theo- delinda, Theudogotha, Theuberga — Liuba (von lieb) — Witta (die Weiſe) — Hilda (Hel- din) — Torilda (von toro kuͤhn) — Feſtrada (von feſt) — Egwia (die Treue) — Diotwina (Siegerin) — Liota (von lud beruͤhmt) — Lieb-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/212
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/212>, abgerufen am 24.11.2024.