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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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Seeligkeiten? Eher sollte man das Sehnen er-
warten von der Leere."

-- "Die Sehnsucht konnte ja ihr eigener
Gegenstand seyn" -- versetzte Ernst.

"Ich begehre, (antwortete ich gleichsam zur
Parodie) Antwort auf meine Frage, ob man nach
Dürsten dürsten würde, ohne getrunkenes oder
zu trinkendes Wasser: sondern Sie fahren fort:"

"Ich antwortete eben -- versetzte er -- daß
wenn wir nach Ihren Behauptungen mit der
ganzen sogenannten andern Welt schon in der
hiesigen leben und ausdauern, und jene als
einen himmlischen Regenbogen des Friedens
schon über diese spannen: so könnte sich dieß ja
so fort vererben von Erde zu Erde; (wir bräch-
ten immer die andere Welt dahin mit:)"

"Dann, versetzt' ich, wärs einerley, wo man lebte
und kein Weiser könnte etwas Höheres verlangen
vom Leben, als es fort zu erleben d. h. neue Ge-
hurtstage."

"Sehen wir uns den wieder, wenn wir aus
der Zeit in die Ewigkeit gehen?" fiel die liebe
Mutter ein; denn das liebende Herz der Weiber

Seeligkeiten? Eher ſollte man das Sehnen er-
warten von der Leere.”

— „Die Sehnſucht konnte ja ihr eigener
Gegenſtand ſeyn” — verſetzte Ernſt.

„Ich begehre, (antwortete ich gleichſam zur
Parodie) Antwort auf meine Frage, ob man nach
Duͤrſten duͤrſten wuͤrde, ohne getrunkenes oder
zu trinkendes Waſſer: ſondern Sie fahren fort:”

„Ich antwortete eben — verſetzte er — daß
wenn wir nach Ihren Behauptungen mit der
ganzen ſogenannten andern Welt ſchon in der
hieſigen leben und ausdauern, und jene als
einen himmliſchen Regenbogen des Friedens
ſchon uͤber dieſe ſpannen: ſo koͤnnte ſich dieß ja
ſo fort vererben von Erde zu Erde; (wir braͤch-
ten immer die andere Welt dahin mit:)”

„Dann, verſetzt’ ich, waͤrs einerley, wo man lebte
und kein Weiſer koͤnnte etwas Hoͤheres verlangen
vom Leben, als es fort zu erleben d. h. neue Ge-
hurtstage.”

„Sehen wir uns den wieder, wenn wir aus
der Zeit in die Ewigkeit gehen?” fiel die liebe
Mutter ein; denn das liebende Herz der Weiber

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[250/0268] Seeligkeiten? Eher ſollte man das Sehnen er- warten von der Leere.” — „Die Sehnſucht konnte ja ihr eigener Gegenſtand ſeyn” — verſetzte Ernſt. „Ich begehre, (antwortete ich gleichſam zur Parodie) Antwort auf meine Frage, ob man nach Duͤrſten duͤrſten wuͤrde, ohne getrunkenes oder zu trinkendes Waſſer: ſondern Sie fahren fort:” „Ich antwortete eben — verſetzte er — daß wenn wir nach Ihren Behauptungen mit der ganzen ſogenannten andern Welt ſchon in der hieſigen leben und ausdauern, und jene als einen himmliſchen Regenbogen des Friedens ſchon uͤber dieſe ſpannen: ſo koͤnnte ſich dieß ja ſo fort vererben von Erde zu Erde; (wir braͤch- ten immer die andere Welt dahin mit:)” „Dann, verſetzt’ ich, waͤrs einerley, wo man lebte und kein Weiſer koͤnnte etwas Hoͤheres verlangen vom Leben, als es fort zu erleben d. h. neue Ge- hurtstage.” „Sehen wir uns den wieder, wenn wir aus der Zeit in die Ewigkeit gehen?” fiel die liebe Mutter ein; denn das liebende Herz der Weiber

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/268>, abgerufen am 23.11.2024.