und dein Backenroth! Aber dein deutsches Herz wird ewig französisches Blut umtreiben," sagte Bona. Theoda hatte eine Elsasserin zur Mut- ter gehabt. -- "Schneie noch dicker in mein We- senchen hinein!" sagte Theoda. "Ich thu' es schon, denn ich kenne dich. "Schon ein Mann ist im Ganzen ein halber Schelm, ein abgefeiner- ter Mann vollends, ein Theaterschreiber aber ist gar ein fünfviertels Dieb; dennoch wirst du, fürchte ich, in Maulbronn vor deinem theuern Dichter mit deinem ganzen Herzen herausbrau- sen, und platzen, und hundert ungestüme Dinge thun, nach denen freylich dein Vater nichts fragt, aber ich."
"Wie Bona, fürcht' ich denn den großen Dichter nicht? Kaum ihn anzusehen, geschweige anzureden wag' ich!" sagte sie. "Vor Kotzebue wolltest du dich auch scheuen; und thatest doch dann keck und mäusig," sagte Bona. -- "Ach innerlich nicht," versetzte sie.
Allerdings nähern die Weiber sich großen Häuptern und großen Köpfen, -- was oft un- ter Einer Krone verbunden seyn kann -- mit
und dein Backenroth! Aber dein deutſches Herz wird ewig franzöſiſches Blut umtreiben,” ſagte Bona. Theoda hatte eine Elſaſſerin zur Mut- ter gehabt. — „Schneie noch dicker in mein We- ſenchen hinein!” ſagte Theoda. „Ich thu’ es ſchon, denn ich kenne dich. „Schon ein Mann iſt im Ganzen ein halber Schelm, ein abgefeiner- ter Mann vollends, ein Theaterſchreiber aber iſt gar ein fuͤnfviertels Dieb; dennoch wirſt du, fürchte ich, in Maulbronn vor deinem theuern Dichter mit deinem ganzen Herzen herausbrau- ſen, und platzen, und hundert ungeſtuͤme Dinge thun, nach denen freylich dein Vater nichts fragt, aber ich.”
„Wie Bona, fürcht’ ich denn den großen Dichter nicht? Kaum ihn anzuſehen, geſchweige anzureden wag’ ich!” ſagte ſie. „Vor Kotzebue wollteſt du dich auch ſcheuen; und thateſt doch dann keck und maͤuſig,” ſagte Bona. — „Ach innerlich nicht,” verſetzte ſie.
Allerdings naͤhern die Weiber ſich großen Haͤuptern und großen Koͤpfen, — was oft un- ter Einer Krone verbunden ſeyn kann — mit
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und dein Backenroth! Aber dein deutſches Herz
wird ewig franzöſiſches Blut umtreiben,” ſagte
Bona. Theoda hatte eine Elſaſſerin zur Mut-
ter gehabt. — „Schneie noch dicker in mein We-
ſenchen hinein!” ſagte Theoda. „Ich thu’ es
ſchon, denn ich kenne dich. „Schon ein Mann
iſt im Ganzen ein halber Schelm, ein abgefeiner-
ter Mann vollends, ein Theaterſchreiber aber
iſt gar ein fuͤnfviertels Dieb; dennoch wirſt du,
fürchte ich, in Maulbronn vor deinem theuern
Dichter mit deinem ganzen Herzen herausbrau-
ſen, und platzen, und hundert ungeſtuͤme Dinge
thun, nach denen freylich dein Vater nichts
fragt, aber ich.”
„Wie Bona, fürcht’ ich denn den großen
Dichter nicht? Kaum ihn anzuſehen, geſchweige
anzureden wag’ ich!” ſagte ſie. „Vor Kotzebue
wollteſt du dich auch ſcheuen; und thateſt doch
dann keck und maͤuſig,” ſagte Bona. — „Ach
innerlich nicht,” verſetzte ſie.
Allerdings naͤhern die Weiber ſich großen
Haͤuptern und großen Koͤpfen, — was oft un-
ter Einer Krone verbunden ſeyn kann — mit
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/31>, abgerufen am 16.07.2024.
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