Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Franziskaner- und Treppen-Strik! -- Doch
dieß sind Wortspiele und elend genug."

Der Brunnenarzt hatte bisher, zumal vor
mehreren Maus-Ohren an der Tafel, den
bedächtigen Mann gespielt, und sich wenig
anders gegen den Trunk-Sprecher ausgelassen,
als mit leichtem Nein, Ja und Wink. Nur
Neugier nach dem Ausgange, Scheu vor dem
wild-begeisterten Doktor, mehr Hoffnung,
ihn vor der Welt zuletzt beschämend zu ver-
wickeln, und sogar einiger angetrunkener Muth
pichten ihn auf dem Folterstuhle fest. Nüchtern
erhielt er sich übrigens durch Meid-Künste --
ja mehr als der Doktor selber, der sich zuletzt
doch durch Reden betrank.

Erst bey der vierten Flasche überzeugte
jener sich, daß im Weine oder im Doktor
wirklich Wahrheit sey; mehre versprochne Rausch-
Nachwehen und Feuermäler waren schon da,
nur das geweissagte Verschenken wollte sich
nicht einstellen. Der Doktor warf jetzt allerley
seltsame Winke hin, daß er sehr gern wolle,
der Fürst wäre nicht da, aber wol dafür ein

Franziskaner- und Treppen-Strik! — Doch
dieß ſind Wortſpiele und elend genug.“

Der Brunnenarzt hatte bisher, zumal vor
mehreren Maus-Ohren an der Tafel, den
bedaͤchtigen Mann geſpielt, und ſich wenig
anders gegen den Trunk-Sprecher ausgelaſſen,
als mit leichtem Nein, Ja und Wink. Nur
Neugier nach dem Ausgange, Scheu vor dem
wild-begeiſterten Doktor, mehr Hoffnung,
ihn vor der Welt zuletzt beſchaͤmend zu ver-
wickeln, und ſogar einiger angetrunkener Muth
pichten ihn auf dem Folterſtuhle feſt. Nuͤchtern
erhielt er ſich uͤbrigens durch Meid-Kuͤnſte —
ja mehr als der Doktor ſelber, der ſich zuletzt
doch durch Reden betrank.

Erſt bey der vierten Flaſche uͤberzeugte
jener ſich, daß im Weine oder im Doktor
wirklich Wahrheit ſey; mehre verſprochne Rauſch-
Nachwehen und Feuermaͤler waren ſchon da,
nur das geweiſſagte Verſchenken wollte ſich
nicht einſtellen. Der Doktor warf jetzt allerley
ſeltſame Winke hin, daß er ſehr gern wolle,
der Fuͤrſt waͤre nicht da, aber wol dafuͤr ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0118" n="112"/>
Franziskaner- und Treppen-Strik! &#x2014; Doch<lb/>
dieß &#x017F;ind Wort&#x017F;piele und elend genug.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Der Brunnenarzt hatte bisher, zumal vor<lb/>
mehreren Maus-Ohren an der Tafel, den<lb/>
beda&#x0364;chtigen Mann ge&#x017F;pielt, und &#x017F;ich wenig<lb/>
anders gegen den Trunk-Sprecher ausgela&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
als mit leichtem Nein, Ja und Wink. Nur<lb/>
Neugier nach dem Ausgange, Scheu vor dem<lb/>
wild-begei&#x017F;terten Doktor, mehr Hoffnung,<lb/>
ihn vor der Welt zuletzt be&#x017F;cha&#x0364;mend zu ver-<lb/>
wickeln, und &#x017F;ogar einiger angetrunkener Muth<lb/>
pichten ihn auf dem Folter&#x017F;tuhle fe&#x017F;t. Nu&#x0364;chtern<lb/>
erhielt er &#x017F;ich u&#x0364;brigens durch Meid-Ku&#x0364;n&#x017F;te &#x2014;<lb/>
ja mehr als der Doktor &#x017F;elber, der &#x017F;ich zuletzt<lb/>
doch durch Reden betrank.</p><lb/>
            <p>Er&#x017F;t bey der vierten Fla&#x017F;che u&#x0364;berzeugte<lb/>
jener &#x017F;ich, daß im Weine oder im Doktor<lb/>
wirklich Wahrheit &#x017F;ey; mehre ver&#x017F;prochne Rau&#x017F;ch-<lb/>
Nachwehen und Feuerma&#x0364;ler waren &#x017F;chon da,<lb/>
nur das gewei&#x017F;&#x017F;agte Ver&#x017F;chenken wollte &#x017F;ich<lb/>
nicht ein&#x017F;tellen. Der Doktor warf jetzt allerley<lb/>
&#x017F;elt&#x017F;ame Winke hin, daß er &#x017F;ehr gern wolle,<lb/>
der Fu&#x0364;r&#x017F;t wa&#x0364;re nicht da, aber wol dafu&#x0364;r ein<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0118] Franziskaner- und Treppen-Strik! — Doch dieß ſind Wortſpiele und elend genug.“ Der Brunnenarzt hatte bisher, zumal vor mehreren Maus-Ohren an der Tafel, den bedaͤchtigen Mann geſpielt, und ſich wenig anders gegen den Trunk-Sprecher ausgelaſſen, als mit leichtem Nein, Ja und Wink. Nur Neugier nach dem Ausgange, Scheu vor dem wild-begeiſterten Doktor, mehr Hoffnung, ihn vor der Welt zuletzt beſchaͤmend zu ver- wickeln, und ſogar einiger angetrunkener Muth pichten ihn auf dem Folterſtuhle feſt. Nuͤchtern erhielt er ſich uͤbrigens durch Meid-Kuͤnſte — ja mehr als der Doktor ſelber, der ſich zuletzt doch durch Reden betrank. Erſt bey der vierten Flaſche uͤberzeugte jener ſich, daß im Weine oder im Doktor wirklich Wahrheit ſey; mehre verſprochne Rauſch- Nachwehen und Feuermaͤler waren ſchon da, nur das geweiſſagte Verſchenken wollte ſich nicht einſtellen. Der Doktor warf jetzt allerley ſeltſame Winke hin, daß er ſehr gern wolle, der Fuͤrſt waͤre nicht da, aber wol dafuͤr ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/118
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/118>, abgerufen am 24.11.2024.