einem Gott durch seine lange Laufbahn dreist und lustig schritt. Dieser, nur aus der heilig- sten Tiefe eines Gemüths wieder in ein hei- ligstes Leben aufsteigender Glaube, überwin- det die Welt, die fremde und die eigne, die Drohung und die Lust, und die ganze gemei- nere Menschheit würde zu einer heiligen wer- den, ginge ihr der Gott voraus, welchen die höhere in sich mitträgt. Luther hatte jenen himmlischen Muth im Herzen, wodurch sogar sein irrdischer an Werth verliert, weil dieser dann dem Muthe von Homers Göttern, oder Miltons Engeln gleicht, die nur den Schmerz, aber nicht den Tod empfangen konnten. -- O richtet doch dem Seelenmuthe Denkmäler auf, nicht blos weil er das ewig Wiederkehrende mehr auf der Menschheit als auf der Zeit thronende Pabstthum erschüttert, sondern, weil er allein die schleichenden Jahrhunderte wie mit zornigen Flügeln in die Höhe auf- treibt.
Welche reine, widerirrdische, höhere Wün- sche und Meinungen halten sich nicht Jahr-
Zweyter Theil. 12
einem Gott durch ſeine lange Laufbahn dreiſt und luſtig ſchritt. Dieſer, nur aus der heilig- ſten Tiefe eines Gemüths wieder in ein hei- ligſtes Leben aufſteigender Glaube, uͤberwin- det die Welt, die fremde und die eigne, die Drohung und die Luſt, und die ganze gemei- nere Menſchheit wuͤrde zu einer heiligen wer- den, ginge ihr der Gott voraus, welchen die hoͤhere in ſich mitträgt. Luther hatte jenen himmliſchen Muth im Herzen, wodurch ſogar ſein irrdiſcher an Werth verliert, weil dieſer dann dem Muthe von Homers Goͤttern, oder Miltons Engeln gleicht, die nur den Schmerz, aber nicht den Tod empfangen konnten. — O richtet doch dem Seelenmuthe Denkmäler auf, nicht blos weil er das ewig Wiederkehrende mehr auf der Menſchheit als auf der Zeit thronende Pabſtthum erſchuͤttert, ſondern, weil er allein die ſchleichenden Jahrhunderte wie mit zornigen Fluͤgeln in die Höhe auf- treibt.
Welche reine, widerirrdiſche, hoͤhere Wuͤn- ſche und Meinungen halten ſich nicht Jahr-
Zweyter Theil. 12
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einem Gott durch ſeine lange Laufbahn dreiſt
und luſtig ſchritt. Dieſer, nur aus der heilig-
ſten Tiefe eines Gemüths wieder in ein hei-
ligſtes Leben aufſteigender Glaube, uͤberwin-
det die Welt, die fremde und die eigne, die
Drohung und die Luſt, und die ganze gemei-
nere Menſchheit wuͤrde zu einer heiligen wer-
den, ginge ihr der Gott voraus, welchen die
hoͤhere in ſich mitträgt. Luther hatte jenen
himmliſchen Muth im Herzen, wodurch ſogar
ſein irrdiſcher an Werth verliert, weil dieſer
dann dem Muthe von Homers Goͤttern, oder
Miltons Engeln gleicht, die nur den Schmerz,
aber nicht den Tod empfangen konnten. — O
richtet doch dem Seelenmuthe Denkmäler auf,
nicht blos weil er das ewig Wiederkehrende
mehr auf der Menſchheit als auf der Zeit
thronende Pabſtthum erſchuͤttert, ſondern,
weil er allein die ſchleichenden Jahrhunderte
wie mit zornigen Fluͤgeln in die Höhe auf-
treibt.
Welche reine, widerirrdiſche, hoͤhere Wuͤn-
ſche und Meinungen halten ſich nicht Jahr-
Zweyter Theil. 12
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/183>, abgerufen am 24.11.2024.
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