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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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Badorte zu viel Wirwarrs-Knoten. Doch aus
Dankbarkeit gegen das Mädchen, das heute
einen so kühnen Antheil an seinem Schicksale
genommen, sagt' er nur: "das schöne Fräulein,
dem ich viel Dank schuldig bin, hat bloß Ihren
Namen zu nennen vergessen." --

"So seyd ihr Volk -- wandte sich der Vater
an die Tochter -- Wenn ihr nur Eure Tauf-
namen habt, unter Briefen und überall; nach
des Vaters Namen fragt Ihr keinen Deut. Ich
und sie heißen Katzenberger, Hr. v. Theudo-
bach!"

Der Hauptmann, der nach mathematischer
Methode aus allen bisherigen Hindeutungen
auf Briefwechsel mit ihm gar nichts heraussum-
mirt hatte als den Heischesatz, daß man hier
erst hinter manches kömmen müßte, setzte wie
jeder Sternseher fest: "Zeit bringt Rath, ein
jeder Stern, besonders ein Bartstern muß erst
einige Zeit rücken, bevor man die Elemente
seiner Bahn aufschreibt; folglich rücke der heu-
tige Abendstern nur weiter, so weiß ich manches
und rechne weiter." Man setzte sich zu Tisch

Badorte zu viel Wirwarrs-Knoten. Doch aus
Dankbarkeit gegen das Maͤdchen, das heute
einen ſo kuͤhnen Antheil an ſeinem Schickſale
genommen, ſagt’ er nur: „das ſchoͤne Fräulein,
dem ich viel Dank ſchuldig bin, hat bloß Ihren
Namen zu nennen vergeſſen.” —

„So ſeyd ihr Volk — wandte ſich der Vater
an die Tochter — Wenn ihr nur Eure Tauf-
namen habt, unter Briefen und uͤberall; nach
des Vaters Namen fragt Ihr keinen Deut. Ich
und ſie heißen Katzenberger, Hr. v. Theudo-
bach!”

Der Hauptmann, der nach mathematiſcher
Methode aus allen bisherigen Hindeutungen
auf Briefwechſel mit ihm gar nichts herausſum-
mirt hatte als den Heiſcheſatz, daß man hier
erſt hinter manches koͤmmen muͤßte, ſetzte wie
jeder Sternſeher feſt: „Zeit bringt Rath, ein
jeder Stern, beſonders ein Bartſtern muß erſt
einige Zeit ruͤcken, bevor man die Elemente
ſeiner Bahn aufſchreibt; folglich ruͤcke der heu-
tige Abendſtern nur weiter, ſo weiß ich manches
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[16/0022] Badorte zu viel Wirwarrs-Knoten. Doch aus Dankbarkeit gegen das Maͤdchen, das heute einen ſo kuͤhnen Antheil an ſeinem Schickſale genommen, ſagt’ er nur: „das ſchoͤne Fräulein, dem ich viel Dank ſchuldig bin, hat bloß Ihren Namen zu nennen vergeſſen.” — „So ſeyd ihr Volk — wandte ſich der Vater an die Tochter — Wenn ihr nur Eure Tauf- namen habt, unter Briefen und uͤberall; nach des Vaters Namen fragt Ihr keinen Deut. Ich und ſie heißen Katzenberger, Hr. v. Theudo- bach!” Der Hauptmann, der nach mathematiſcher Methode aus allen bisherigen Hindeutungen auf Briefwechſel mit ihm gar nichts herausſum- mirt hatte als den Heiſcheſatz, daß man hier erſt hinter manches koͤmmen muͤßte, ſetzte wie jeder Sternſeher feſt: „Zeit bringt Rath, ein jeder Stern, beſonders ein Bartſtern muß erſt einige Zeit ruͤcken, bevor man die Elemente ſeiner Bahn aufſchreibt; folglich ruͤcke der heu- tige Abendſtern nur weiter, ſo weiß ich manches und rechne weiter.” Man ſetzte ſich zu Tiſch

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/22>, abgerufen am 21.11.2024.