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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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vorüber, aber wie mit einem Kirchengeläute
von Harmonikaglocken zu einem höheren Tem-
pel, und alle Klüfte waren mit Kräften, und
jeder Tod mit Schlaf gefüllt.

Nun dachte der Ueberglückliche sein dunkles
Erdenleben sey auch geschloßen; aber tief un-
ten stieg die im Gewölk gekleidete Erde herauf
und zog den Menschen aus Erde wieder in
ihre Wolken hinein. Der Alliebende hüllte
sich wieder in das All. Aber ein Schimmer
lag noch auf einem langen Eisgebirge weit
hinter den Sonnen. Die hohen Eisberge flos-
sen am Schimmer strahlend aus einander, ge-
bückte Blumen flatterten angeweht über die
zerschmolzene Mauer auf, ein unabsehliches
Land lag aufgedeckt im Mondlicht weit ins
Meer der Ewigkeit hinein, und er sah nichts
darin als unzähliche Augen, die herüberblick-
ten, und seeligweinend glänzten wie ein Früh-
ling voll warmen Regen unter der Sonne
funkelt, und er fühlte am Sehnen und am
Ziehen seines Herzens daß es alle seine, daß
es alle unsere Menschen waren, die gestorben sind.

voruͤber, aber wie mit einem Kirchengelaͤute
von Harmonikaglocken zu einem hoͤheren Tem-
pel, und alle Kluͤfte waren mit Kräften, und
jeder Tod mit Schlaf gefuͤllt.

Nun dachte der Uebergluͤckliche ſein dunkles
Erdenleben ſey auch geſchloßen; aber tief un-
ten ſtieg die im Gewoͤlk gekleidete Erde herauf
und zog den Menſchen aus Erde wieder in
ihre Wolken hinein. Der Alliebende huͤllte
ſich wieder in das All. Aber ein Schimmer
lag noch auf einem langen Eisgebirge weit
hinter den Sonnen. Die hohen Eisberge floſ-
ſen am Schimmer ſtrahlend aus einander, ge-
buͤckte Blumen flatterten angeweht uͤber die
zerſchmolzene Mauer auf, ein unabſehliches
Land lag aufgedeckt im Mondlicht weit ins
Meer der Ewigkeit hinein, und er ſah nichts
darin als unzaͤhliche Augen, die heruͤberblick-
ten, und ſeeligweinend glaͤnzten wie ein Fruͤh-
ling voll warmen Regen unter der Sonne
funkelt, und er fuͤhlte am Sehnen und am
Ziehen ſeines Herzens daß es alle ſeine, daß
es alle unſere Menſchen waren, die geſtorben ſind.

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[279/0285] voruͤber, aber wie mit einem Kirchengelaͤute von Harmonikaglocken zu einem hoͤheren Tem- pel, und alle Kluͤfte waren mit Kräften, und jeder Tod mit Schlaf gefuͤllt. Nun dachte der Uebergluͤckliche ſein dunkles Erdenleben ſey auch geſchloßen; aber tief un- ten ſtieg die im Gewoͤlk gekleidete Erde herauf und zog den Menſchen aus Erde wieder in ihre Wolken hinein. Der Alliebende huͤllte ſich wieder in das All. Aber ein Schimmer lag noch auf einem langen Eisgebirge weit hinter den Sonnen. Die hohen Eisberge floſ- ſen am Schimmer ſtrahlend aus einander, ge- buͤckte Blumen flatterten angeweht uͤber die zerſchmolzene Mauer auf, ein unabſehliches Land lag aufgedeckt im Mondlicht weit ins Meer der Ewigkeit hinein, und er ſah nichts darin als unzaͤhliche Augen, die heruͤberblick- ten, und ſeeligweinend glaͤnzten wie ein Fruͤh- ling voll warmen Regen unter der Sonne funkelt, und er fuͤhlte am Sehnen und am Ziehen ſeines Herzens daß es alle ſeine, daß es alle unſere Menſchen waren, die geſtorben ſind.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/285>, abgerufen am 24.11.2024.