starke Freude zu äußern, nur daß es ihm so leicht nicht wurde, auf die Schwefelpaste seines Gesichts die leichten Röthelzeichnungen eines matten Freudenroths hinzuwerfen; besonders wenn man bedenkt, daß er auf seinem Janus- Gesicht zwey einander deckende Gefühle zu be- herbergen hatte, Lust und Unlust. Kurz er bracht' es bald dahin, daß er, da er anfangs so verblüft umher sah wie ein Hamster, den ein schwüler Hornung vorzeitig aus dem Win- terschlaf reißt, dann lebendig aufblickte und aufsprang. Gegen den gutmüthigen Mehlhorn war aber auch Härte so leicht nicht anwend- bar; er stand da mit dem weißen Vollgesicht, so lauter Nachgeben, lauter Hochachten und Hoffen und Vaters-Frohlocken! Wenigstens der Teufel hätte ihn geschont.
Da ohnehin an kein Abschrecken vom Ge- vatterbitten mehr zu denken war: so überschüt- tete ihn der Doktor mit allem, was er Bestes, nämlich Geistiges hatte, mit Herzensliebe, Hochachtung, innern Freudenregungen und dergleichen verschwenderisch, gleichsam mit ei-
ſtarke Freude zu aͤußern, nur daß es ihm ſo leicht nicht wurde, auf die Schwefelpaſte ſeines Geſichts die leichten Roͤthelzeichnungen eines matten Freudenroths hinzuwerfen; beſonders wenn man bedenkt, daß er auf ſeinem Janus- Geſicht zwey einander deckende Gefuͤhle zu be- herbergen hatte, Luſt und Unluſt. Kurz er bracht’ es bald dahin, daß er, da er anfangs ſo verbluͤft umher ſah wie ein Hamſter, den ein ſchwuͤler Hornung vorzeitig aus dem Win- terſchlaf reißt, dann lebendig aufblickte und aufſprang. Gegen den gutmuͤthigen Mehlhorn war aber auch Haͤrte ſo leicht nicht anwend- bar; er ſtand da mit dem weißen Vollgeſicht, ſo lauter Nachgeben, lauter Hochachten und Hoffen und Vaters-Frohlocken! Wenigſtens der Teufel haͤtte ihn geſchont.
Da ohnehin an kein Abſchrecken vom Ge- vatterbitten mehr zu denken war: ſo uͤberſchuͤt- tete ihn der Doktor mit allem, was er Beſtes, naͤmlich Geiſtiges hatte, mit Herzensliebe, Hochachtung, innern Freudenregungen und dergleichen verſchwenderiſch, gleichſam mit ei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0066"n="60"/>ſtarke Freude zu aͤußern, nur daß es ihm ſo<lb/>
leicht nicht wurde, auf die Schwefelpaſte ſeines<lb/>
Geſichts die leichten Roͤthelzeichnungen eines<lb/>
matten Freudenroths hinzuwerfen; beſonders<lb/>
wenn man bedenkt, daß er auf ſeinem Janus-<lb/>
Geſicht zwey einander deckende Gefuͤhle zu be-<lb/>
herbergen hatte, Luſt und Unluſt. Kurz er<lb/>
bracht’ es bald dahin, daß er, da er anfangs<lb/>ſo verbluͤft umher ſah wie ein Hamſter, den<lb/>
ein ſchwuͤler Hornung vorzeitig aus dem Win-<lb/>
terſchlaf reißt, dann lebendig aufblickte und<lb/>
aufſprang. Gegen den gutmuͤthigen Mehlhorn<lb/>
war aber auch Haͤrte ſo leicht nicht anwend-<lb/>
bar; er ſtand da mit dem weißen Vollgeſicht,<lb/>ſo lauter Nachgeben, lauter Hochachten und<lb/>
Hoffen und Vaters-Frohlocken! Wenigſtens<lb/>
der Teufel haͤtte ihn geſchont.</p><lb/><p>Da ohnehin an kein Abſchrecken vom Ge-<lb/>
vatterbitten mehr zu denken war: ſo uͤberſchuͤt-<lb/>
tete ihn der Doktor mit allem, was er Beſtes,<lb/>
naͤmlich Geiſtiges hatte, mit Herzensliebe,<lb/>
Hochachtung, innern Freudenregungen und<lb/>
dergleichen verſchwenderiſch, gleichſam mit ei-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[60/0066]
ſtarke Freude zu aͤußern, nur daß es ihm ſo
leicht nicht wurde, auf die Schwefelpaſte ſeines
Geſichts die leichten Roͤthelzeichnungen eines
matten Freudenroths hinzuwerfen; beſonders
wenn man bedenkt, daß er auf ſeinem Janus-
Geſicht zwey einander deckende Gefuͤhle zu be-
herbergen hatte, Luſt und Unluſt. Kurz er
bracht’ es bald dahin, daß er, da er anfangs
ſo verbluͤft umher ſah wie ein Hamſter, den
ein ſchwuͤler Hornung vorzeitig aus dem Win-
terſchlaf reißt, dann lebendig aufblickte und
aufſprang. Gegen den gutmuͤthigen Mehlhorn
war aber auch Haͤrte ſo leicht nicht anwend-
bar; er ſtand da mit dem weißen Vollgeſicht,
ſo lauter Nachgeben, lauter Hochachten und
Hoffen und Vaters-Frohlocken! Wenigſtens
der Teufel haͤtte ihn geſchont.
Da ohnehin an kein Abſchrecken vom Ge-
vatterbitten mehr zu denken war: ſo uͤberſchuͤt-
tete ihn der Doktor mit allem, was er Beſtes,
naͤmlich Geiſtiges hatte, mit Herzensliebe,
Hochachtung, innern Freudenregungen und
dergleichen verſchwenderiſch, gleichſam mit ei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/66>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.