Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

reelleres? -- Könige, die sonst von Päbsten ge¬
quält wurden, werden jezt von Päbstinnen beglückt;
und wenn jene höchstens einen oder ein Paar Könige
schufen, werden nicht die Könige unter den meisten
europäischen Thronhimmeln von Päbstinnen formirt,
und zwar in niedlichem Taschenformat bis sie aus der
Laufschüssel nach und nach heranwachsen, daß sie so
lang sind wie ich oder ihr Thron? -- Küssen wir ih¬
nen nicht den Pantoffel öfter als dem seeligsten Va¬
ter, maßen die zwei Arme vom Professor Moskati
zu Padua längst, als zwei Vorderfüße befunden wor¬
den, auf deren lederne oder seidne Schuhe wir alle
Wochen unsre Lippen drücken? -- Legen nicht Pabst
und Päbstin den alten Namen ab, wenn sie den
Thron beschreiten, den der eine durch Alter, die an¬
dre durch Jugend behauptet? -- Und wenns wahr
wäre, daß Pabst und Päbstin ursprünglich nur Bi¬
schöffe einer Provinz (eines Mannes) seyn sollen und
daß es weiter keine Päbstin giebt als die gute Jo¬
hanna; würd' ich wohl gerade das Gegentheil öf¬
fentlich in einem Extrablättgen oder heimlich zu Ih¬
nen zu sagen wagen, durchlauchtige Aebtissin? --

Ende des Extrablatts.


reelleres? — Koͤnige, die ſonſt von Paͤbſten ge¬
quaͤlt wurden, werden jezt von Paͤbſtinnen begluͤckt;
und wenn jene hoͤchſtens einen oder ein Paar Koͤnige
ſchufen, werden nicht die Koͤnige unter den meiſten
europaͤiſchen Thronhimmeln von Paͤbſtinnen formirt,
und zwar in niedlichem Taſchenformat bis ſie aus der
Laufſchuͤſſel nach und nach heranwachſen, daß ſie ſo
lang ſind wie ich oder ihr Thron? — Kuͤſſen wir ih¬
nen nicht den Pantoffel oͤfter als dem ſeeligſten Va¬
ter, maßen die zwei Arme vom Profeſſor Moſkati
zu Padua laͤngſt, als zwei Vorderfuͤße befunden wor¬
den, auf deren lederne oder ſeidne Schuhe wir alle
Wochen unſre Lippen druͤcken? — Legen nicht Pabſt
und Paͤbſtin den alten Namen ab, wenn ſie den
Thron beſchreiten, den der eine durch Alter, die an¬
dre durch Jugend behauptet? — Und wenns wahr
waͤre, daß Pabſt und Paͤbſtin urſpruͤnglich nur Bi¬
ſchoͤffe einer Provinz (eines Mannes) ſeyn ſollen und
daß es weiter keine Paͤbſtin giebt als die gute Jo¬
hanna; wuͤrd' ich wohl gerade das Gegentheil oͤf¬
fentlich in einem Extrablaͤttgen oder heimlich zu Ih¬
nen zu ſagen wagen, durchlauchtige Aebtiſſin? —

Ende des Extrablatts.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0140" n="104"/><hi rendition="#g">reelleres</hi>? &#x2014; Ko&#x0364;nige, die &#x017F;on&#x017F;t von Pa&#x0364;b&#x017F;ten ge¬<lb/>
qua&#x0364;lt wurden, werden jezt von Pa&#x0364;b&#x017F;tinnen beglu&#x0364;ckt;<lb/>
und wenn jene ho&#x0364;ch&#x017F;tens einen oder ein Paar Ko&#x0364;nige<lb/>
&#x017F;chufen, werden nicht die Ko&#x0364;nige unter den mei&#x017F;ten<lb/>
europa&#x0364;i&#x017F;chen Thronhimmeln von Pa&#x0364;b&#x017F;tinnen formirt,<lb/>
und zwar in niedlichem Ta&#x017F;chenformat bis &#x017F;ie aus der<lb/>
Lauf&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el nach und nach heranwach&#x017F;en, daß &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
lang &#x017F;ind wie ich oder ihr Thron? &#x2014; Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir ih¬<lb/>
nen nicht den Pantoffel o&#x0364;fter als dem &#x017F;eelig&#x017F;ten Va¬<lb/>
ter, maßen die zwei Arme vom Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Mo&#x017F;kati</hi><lb/>
zu Padua la&#x0364;ng&#x017F;t, als zwei Vorderfu&#x0364;ße befunden wor¬<lb/>
den, auf deren lederne oder &#x017F;eidne Schuhe wir alle<lb/>
Wochen un&#x017F;re Lippen dru&#x0364;cken? &#x2014; Legen nicht Pab&#x017F;t<lb/>
und Pa&#x0364;b&#x017F;tin den alten <hi rendition="#g">Namen</hi> ab, wenn &#x017F;ie den<lb/>
Thron be&#x017F;chreiten, den der eine durch Alter, die an¬<lb/>
dre durch Jugend behauptet? &#x2014; Und wenns wahr<lb/>
wa&#x0364;re, daß Pab&#x017F;t und Pa&#x0364;b&#x017F;tin ur&#x017F;pru&#x0364;nglich nur Bi¬<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ffe einer Provinz (eines Mannes) &#x017F;eyn &#x017F;ollen und<lb/>
daß es weiter keine Pa&#x0364;b&#x017F;tin giebt als die gute Jo¬<lb/><hi rendition="#g">hanna</hi>; wu&#x0364;rd' ich wohl gerade das Gegentheil o&#x0364;<lb/>
fentlich in einem Extrabla&#x0364;ttgen oder heimlich zu Ih¬<lb/>
nen zu &#x017F;agen wagen, durchlauchtige Aebti&#x017F;&#x017F;in? &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ende des Extrablatts.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0140] reelleres? — Koͤnige, die ſonſt von Paͤbſten ge¬ quaͤlt wurden, werden jezt von Paͤbſtinnen begluͤckt; und wenn jene hoͤchſtens einen oder ein Paar Koͤnige ſchufen, werden nicht die Koͤnige unter den meiſten europaͤiſchen Thronhimmeln von Paͤbſtinnen formirt, und zwar in niedlichem Taſchenformat bis ſie aus der Laufſchuͤſſel nach und nach heranwachſen, daß ſie ſo lang ſind wie ich oder ihr Thron? — Kuͤſſen wir ih¬ nen nicht den Pantoffel oͤfter als dem ſeeligſten Va¬ ter, maßen die zwei Arme vom Profeſſor Moſkati zu Padua laͤngſt, als zwei Vorderfuͤße befunden wor¬ den, auf deren lederne oder ſeidne Schuhe wir alle Wochen unſre Lippen druͤcken? — Legen nicht Pabſt und Paͤbſtin den alten Namen ab, wenn ſie den Thron beſchreiten, den der eine durch Alter, die an¬ dre durch Jugend behauptet? — Und wenns wahr waͤre, daß Pabſt und Paͤbſtin urſpruͤnglich nur Bi¬ ſchoͤffe einer Provinz (eines Mannes) ſeyn ſollen und daß es weiter keine Paͤbſtin giebt als die gute Jo¬ hanna; wuͤrd' ich wohl gerade das Gegentheil oͤf¬ fentlich in einem Extrablaͤttgen oder heimlich zu Ih¬ nen zu ſagen wagen, durchlauchtige Aebtiſſin? — Ende des Extrablatts.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/140
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/140>, abgerufen am 21.11.2024.