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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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gegenwärtigen Kasus an: "gegenwärtiger H. Flö߬
"inspektor Peuschel zeche gern, Wein aber -- es
"habe nichts verfangen, daß die Frau Inspektorin
"(-- denn schonende Diskretion war nie auf Hop¬
"pedizels Lippen --) ihn habe umbessern wollen
"durch einen lebendigen Frosch, den sie in seinem
"Wein krepiren lassen. Er selber habe daher heute
"Hand angelegt, ihm das Nippen zu verleiden.
"Denn er habe zum Glück einen Blasenstein -- so
"dick wie eine Muskatellerbirn -- aus dem Univer¬
"sitätskadaver geschnitten: den hab' er zu einer
"Trinkurne ausgebohret und Hr. Peuscheln wei߬
"gemacht, aus Lawa sei sie -- heute habe er sei¬
"nen vomirenden Freund ächten ungarischen Aus¬
"bruch daraus saugen lassen -- damit es ihn nun
"geekelt und zu einem andern Ausbruch genöthigt
"hätte, hab' er's vor einem Paar Minuten dem
"Patienten dargethan, daß das vulkanische Spitz¬
"glas wahrer Harn oder Nierenstein gewesen. Und
"er hoffe, sein Freund schlage sich das urinöse Stein¬
"gut eine Zeitlang nicht aus dem Kopf." Der
Professor gieng den Inspektor an, ihm den Gefal¬
len zu thun, und, sobald der Ekel nachliesse, heute
Abends in der Gesellschaft des Hrn. Rittmeisters zu
einem Löffel voll Suppe da zu bleiben.

gegenwaͤrtigen Kaſus an: „gegenwaͤrtiger H. Floͤ߬
„inſpektor Peuſchel zeche gern, Wein aber — es
„habe nichts verfangen, daß die Frau Inſpektorin
„(— denn ſchonende Diſkretion war nie auf Hop¬
„pedizels Lippen —) ihn habe umbeſſern wollen
„durch einen lebendigen Froſch, den ſie in ſeinem
„Wein krepiren laſſen. Er ſelber habe daher heute
„Hand angelegt, ihm das Nippen zu verleiden.
„Denn er habe zum Gluͤck einen Blaſenſtein — ſo
„dick wie eine Muskatellerbirn — aus dem Univer¬
„ſitaͤtskadaver geſchnitten: den hab' er zu einer
„Trinkurne ausgebohret und Hr. Peuſcheln wei߬
„gemacht, aus Lawa ſei ſie — heute habe er ſei¬
„nen vomirenden Freund aͤchten ungariſchen Aus¬
„bruch daraus ſaugen laſſen — damit es ihn nun
„geekelt und zu einem andern Ausbruch genoͤthigt
„haͤtte, hab’ er’s vor einem Paar Minuten dem
„Patienten dargethan, daß das vulkaniſche Spitz¬
„glas wahrer Harn oder Nierenſtein geweſen. Und
„er hoffe, ſein Freund ſchlage ſich das urinoͤſe Stein¬
„gut eine Zeitlang nicht aus dem Kopf.“ Der
Profeſſor gieng den Inſpektor an, ihm den Gefal¬
len zu thun, und, ſobald der Ekel nachlieſſe, heute
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[120/0156] gegenwaͤrtigen Kaſus an: „gegenwaͤrtiger H. Floͤ߬ „inſpektor Peuſchel zeche gern, Wein aber — es „habe nichts verfangen, daß die Frau Inſpektorin „(— denn ſchonende Diſkretion war nie auf Hop¬ „pedizels Lippen —) ihn habe umbeſſern wollen „durch einen lebendigen Froſch, den ſie in ſeinem „Wein krepiren laſſen. Er ſelber habe daher heute „Hand angelegt, ihm das Nippen zu verleiden. „Denn er habe zum Gluͤck einen Blaſenſtein — ſo „dick wie eine Muskatellerbirn — aus dem Univer¬ „ſitaͤtskadaver geſchnitten: den hab' er zu einer „Trinkurne ausgebohret und Hr. Peuſcheln wei߬ „gemacht, aus Lawa ſei ſie — heute habe er ſei¬ „nen vomirenden Freund aͤchten ungariſchen Aus¬ „bruch daraus ſaugen laſſen — damit es ihn nun „geekelt und zu einem andern Ausbruch genoͤthigt „haͤtte, hab’ er’s vor einem Paar Minuten dem „Patienten dargethan, daß das vulkaniſche Spitz¬ „glas wahrer Harn oder Nierenſtein geweſen. Und „er hoffe, ſein Freund ſchlage ſich das urinoͤſe Stein¬ „gut eine Zeitlang nicht aus dem Kopf.“ Der Profeſſor gieng den Inſpektor an, ihm den Gefal¬ len zu thun, und, ſobald der Ekel nachlieſſe, heute Abends in der Geſellſchaft des Hrn. Rittmeiſters zu einem Loͤffel voll Suppe da zu bleiben.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/156>, abgerufen am 24.11.2024.